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Lehrstellenoffensive: Sein ehemaliger Chef ist nun sein Angestellter

Lehrstellenoffensive

Sein ehemaliger Chef ist nun sein Angestellter

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    Sein ehemaliger Chef ist nun sein Angestellter
    Sein ehemaliger Chef ist nun sein Angestellter

    Nach einem Praktikum in der achten Klasse wusste Dominik Keder sofort, was er beruflich machen will. Etwas Handwerkliches sollte es sein, das war schon vorher klar. Der Schüler aus Pfaffenhofen im Landkreis Neu-Ulm sammelte damals in einem Betrieb für Heizung, Sanitär und Klima, der dem Vater eines Freundes gehörte, seine ersten Erfahrungen.

    Und hat danach nahezu jeden freien Tag dort verbracht. „Meine Mutter hat mich irgendwann gefragt, ob ich mir nicht ein Bett in die Werkstatt stellen will“, sagt der heute 30-Jährige. Keine Frage, dass er seine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ebenfalls dort machte.

    Keder: Die Meisterschule neben der Arbeit zu absolvieren, war hart

    Dass er eines Tages den Betrieb, in dem er seit seiner Schulzeit verwurzelt ist, übernehmen würde, hat Keder anfangs jedoch nicht geahnt. Zwar hatte sein Chef ihn vor neun Jahren dazu überredet, seinen Meister zu machen. Dass er dabei schon an eine Geschäftsübergabe gedacht hat, glaubt Keder aber nicht.

    Die Meisterschule neben der Arbeit zu absolvieren, sei „ganz schön hart“ gewesen. Jeden Freitag und Samstag ging es in die Schule – und das für zwei Jahre. „Ich hätte es auch Vollzeit machen können. Aber ich wollte nicht auf mein gewohntes Gehalt verzichten“, sagt Keder und lacht. Trotz der anstrengenden Phase war ihm klar, dass er den Meisterkurs durchziehen möchte. „Ich wusste schon kurz nach meiner Ausbildung, dass ich nicht für immer Angestellter bleiben will.“

    Darüber hatte er mit seinem Chef nach dem Bestehen seiner Meisterprüfung auch ganz offen gesprochen. Gemeinsam fanden sie eine ungewöhnliche Lösung: Bis er den Meisterbrief für 40 Jahre im Beruf erhalten würde, wollte sein Chef noch arbeiten, dann könnten die beiden die Rollen tauschen. So kam es dann auch. Seit August vergangenen Jahres ist Dominik Keder der Firmeninhaber von Josef Bolkart Heizung, Sanitär und Spenglerei – der Name hat sich nicht verändert. Der vorherige Leiter ist nun sein Angestellter und unterstützt seinen Schützling weiterhin.

    Streit zwischen den beiden gibt es nicht

    Das klingt zunächst nach einer Menge Konfliktpotenzial. Streitereien zwischen den beiden gebe es aber nicht. „Ich war selbst ein wenig überrascht, wie gut es läuft“, sagt Keder. Die Zusammenarbeit funktioniere sehr gut. Gerade wenn ein Kunde eine ältere Anlage besitzt, sei die Erfahrung seines Chefs von Vorteil.  Auch wenn es etwas mehr Arbeit sei als vorher, gefällt es Keder, selbstständig zu sein. „Ich kann mir die Zeit jetzt frei einteilen und der Verdienst ist natürlich auch ein Vorteil.“

    In seinem Beruf einen Lehrling zu finden, ist allerdings nicht so einfach. Das hat Dominik Keder schon vor seiner Zeit als Chef mitbekommen. Gerne würde er jedes Jahr ausbilden, aber teils gebe es keinen einzigen Interessenten. „Dabei macht die Arbeit wirklich Spaß.“ Man müsse viel nachdenken, habe Kontakt mit Kunden und lerne ständig dazu. Gerade für technikbegeisterte junge Menschen sei der Job interessant. Durch die vielen Häuser, die momentan neu gebaut werden, seien die Auftragsbücher auch gut gefüllt. „Wir bauen beispielsweise Badezimmer in Neubauten ein oder installieren Wärmepumpen und Lüftungsanlagen“, beschreibt Keder die tägliche Arbeit.

    Hürden sind dazu da, überwunden zu werden. Das gilt gerade auch beim Berufseinstieg. Mit der Lehrstellenoffensive unserer Zeitung wollen wir junge Menschen auf dem Weg in den Beruf unterstützen. Es ist eine gemeinsame Aktion mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben, der Handwerkskammer für Schwaben sowie den Arbeitsagenturen der Region. Alle Informationen zur Lehrstellenoffensive gibt es unter www.leo-bayern.de.

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