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FC Augsburg: Andreas Ottl: Der verhinderte Stratege

FC Augsburg

Andreas Ottl: Der verhinderte Stratege

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    >Ein nachdenklicher Andreas Ottl. Bisher konnte der ehemalige Bayern-Spieler die hohen Erwartungen, die an ihn gerichtet sind, noch nicht erfüllen.
    >Ein nachdenklicher Andreas Ottl. Bisher konnte der ehemalige Bayern-Spieler die hohen Erwartungen, die an ihn gerichtet sind, noch nicht erfüllen. Foto: Ulrich Wagner

    An sein erstes und bisher einziges Spiel in der SGL-Arena kann sich Andreas Ottl, 27, ohne Probleme erinnern. Mit dem 1. FC Nürnberg war der Fußballprofi am 16. Mai 2010 zum Rückspiel in der Bundesliga-Relegation angereist. Das Hinspiel hatte der FCA mit 0:1 verloren. Ottl weiß noch genau, wie Ibrahima Traoré nach einem Foul an Juri Judt vom Platz flog und wie Maxim Choupo-Moting (63.) mit einem Foulelfmeter den 2:0-Endstand erzielte. Nürnberg blieb erstklassig, der Aufstieg des FCA war um ein Jahr verschoben worden.

    „Ich denke, wir sind in den zwei Spielen unserer Favoritenrolle gerecht geworden“, schaut Ottl knapp zweieinhalb Jahre später zurück. Dass er jetzt beim Aufeinandertreffen der beiden Teams am Sonntag (15.30 Uhr) in Nürnberg das FCA-Trikot tragen wird, das hätte damals wohl niemand in der ausverkauften Arena gedacht.

    Denn Ottl war nur ein halbes Jahr vom FC Bayern ausgeliehen, dorthin kehrte er dann zurück, ehe er über Hertha BSC den Weg nach Augsburg fand. Fußball ist eben ein schnelllebiges Geschäft.

    Ottl derzeit kein Stammspieler

    Ob Ottl am Sonntag allerdings spielen darf, ist eher fraglich. Er hat derzeit seinen Stammplatz im defensiven Mittelfeld an Kevin Vogt, 21, verloren. Mit Vogt spielte der FCA 0:0 in Hoffenheim und gewann 3:1 gegen Bremen. Zuvor stand Ottl fünfmal in der Startelf, fünfmal blieb der FCA sieglos.

    Ottl schaffte es noch nicht, seine ihm zugedachte Rolle als Führungsspieler auszufüllen, das blauäugige Nach-vorne-Rennen in den ersten Spielen zu unterbinden und damit die Löcher im Mittelfeld zu stopfen. Wohl auch, weil er noch genug mit sich selbst zu tun hatte. „Du kommst in einen neuen Verein, in eine neue Mannschaft, da muss man sich erst an die Begebenheiten und die Spielweise gewöhnen.“ Der FC Augsburg trauert um

    Aber auch Trainer Markus Weinzierl war noch auf der Suche nach der Stabilität. Zuletzt verordnete er eine defensivere Spielweise und ersetzte den spielerisch besseren Ottl durch den robusten Vogt. Mit Erfolg. Trotzdem bleibt Ottl entspannt: „Er hat mit mir gesprochen. Es ist in Ordnung, dass er etwas ändern musste, als der Erfolg in den ersten Spielen ausgeblieben ist.“

    Nicht wenige FCA-Fans atmeten nach Ottls Demission durch. Er war für sie zum Symbol für den Fehlstart geworden. Hatte seine Vita große fußballerische Begehrlichkeiten. Ottl spielte fast sein ganzes bisheriges Fußball-Leben beim FC Bayern München. Dreimal gewann er mit dem Rekordmeister das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal, 2006, 2008 und 2010, stand bei 20 Champions-League-Spielen auf dem Platz. Ottl sollte jetzt das Bayern-Abonnement zum Siegen auch auf den FCA übertragen. Zudem wurde Ottl immer wieder mit Hajime Hosogai verglichen. Die Bayer-Ausleihe war in der vergangenen Saison der japanische Motor im Augsburger Mittelfeld und Publikumsliebling, ehe er nach Leverkusen zurückkehrte.

    Ottl ist weder ein Dauerläufer wie Hosogai noch ein vor Einfällen sprühender Spielgestalter. Das war er nie. Im Münchner Glamour-Kader leistete Ottl über Jahre die Zuarbeiter-Dienste im immer hochkarätig besetzten Mittelfeld. Und kam so trotz aller van Bommels, Schweinsteigers oder Müllers auf 120 Bundes- und 20 Champions-League-Spiele. „Ich war nie die 1a-Lösung, egal bei was für einem Trainer, aber ich habe immer meine Spiele gemacht“, sagt Ottl. Die Süddeutsche Zeitung nannte ihn „den Verlässlichen“. Mit diesem Attribut kann er gut leben: „Das ist ein wunderbares Lob, ich bin einer, der unauffällig seine Arbeit macht.“

    Weinzierl schätzt die Fähigkeiten seines Mittelfeldspielers

    Seine Stärke ist nicht der überraschende Pass in die Spitze, der auch viel Risiko in sich birgt. Dafür hat er eine Passquote von fast 88 Prozent. Manchmal wirkt er beim Umschalten behäbig, dafür sorgt er dafür, dass bei Ballverlust eine Absicherung vorhanden ist. Er geht nicht verbissen in die Zweikämpfe, doch hat er ein Auge für die Situation.

    Vorzüge, die Trainer Markus Weinzierl schätzt. Darum hat er Ottl auch nach Augsburg geholt: „Er hat eine geringe Fehlerquote, eine gute Passsicherheit und er ist ein Stratege, der ein Spiel lesen kann.“ Ein noch verhinderter Stratege. Sollte sich das FCA-Spiel aber weiter stabilisieren, wird auch Ottl wieder ins Team zurückfinden. Ottl selbst bleibt gelassen: „Ich habe in der Länderspielpause gut trainiert und bin bereit zu spielen.“ FCA Testspiel gegen

    Dass Ottls Qualitäten auch im Abstiegskampf durchaus helfen können, bewies er in Nürnberg, als er in der Winterpause kam. Er stand bei allen 17 Punktspielen und bei den beiden Relegationsspielen auf dem Platz und hatte großen Anteil daran, dass der Club erstklassig blieb. Auch bei der Hertha schien alles optimal zu laufen. In der Vorrunde absolvierte er unter Trainer Markus Babbel alle 17 Spiele auf dem Platz, Hertha holte 20 Punkte. Doch dann musste Babbel gehen, Ottl war draußen und musste hilflos zusehen, wie die Hertha abstieg.

    Beim FCA wird dies nicht passieren, ist sich Andreas Ottl sicher. „Wir müssen drei Vereine hinter uns lassen, wer das ist, interessiert mich nicht.“ Er hat nur ein Ziel mit dem FCA – den Klassenerhalt.

    Notfalls auch über die Relegation. Dann will er aber anders feiern als 2010 in der SGL-Arena. Zwei Stunden brauchte er damals bei der Dopingkontrolle. Deswegen verpasste er dann auch die spontane Nichtabstiegsfeier seiner Kollegen im Bus. Er musste mit Manager Martin Bader im Auto hinterherfahren.

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