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US-Wahlen 2016: Wie geht es Hillary Clinton wirklich?

US-Wahlen 2016

Wie geht es Hillary Clinton wirklich?

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    Dieses Foto zeigt Hillary Clinton, nachdem sie sich in der Wohnung ihrer Tochter von dem Schwächeanfall etwas erholt hat.
    Dieses Foto zeigt Hillary Clinton, nachdem sie sich in der Wohnung ihrer Tochter von dem Schwächeanfall etwas erholt hat. Foto: Brendan Smialowski, afp

    Eine schwere Erkrankung kommt immer zur Unzeit, aber diese ganz besonders. Nichts braucht Hillary Clinton derzeit weniger. Präsidentschaftskandidaten haben stark zu sein, unermüdlich, übermenschlich und von titanischer Kraft. Schwäche mag der Amerikaner eh nicht so gern – und nun die Diagnose einer Lungenentzündung, zwei Monate vor der Wahl.

    Vor laufenden Kameras liefert die demokratische Präsidentschaftskandidatin ungewollt die Bilder für eine Kampagne im Krisenmodus. Zwei Wochen vor der wichtigen ersten TV-Debatte kämpft sie ohnehin mit schrumpfenden Umfragewerten. Nun blühen Gerüchte um Clintons Gesundheitszustand – und befeuern Fragen nach der Transparenz ihrer Kampagne.

    Kein Kandidat kann derartige Schlagzeilen brauchen: „Clinton stolpert – wird ihr Wahlkampf folgen?“, titelt CNN. Die Los Angeles Times warnt vor „Hillary Clintons besorgniserregendem Taumel“. Und Politico stellt fest: „Aus einer Verschwörungstheorie wird ein legitimes

    Sonntagvormittag (Ortszeit) in New York, nach eineinhalb Stunden am schwülheißen Ground Zero, während der Gedenkfeier zum 15. Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001: Die 68-Jährige erleidet einen Schwächeanfall, bricht ihre Teilnahme ab. Ein Video zeigt, wie die ehemalige Außenministerin zu ihrem Fahrzeug schwankt, Secret-Service-Agenten greifen ihr unter die Arme. Es habe gewirkt, als sei die Kandidatin ohnmächtig geworden, zitiert CNN zwei Beamte.

    Clinton nimmt anstrengende Termine trotz Lungenentzündung wahr

    Hillary Clinton wird ins nahe Apartment von Tochter Chelsea gebracht, von wo sie sich eine Stunde später den Reportern zeigt: „Ich fühle mich großartig“, ruft sie. „Es ist ein wunderschöner Tag in New York!“ Ihr Büro teilt mit, die Kandidatin sei überhitzt gewesen, fühle sich aber inzwischen viel besser.

    Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Später schickt Clintons Ärztin Lisa Bardack eine Mitteilung: „Ich habe sie eben untersucht, und sie erholt sich gut.“ Bei der Kandidatin sei bereits am Freitag eine Lungenentzündung diagnostiziert worden. Ihr sei ein Antibiotikum verschrieben worden, „und ihr wurde geraten, sich zu schonen und ihre Terminplanung anzupassen“. Hillary Clinton aber hält sich nicht daran, nimmt mehrere anstrengende Termine wahr. Erst am Sonntag wird eine geplante Wahlkampfreise an die Westküste abgesagt.

    Das ist Hillary Clinton

    Herkunft: Hillary Clinton wird am 26. Oktober 1947 als Hillary Diane Rodham in Chicago geboren. Ihrem Vater, Hugh Ellsworth, einem überzeugten Republikaner, gehört eine Textildruckerei. Sie kommt früh mit der US-Politik in Berührung. Bereits im Jugendalter engagiert sie sich politisch und setzt sich für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Barry Goldwater als Wahlhelferin ein.

    Studium: Ab 1965 studiert sie am Wellesley College Politikwissenschaft und Psychologie. In dieser Zeit wird sie auch zur Präsidentin der Jungen Republikaner gewählt, legt ihr Amt aber schon bald nieder, da sie Zweifel an der Politik bekommt, vor allem wegen deren Haltung gegenüber dem Vietnamkrieg. 1969 erlangte sie in Politikwissenschaften den Bachelor of Art mit Auszeichnung.

    Doktortitel: Hillary Clinton schreibt sich im Herbst 1969 an der Yale Law School in New Haven ein, um Rechtswissenschaft zu studieren. Hier setzt sie sich für den Schutz der Interessen von Kindern und Familien ein und verbindet dabei soziales Engagement mit ihrer juristischen Karriere. Mit einem Doktortitel beendet sie ihr Jurastudium.

