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Kommentar: Verschleierte Nora Illi: Wie Anne Will ihre Talkshow entglitt

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Verschleierte Nora Illi: Wie Anne Will ihre Talkshow entglitt

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    Verstörender Auftritt: Nori Illi im ARD-Studio bei Anne Will. Der Moderatorin entglitt die Sendung. Darf man so einen Gast überhaupt einladen?
    Verstörender Auftritt: Nori Illi im ARD-Studio bei Anne Will. Der Moderatorin entglitt die Sendung. Darf man so einen Gast überhaupt einladen? Foto: Karlheinz Schindler, dpa

    Nora Illi nutzt ihre Bühne. Vollverschleiert und unverhohlen macht sie Propaganda für den Islamischen Staat. Zur besten Sendezeit, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Der Auftritt der Frauenbeauftragten des höchst umstrittenen „Islamischen Zentralrats Schweiz“ in der Talkshow von Anne Will ist verstörend. Und die ansonsten so souveräne Moderatorin macht ihn mit ihren wachsweichen Nachfragen noch schlimmer. Am Ende fragen sich viele Zuschauer zu Recht, wie das passieren konnte.

    Direkt im Anschluss an den „Tatort“, der von einem Mädchen erzählt, das in den „Heiligen Krieg“ ziehen will, stellt die ARD die Frage, warum sich auch im realen Leben junge Menschen aus dem Westen radikalisieren. Menschen wie Nora Illi, die in Zürich geboren wurde und erst im Alter von 18 Jahren zum Islam konvertierte.

    Nun sitzt sie also im Studio und breitet ihre krude Weltsicht aus. „Im Islam hat die Frau ganz viele Rechte und viele Möglichkeiten, sich auszuleben“, sagt sie und erklärt dem staunenden Publikum auch gleich, warum: „Wir müssen diesen Spagat, dem andere Frauen häufig ausgesetzt sind, zwischen Familien-Frau und Karriere-Frau weniger machen.“ Auf gut Deutsch: Wer eh zu Hause bleiben muss, hat auch keine Sorgen im Job.

    Anne Will lässt die Thesen von Nora Illi unwidersprochen stehen

    Die Schweizerin Nora Illi ist bei Anne Will mit Nikab aufgetreten.
    Die Schweizerin Nora Illi ist bei Anne Will mit Nikab aufgetreten. Foto: NDR/Wolfgang Borrs (dpa)

    Es ist der Moment, als einer ihrer Gesprächspartner nur noch mit Mühe die Fassung bewahren kann. Sascha Mané, dessen eigene Tochter sich radikalisiert hat und in Syrien verschwunden ist, atmet schwer, hält sich die Hände vors Gesicht. Auch der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach ist fassungslos. Zu diesem Zeitpunkt ist Anne Will ihre Sendung bereits entglitten.

    Im Prinzip ist nichts dagegen einzuwenden, Leute in Talkshows einzuladen, die polarisieren. Das bringt Quote und belebt die Debatte. Aber dann darf man deren Thesen nicht so unwidersprochen stehen lassen, wie die Moderatorin das an diesem Abend zum Teil tut.

    Zum Glück übernehmen andere ihre Rolle – bezeichnenderweise auch zwei Muslime: der Berliner Imam Mohamed Taha Sabri und Ahmad Mansour. Letzterer war selbst Islamist und versucht heute, Jugendliche vor der Radikalisierung zu bewahren. Als die Regie Aussagen von Illi einspielt, in denen sie Verständnis für junge Menschen äußert, die im „gelobten Syrien für Gerechtigkeit“ kämpfen und ihnen auch noch „Zivilcourage“ bescheinigt, platzt Mansour der Kragen. „Bitte hören Sie auf, das geht gar nicht, das ist offene Kriegspropaganda, so etwas kann man im öffentlichen Fernsehen nicht machen“, sagt er. Und er hat recht.

    Nora Illi bei Anne Will: "Und dann läuft im öffentlich-rechtlichen Fernsehen so ein Text?"

    Wenigstens in diesem Moment stellt Will ihrem Gast hinter dem schwarzen Schleier die richtige Frage: „Warum sagen Sie den jungen Frauen nicht ganz klar: Geht auf keinen Fall in diesen Krieg. Zack. Aus. Ende?“ Doch Illi, die den Krieg in Syrien als „bitterharte Langzeitprüfung mit ständigen Hochs und Tiefs“ bezeichnet, schwadroniert einfach weiter. Wieder ist es Bosbach, der kontert. Mit Blick darauf, dass der IS auch in Deutschland Jugendliche anwirbt, sagt er: „Frau Will, ich verstehe das nicht. Es wird zu Recht gesagt, müsste der Staat nicht noch mehr tun, um das zu verhindern? Und dann läuft im öffentlich-rechtlichen Fernsehen so ein Text? Bitterharte Langzeitprüfung hört sich ja an wie Ironman“, schimpft der Politiker.

    Da hilft es wenig, dass die Moderatorin sicherheitshalber darauf hinweist, der Text stamme ja nicht von der ARD. „Aber das haben doch jetzt Millionen gesehen“, kontert Bosbach und benennt damit das Grundproblem dieser misslungenen Talkshow: Wer die Schlächter des Islamischen Staates so systematisch verharmlost, wie Illi das tut, darf keine solche Bühne im deutschen Fernsehen bekommen.

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