Heute erfahren die Beschäftigten des Weltbild-Verlages von ihren Vorgesetzten, ob sie bei dem insolventen Unternehmen bleiben dürfen oder entlassen werden. Darauf verwiesen die Gewerkschaft Verdi und der Betriebsrat am Donnerstag nach einer Betriebsversammlung in Augsburg. Zunächst müssen 582 Frauen und Männer gehen. Weitere 74 könnten bis Spätherbst hinzukommen. Dabei haben in den vergangenen Monaten schon viele Weltbild-Mitarbeiter das Unternehmen von sich aus verlassen, wie gestern bekannt wurde.
Nach Darstellung des Insolvenzverwalters sind für den Augsburger Verlag derzeit 1776 Menschen tätig. Zuvor war offiziell von 2200 Beschäftigten die Rede. Unternehmen vermeiden in Insolvenzfällen Mitteilungen über die Zahl der Angestellten, die sich rasch einen anderen Arbeitgeber suchen. Sie wollen die verbleibende Mannschaft nicht demotivieren.
Auf alle Fälle bestätigten sich damit Informationen unserer Zeitung, dass Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz einen harten Sanierungskurs einschlägt. Dabei machten die Beschäftigten-Vertreter wie Verdi-Mann Hubert Thiermeyer dem alten Management um Carel Halff schwere Vorwürfe: „Den Restrukturierungsprozess hätte man schon 2013 anstoßen müssen. Der Betriebsrat ist auf taube Ohren gestoßen.“ So sprach Geiwitz auf der Betriebsversammlung davon, allein im vergangenen Jahr habe Weltbild einen Verlust von rund 100 Millionen Euro eingefahren. Daher sei es mit „ein wenig Kosmetik“ nicht getan. „Es geht ums Überleben“, sagte der Insolvenzverwalter.
Kurzarbeitergeld wird kräftig aufgestockt
Es deutet sich daher an, dass bei Weltbild auch jenseits des Personalbereichs einschneidende Sanierungsschritte bevorstehen. Die nun vor der Entlassung stehenden Mitarbeiter fallen aber nicht ins Bodenlose. Sie können bis zu zwölf Monate in eine Transfergesellschaft wechseln, werden dadurch zunächst nicht arbeitslos und erhalten ein entsprechendes Kurzarbeitergeld von 60 Prozent ihres letzen Netto-Monatsgehalts. Bestehen Unterhaltsansprüche gegenüber Kindern, sind es 67 Prozent. Diese mageren Beträge werden durch Gelder der katholischen Kirche als Eigentümer von Weltbild massiv auf 85 und bei Geringverdienern sogar 90 Prozent aufgestockt. Nach Darstellung von Verdi können aus Kirchengeldern auch Abfindungen für ausscheidende Mitarbeiter bestritten werden. Noch ist unklar, wie viel Kirchengeld fließt. Von einem Betrag in zweistelliger Millionenhöhe sei auf alle Fälle auszugehen, räumten die Verdi-Vertreter ein.
Wie bericht, wird Geiwitz Weltbild in Eigenregie weiterführen. Noch kann er keinen Investor präsentieren. Es gebe aber bis zu fünf Interessenten für den Konzern. "