Der antisemitische Angriff auf einen Rabbiner in Berlin schockiert - es ist kein Einzelfall. Experten warnen vor zunehmender Gewalt gegen Juden. Der Zentralrat der Juden fordert deutlich mehr Konsequenzen.
Weltweit Empörung wegen Überfall auf Rabbiner
Sie hätten zwar öffentlich und gegenüber dem Zentralrat ihr Mitgefühl und ihre Abscheu über den Überfall ausgedrückt, sagte Ratspräsident Dieter Graumann der "Berliner Zeitung" (Freitag). "Worte des Mitgefühls sind schön und ehrlich gemeint. Aber Taten wären auch wichtig." Graumann fügte hinzu: "Ich würde mich freuen, wenn die Verbände sich endlich entschlossener gegen den Antisemitismus in den eigenen Reihen wenden würden."
Zentralrat appelliert nach Rabbiner-Überfall an Muslime
Die Integrationsbeauftragte der des Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), rief zu mehr Zivilcourage auf. "Jeder Einzelne ist gefordert, seinen Beitrag für ein gutes Miteinander zu leisten. Und zugleich in der Pflicht, aufzustehen, wenn Menschen aus welchen Gründen auch immer bedroht oder ausgegrenzt werden", sagte Böhmer der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitag). "Die Botschaft muss lauten: Für Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und Antisemitismus ist kein Platz in unserem Land."
Der Rabbiner war am Dienstagabend vor den Augen seiner Tochter im gutbürgerlichen Stadtteil Friedenau von vier Tätern, laut Polizei vermutlich arabischstämmige Jugendliche, zusammengeschlagen worden. Er erlitt einen Jochbeinbruch. Dem Mädchen drohten die Täter mit dem Tod. Anlass war möglicherweise, dass er die jüdische Kopfbedeckung Kippa trug.
Muslimische Jugendliche gingen auf Rabbiner in Berlin los
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Berlin, Gideon Joffe, sagte daraufhin: "Ich würde heute einem Juden nicht empfehlen, in jedem Stadtteil Berlins mit einer Kippa herumzulaufen." Die Amadeu-Antonio-Stiftung für demokratische Kultur sprach vone einer zunehmenden Zahl körperlicher Attacken junger Migranten gegen Juden.
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hatte Juden und Muslime aufgefordert, zusammenzustehen und Antisemitismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit den Kampf anzusagen. dpa/AZ