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Königsbrunn: Klassenzimmer in Königsbrunn lösen Kopfweh und Atemnot aus

Königsbrunn

Klassenzimmer in Königsbrunn lösen Kopfweh und Atemnot aus

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    Die Tischplatten und die – hier bereits ausgebaute – Schallschutzdecken in den Königsbrunner Klassenzimmern sollen in erster Linie die Formaldehydbelastung verursachen.
    Die Tischplatten und die – hier bereits ausgebaute – Schallschutzdecken in den Königsbrunner Klassenzimmern sollen in erster Linie die Formaldehydbelastung verursachen. Foto: Hermann Schmid

    In der Mittelschule Königsbrunn herrscht dicke Luft – in den Zimmern eines 2004 gebauten Schulhauses: Kinder klagen über Konzentrationsschwäche, Schwindel, Kopfschmerzen und Atemnot, berichten Eltern. Wer sich etwa eine Viertelstunde in den Zimmern aufhält, spürt den dumpfen Geruch, der sich schwer definieren lässt.

    Fast zwei Jahre lang hat die Stadt Königsbrunn ein Umweltlabor nach den Ursachen fahnden lassen. Vor einigen Wochen wurden Eltern auf die Situation aufmerksam – und schlugen Alarm. Jetzt will die Stadt zügig Tischplatten und Schallschutzdecken in den Klassenzimmern auswechseln lassen.

    Die hat nämlich Umweltanalyst Dr. Michael Carl als Hauptquelle für erhöhte Formaldehyd-Werte in der Luft ausgemacht. Daneben tragen laut Carl auch flüchtige organische Verbindungen (VOC) und Essigsäure, die aus dem vielfach verbauten Eichenholz entweicht, zur schlechten Luft bei.

    Formaldehyd soll Krebs auslösen

    Formaldehyd wird häufig in der Kunststoffproduktion verwendet, ihm wird eine krebsauslösende Wirkung zugeschrieben. 2006 stellte das Bundesinstitut für Risikobewertung fest: „Bei Raumluftwerten von oder unterhalb von 124 Mikrogramm Formaldehyd pro Kubikmeter ist praktisch keine krebsauslösende Wirkung mehr zu erwarten. Bei wiederholter, deutlicher Überschreitung dieses Wertes können gesundheitliche Risiken bestehen.“

    Carl hat bei wiederholten Messungen in den Klassenzimmern einen Wert um 100 Mikrogramm pro Kubikmeter ermittelt. Als Hauptquelle für VOC machte er einen „Biofa-Intensivölreiniger“ für den Holzboden aus. Der wurde schon 2013 aus der Schule verbannt. Und durch regelmäßiges Stoßlüften, so Carl, könne der Formaldehyd-Wert auf 30 bis 40 Mikrogramm gesenkt werden. Das hätten seine Messungen bestätigt.

    Nur lüften ist den Eltern nicht genug

    Aber der Lösungsansatz Lüften, das zeigte am Montag ein Infoabend in der Schule, ist den Eltern nicht genug. Für sie ist nicht nachvollziehbar, dass man 22 Monate lang gemessen, die Quellen der Luftbelastung aber nicht beseitigt hat. Der Hinweis von Bürgermeister Franz Feigl, er wolle die Urheber der Misere zur Kasse bitten und müsse sich mit ihnen über die Beweissicherung zum Schadensersatz abstimmen, ließ ein Vater nicht gelten: „Das ist uns egal. Uns geht es um die Gesundheit unserer Kinder!“

    Auch wenn die Eltern die Messergebnisse des Umweltlabors nicht bezweifelten, so kritisierten sie doch, dass die Stadt ihre Kinder monatelang in einer unguten Lernumgebung unterrichten ließ. Das regelmäßige Stoßlüften habe zu kühlen Temperaturen in den Zimmern geführt – auch weil die Schule notorisch schlecht geheizt ist. Und die Entfernung von Akustikdecken schafft neue Probleme: Jetzt hallt es in den Klassenzimmern „wie in einer Kathedrale“, so ein Lehrer. Auch das beeinträchtige die Lernkonzentration. Bis Januar 2016 will die Stadt nun für Ersatz sorgen.

    Schule ist ein Sorgenkind

    Die 2004 eröffnete Schule bereitet der Stadt schon mehrfach Sorgen. Seit 2006 ist der südliche Schulhof gesperrt, weil Fassadenplatten locker sind und sich der Rechtsstreit hinzieht. Lange musste nach einem Leck im Dach der Turnhalle gesucht werden. Der Sonnenschutz in der verglasten Westfront der Turnhalle funktioniert nicht, die Halle heizt sich oft unerträglich auf. Nachträglich musste auch die Akustik in der Aula verbessert werden.

    Ironie der Geschichte: 2006 wurde der Bau des Stuttgarter Büros kaag+schwarz architekten vom Bund Deutscher Architekten Augsburg-Schwaben mit einem Thomas-Wechs-Preis für besonders gelungenes Bauen ausgezeichnet.

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