Wunschkennzeichen erhitzen derzeit bundesweit die Gemüter. Verkehrsminsiter Peter Ramsauer sieht in der freien Wahl von Nummernschildern durch Städte und Gemeinden den Ausdruck von Heimatverbundenheit begründet. Die Polizeigewerkschaft dagegen befürchtet bürokratisches Chaos und eine Zunahme von ungeklärten Straftaten. Gänzlich unverständlich wiederum ist all diese Aufregung unseren Nachbarn in Österreich. Seit 1989 sind Autokennzeichen dort frei wählbar - und der Staat verdient dabei nicht schlecht mit.
Kennzeichen dürfen nicht gegen Anstand verstoßen
"Bei uns werden die Kennzeichen Personenbezogen und nicht nach einzelnen Gemeinden vergeben", sagt Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des österreichischen Innenministeriums. Das bedeutet aber nicht, dass jeder auf sein Nummernschild einfach drucken lassen darf, was er will. "Eine wesentliche Bedingung ist, mit seiner Aussage nicht gegen den Anstand zu verstoßen", sagt Grundböck.
Auch sonst gibt es klare Regeln. Festgelegt sind zum Beispiel die Buchstaben am Anfang des Kennzeichens, die für den Verwaltungsbezirk stehen, in dem das Fahrzeug registriert ist. Das gleiche gilt für das Wappen des jeweiligen Bundeslandes, das an zweiter Stelle steht. Darauf folgt bei einem gewöhnlichen zugewiesenen Kennzeichen immer eine Kombination aus Ziffern und daran anschließend Zahlen. Bis zu sechs Zeichen sind möglich, je nach Einwohnerstärke des Bezirks.
Kombinationen wie "Jenny1" und "Haase 25" sind möglich
"Bei einem Wunschkennzeichen kann der Kunde die letzten sechs Zeichen bestimmen, wobei es sich immer um eine Abfolge aus Buchstaben und dann Zahlen handeln muss", erklärt Grundböck. Dadurch sind Kombinationen wie "Jenny 1", "Hase 25" oder "Waage 7" möglich. Besonders beliebt seien Kosenamen und scherzhafte Buchstaben- und Zahlenspiele. "Manche versuchen sogar, die Buchstaben des Bezirks mit in das gewünschte Wort zu integrieren", sagt Grundböck. Dies sei zum Beispiel bei dem Wiener Kennzeichen mit der eindeutig zweideutigen Beschriftung "W - IESO 6" der Fall.
Rund 500.000 Autos mit Wunschkennzeichen flitzen über die Straßen
Dennoch sollte sich jeder Autofahrer genau überlegen, ob ihm der Kosename seines Liebsten oder sein eigenes Sternzeichen der Aufpreis von rund 200 Euro Wert ist. Zumal ein normales Kennzeichen schon mit knapp 200 Euro zu Buche schlägt. Außerdem muss ein Wunschkennzeichen alle 15 Jahre neu beantragt werden. "Die individuellen Autoschilder sind bei uns allerdings sehr beliebt und machen im Alltag einen nicht unwesentlichen Anteil der insgesamt sechs Millionen zugelassenen Fahrzeuge aus", sagt Grundböck.
Allein unter den 450.000 Neuanmeldungen im vergangenen Jahr seien knapp 18.000 mit Sonderwünschen gewesen. Seitdem im Jahr 1989 Wunschkennzeichen eingeführt wurden, haben weit über 500.000 Personen ein solches beantragt. Einen Teil der so entstandenen Mehreinnahmen - immerhin 75 Millionen Euro - hat der österreichische Staat in die Verkehrssicherheit investiert.
Trubel in Österreich unverständlich
Aber auch davon abgesehen beurteilt Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck Wunschkennzeichen als begrüßenswert. Er kann den Trubel, der darum in Deutschland gemacht wird, nicht verstehen: "Wir haben absolut keine Probleme mit den Nummernschildern. Auch auf die Fahndung der Polizei haben sie keinen negativen Einfluss." Solange darauf geachtet werde, dass jedes Fahrzeug genau registriert wird, seien von dem System keine Gefahren zu befürchten.