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Walkertshofen: Einblick in Staudenbräu: Ein-Mann-Betrieb nach alter Väter Sitte

Walkertshofen

Einblick in Staudenbräu: Ein-Mann-Betrieb nach alter Väter Sitte

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    Montag ist beim Staudenbräu Abfülltag. Da hat Franz Schorer alle Hände voll zu tun.
    Montag ist beim Staudenbräu Abfülltag. Da hat Franz Schorer alle Hände voll zu tun. Foto: Reinhold Radloff

    Es rappelt und klirrt. Flaschen schlagen aneinander, Motoren treiben sie voran, Maschinen füllen sie ab, etikettieren sie, stopfen sie in Kisten. Der Rest ist Handarbeit. In der Abfüllerei des Staudenbräu in Walkertshofen ist richtig was los. Aber eigentlich nur montags. Dann kommt das Bier nach viel Vorarbeit endlich in die Flaschen.

    Weil es an diesem Tag so viel zu tun gibt, ist nicht nur, wie sonst, der Chef Franz Schorer (34) da, sondern auch der Rest der Familie. „Wenn beim Abfüllen nicht alle zusammen helfen, geht‘s nicht“, sagt er. Der Montag wird für ihn stets der längste Tag in der Woche. „Ich bin schon um zwei Uhr in der Nacht in der Brauerei und bereite alles vor: Maschinen putzen und spülen. Als Brauer bist du eine halbe Putzfrau.“

    Da ist Schorer das Filtrieren des Biers vor dem Abfüllen schon lieber. Er hat sein Handwerk von klein auf gelernt, ganz klein: „Ich war wie meine Kinder jetzt auch, immer in der Brauerei dabei. Das war toll.“ Schorer begann 1996 seine Lehre zu Hause, machte anschließend ein paar Praktika, 2003 seinen Brauer- und Mälzermeister und ging dann ein paar Jahre „fremd“ beim Weinhandel Hauser in Fischach. “Ich wollte einfach mal was anders sehen, bevor ich den Betrieb übernehme“, erzählt er. 2011 war es dann soweit. Heute führt er in achter Generation das Unternehmen, traditionsbewusst wie auch sein Vorname: Franz. „Alle vor mir hießen so. Und mein Sohn Max heißt auch so, allerdings erst mit Zweitnamen.

    Viel Verwaltungsarbeit und ein paar neue Biersorten

    Ob sich in den vergangenen fünf Jahren viel geändert hat? „Nein, außer dass unglaublich viel Verwaltungsarbeit und ein paar Biersorten dazugekommen sind.“

    Mit dem Reinheitsgebot nimmt es der Brauer sehr ernst: „Bei mir kommt nichts anderes ins Bier als Wasser aus unserem eigenen Tiefbrunnen, Hopfen, Malz und Hefe, und zwar nach der seit 1846 unveränderten Familienrezeptur.“

    Eines der Ergebnisse heißt „Staudengold“ und erfreut sich bei seinen Kunden wachsender Beliebtheit, auch wenn dieses „nur“ drei Monate haltbar ist, und nicht ein Jahr, wie bei manchen Großbrauereien. „Die setzen Stabilisatoren zu. Das kommt für mich ebenso wenig in Frage wie die Beimischung von Fruchtextrakten oder ähnliches. Ich hege und pflege mein Bier auch noch acht Wochen lang in Tanks, bevor es in Flaschen kommt. Aus Kostengründen sparen sich das andere. Das schmeckt man aber auch.“

    Der Abfülltag ist geschafft, für den Braumeister nach etwa 16 Stunden. Trotzdem steht er am nächsten Morgen um sechs wieder in der Brauerei. Dienstag und Mittwoch fährt der Braumeister selbst aus, am Donnerstag und Freitag braut er, am Wochenende wartet die verhasste Büroarbeit. Langweilig wird es ihm nie in seinem Ein-Mann-Betrieb. „Es macht Spaß, sonst würde ich die viele Arbeit nicht auf mich nehmen“, sagt er und zeigt auf seine Brauerei: „Hier bin ich mein eigener Herr und kann mir meine Zeit einteilen wie ich will.“ Dann nimmt er eine Bierflasche und sagt stolz: „Ein eigenes Produkt herzustellen, das ist schon etwas ganz Besonderes.“

    „Ich bin Handwerker, das ist es, was ich will“

    In einem Großkonzern arbeiten, das kommt für Franz Schorer nicht in Frage. „Ich bin Handwerker, das ist es, was ich will. Das ist für mich eine Herzensangelegenheit.“ Deshalb kommt es für ihn auch nicht in Frage, seine Brauerei aufzugeben auch wenn ihn die Kosten manchmal aufzufressen drohen, zum Beispiel für die neue Biomassen-Heizung oder Defekte an Maschinen.

    Und reparieren, das mag der 34-Jährige Vater zweier Söhne gar nicht. „Das kostet mich so viel Zeit, dass ich es bisher auch nicht geschafft habe, meine Freundin zu heiraten“, sagt er augenzwinkernd. Dieses Thema schiebt er vor sich her.

    Eigentlich stellt man sich einen Brauer optisch ja eher wohl genährt mit dem sprichwörtlichen Bierbauch vor. Mit diesem Klischee kann Schorer allerdings gar nicht dienen, im Gegenteil. Ob das an seinen Hobby Fußball liegt? „Eher nicht. So trainingseifrig bin ich auch wieder nicht“, sagt er. Sein selbstgebrautes Bier trinkt er natürlich schon, vor allem zur Brotzeit schmeckt es ihm. „Während der Arbeit kann man sich heute eine paar Halbe nicht mehr leisten“, betont er. Ganz anders ist das natürlich bei den Gästen im Bräustüberl. „Wir haben noch einen richtigen Dorfstammtisch. Da geht es manchmal hoch her. Neulich hatte einer in fröhlicher Runde 17 Biere getrunken. Dann sagte er: ‘Franz, gib mir ein Radler, ich muss ja noch heimfahren.‘

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