Über die blonde Igelfrisur lächelt seit Jahrzehnten die modische Rockwelt. Aber sie gehört nun mal zu Rod Stewart, genauso wie der Flirt mit dem Mikrofonständer, den er so hingebungsvoll pflegt wie seine Schwäche für ausgefallene Farben. Aber warum soll ein Showman kein kanariengelbes Sakko tragen? Weiß doch jeder, dass der Mann, der am Samstag seinen 70. Geburtstag feiert, keine Wärmedecken auf Kaffeefahrten verkauft, sondern Rock ’n’ Roll, der seinen in die Jahre gekommenen Fans ordentlich einheizt.
Songs, die das Publikum mitgröhlen kann
Die Po-Wackler des Briten auf der Bühne sind legendär. Darin steckt auch eine Menge Selbstironie. Rod Stewart hat sein Rollenfach gefunden, das Rod Stewart heißt. Das hinreichend erfüllte Anforderungsprofil: Sing, was ein Publikum problemlos mitgrölen kann („Baby Jane“, „Sailing“), tauche das Volk rein in große Balladen, die wenige so intensiv vortragen können wie Roddy („The First Cut Is The Deepest“, „Handbags And Gladrags“).
Fehlt noch der Fußballfan: Bei seinen Konzerten laufen auf der Videowand Szenen mit pausenlos Tore schießenden Spielern in grün-weiß-quergestreiften Trikots. Was ein wenig die Wirklichkeit verzerrt, weil Stewarts Lieblingsklub Celtic Glasgow zumindest international sich beim Toreschießen zurückhält. Dafür ist der Rockstar bei seinen Konzerten großzügiger und kickt gerne einen Fußball nach dem anderen in die Arenen.
Den Celtic-Spleen hat der Sänger vom schottischen Papa geerbt. Der englischen Mama war es wohl zu danken, dass Rod in London geboren wurde. Er kickte in den Hinterhöfen, pfiff mit seiner Straßenköter-Optik den Girls hinterher und spielte, nachdem er Begabung zeigte, kurz beim FC Brentford. Bis er die Mod-Szene und den Rhythm & Blues für sich entdeckte.
Erfolg nicht nur in England, sondern auch in den USA
So richtig begann seine Karriere als Sänger der Faces, bis er merkte, dass er allein viel erfolgreicher sein konnte. Seine Solowerke schossen hoch in die Charts, nicht nur in England, sondern auch in Amerika. Vor allem der Erfolg in den USA sollte sich Jahrzehnte später auszahlen, als er es schaffte, den Amerikanern gewissermaßen Coca-Cola zu verkaufen. Stewart fand mit seiner herbzarten Stimme viele Käufer für eine Reihe mit Alben aus der großen Songbook-Zeit von George Gershwin, Cole Porter und Jerome Kern. Als ob es die definitiven Versionen von Frank Sinatra und Ella Fitzgerald nie gegeben hätte.
Manche Kerle haben halt alles Glück, sang er in „Some Guys Have All The Luck“. Aber einmal ließ es ihn im Stich. Eine Schilddrüsenoperation 2000 schien das Ende seiner Karriere zu bedeuten. Aber dank einer guten Therapie konnte Stewart bald wieder zu seinem geliebten Mikrofonständer greifen. Wobei das alte Reibeisen sich jetzt eher nach einem Raukehlchen anhört.
Seine Schwäche für Blondinen ist legendär. Seine Ehefrau, das Model Penny Lancaster, ist fast einen Kopf größer und jünger als seine älteste Tochter. Was er selbst witzig findet. Gute Einstellung.