Fangen wir mit einer kleinen Umfrage an: Glauben Sie an Umfragen? Haben Sie auch das Gefühl, dass die Kanzlerin die Union mit ihrer Politik der offenen Grenzen immer noch tiefer ins Umfragetief stürzt? Und dass die AfD mit ihrer Anti-Willkommenskultur so populär ist wie nie? Dann werfen wir doch mal einen Blick zurück.
Juni 2014: Die Flüchtlingskrise ist allenfalls eine vage Vorahnung, weit weg am Horizont. Die Deutschen haben Wichtigeres zu tun, schließlich läuft gerade die Fußballweltmeisterschaft. Angela Merkel jubelt auf der Tribüne und erscheint in ihrer Alternativlosigkeit unantastbar. Und die AfD? Die arbeitet sich noch am Euro ab statt an Asylbewerbern.
Wie fielen wohl damals die Umfragewerte aus? Die durchaus überraschende Antwort: Nahezu exakt so wie heute. Vor eineinhalb Jahren kam die Union zum Beispiel bei Forsa auf 39 Prozent, die AfD erreichte damals 8 Prozent.
Nun kann man sich natürlich über den Sinn oder Unsinn der Umfrageritis streiten. Fakt ist: Meinungsforschung gehört zum politischen Geschäft. Sie ist ein guter Gradmesser. Mehr aber auch nicht. Wer seinen Standpunkt in erster Linie von Zustimmungswerten abhängig macht, wird schnell zum politischen Wackelpudding – und könnte am Wahltag eine Überraschung erleben.