Die Niederlage der Volksparteien bei der Bundespräsidentenwahl in Österreich eine „Watschn“ zu nennen, wäre eine unzulässige Verharmlosung. In Wahrheit haben Sozialdemokraten (SPÖ) und Konservative (ÖVP) am Sonntag ein Debakel der schlimmsten Art erlebt. Das Wahlvolk hat ihnen das Vertrauen entzogen – und den Kandidaten der Rechtspopulisten (FPÖ) mit den besten Aussichten in die Stichwahl geschickt.
Für die beiden in einer Großen Koalition verbundenen Wiener Volksparteien lief schief, was schieflaufen konnte: Ihre Kandidaten haben nicht überzeugt. Mit einem lustlosen Wahlkampf haben sie die Anhänger nicht mobilisiert. Vor allem aber: Die Große Koalition in Wien streitet unaufhörlich und bringt nichts zustande. In der Flüchtlingspolitik machte Wien eine Kehrtwende, die aussah, als laufe man den Rechtspopulisten hinterher. Da wandten sich die Bürger lieber dem Original zu…
Auch die Volksparteien in Deutschland sollten gewarnt sein. Regierungen müssen das Ohr am Volk haben und Probleme lösen – aber nicht mit den Methoden der Rechtspopulisten. Um Zustimmung muss gekämpft werden – jeden Tag, nicht nur im Wahlkampf.