    Privatleben: Im Frühjahr 1971 trifft sie erstmals Bill Clinton, ebenfalls Student der Yale Law School. Bereits im Sommer desselben Jahres sind die beiden offiziell ein Paar und beziehen eine gemeinsame Wohnung. Geheiratet haben sie am 11. Oktober 1975.

    Karriere: Die frischgebackene Ehefrau Hillary Clinton arbeitet als Rechtsanwältin in der renommierten Anwaltskanzlei Rose und als Professorin an der Law School der University of Arkansas . Ihr Mann, Bill Clinton, macht derweil in der Politik Karriere.

    Mutter: Als Bill Clinton 1978 zum Gouverneur von Arkansas gewählt wird, legt Hillary ihr Lehramt als Juraprofessorin nieder. Am 27. Februar 1980 kommt ihre Tochter Chelsea Victoria Clinton zur Welt. Als Bill Clinton von 1979 bis 1981 und von 1983 bis 1992 Gouverneur von Arkansas ist, übernimmt sie die Rolle der First Lady des Bundesstaates.

    First Lady: Für Bill Clinton geht es weiter steil bergauf. 1992 gewinnt er die US-Wahl gegen den amtierenden Präsidenten George W. Bush. Im Januar 1993 zieht die Familie ins Weisse Haus ein und Hillary Clinton ist offiziell First Lady. Sie widmet sich weiterhin dem Thema Kinderrechte.

    Lewinsky-Affäre: In der zweiten Amtsperiode ihres Mannes dominiert in den Medien die Lewinsky-Affäre, eine außereheliche Beziehung Bill Clintons zu seiner Praktikantin, die in ein (gescheitertes) Amtsenthebungsverfahren gegen ihn mündet. Das Ehepaar Clinton geht dennoch weiter unbeirrt seinen Weg.

    Senatorin: Das Ende von Bill Clintons Präsidentschaft im Jahr 2000 ist der Beginn ihrer politischen Karriere. 2001 wird Hillary Clinton Senatorin für den Bundesstaat New York und 2008 kandidiert sie für den Posten der Präsidentin der Vereinigten Staaten. Sie unterliegt Barack Obama knapp.

    Außenministerin: Im Januar 2009 holt Barack Obama seine einstige Rivalin ins Kabinett. Hillary Clinton wird Außenministerin und legt ihr Amt als Senatorin nieder. Bereits im März 2011 kündigt sie an, dass sie sich im Falle einer Wiederwahl Obamas vom Amt als Außenministerin zurückziehen werde, was sie 2013 dann auch tut. Bis zu ihrer Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2016 zog sie sich in ihr Privatleben zurück und engagierte sich sozial.

    Das ist Wasser auf die Mühlen ihrer Gegner, die seit langem Zweifel an Clintons gesundheitlicher Eignung streuen. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat schon früher öffentlich darüber spekuliert, ob seine Gegnerin unter Demenz oder den Folgen eines Schlaganfalls leide. Und New Yorks Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani hat seine Mitbürger in einem Zeitungsbeitrag gebeten, „eigene Schlüsse“ aus Hustenattacken, Stürzen, Gehirnerschütterungen und Blutgerinnseln Clintons zu ziehen.

    Das hat eine Vorgeschichte: 2012 ist Clinton nach der Infektion mit einem Magenvirus ohnmächtig geworden und hat sich den Kopf angeschlagen. Wegen der Gehirnerschütterung und eines Blutgerinnsels hat sie damals eine für sie kritische Anhörung im Kongress verschoben. Eine Untersuchung ein Jahr später ergab, dass das Blutgerinnsel sich aufgelöst hat.

    Trump reagiert geschickt mit Großmut

    Donald Trump reagiert am Montag geschickt, für seine Verhältnisse mit bemerkenswertem Großmut. Via Fox News sendet er der Konkurrentin sanfte Genesungswünsche. Er hoffe, dass sie bald wieder auf dem Damm sei. In einem Nebensatz sagt er noch, er glaube nicht, dass die Demokraten die geschwächte Kandidatin zurückzögen. Und wenn doch, er sei für alles bereit.

    Noch am Sonntag beginnt in sozialen Netzwerken die Diskussion, was denn sei, wenn Clinton nicht mehr kann? Es gibt noch keine Anzeichen dafür, dass dieser Gedanke ernsthaft zu Ende gedacht werden muss. Wenn aber doch: Eine Entscheidung über einen Rückzug liegt ganz allein bei ihr. Eine Art Enthebung existiert in den Regeln der Partei nicht. Zöge sie zurück, würde das National Committee der Demokraten einen neuen Kandidaten bestimmen. Das ist rechtlich eindeutig, in der US-Geschichte aber noch nie erforderlich gewesen. (mit dpa)

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