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Skandal im Vatikan: Verrat im Vatikan

Skandal im Vatikan

Verrat im Vatikan

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    Der Vatikan wird durch eine Reihe von Enthüllungen überschattet. Ist der Kammerdiener des Papstes, einer seiner engsten Vertrauten, der Maulwurf?
    Der Vatikan wird durch eine Reihe von Enthüllungen überschattet. Ist der Kammerdiener des Papstes, einer seiner engsten Vertrauten, der Maulwurf?

    Gianluigi Nuzzi ist ein gefragter Mann. Selbst im Taxi und im Zug gibt er dieser Tage Interviews. Normalerweise ist es umgekehrt: Nuzzi, investigativ arbeitender italienischer Journalist, ist derjenige, der die Fragen stellt. Er stellt sie seinen Informanten, und die berichten ihm teils Ungeheuerliches. Über zwielichtige Geschäfte, Verschwendung, Intrigen. Nicht irgendwo, sondern im Vatikan – dem Zentrum der katholischen Weltkirche, einer moralischen Instanz. Journalisten nennen derartige Enthüllungen einen „heißen Stoff“.

    Kammerdiener des Papstes möglicherweise geheimer Informant

    Das ist er. Vielleicht nicht so sehr, was einzelne Vorgänge im Vatikanstaat betrifft, sondern in der Summe. In Nuzzis Buch „Sua Santità“ („Seine Heiligkeit“), das kürzlich in Italien erschienen ist, geht es um Macht, politische Einflussnahme, Geld und Geheimnisverrat. Um Dossiers über die Mitglieder der inzwischen abgelösten Berlusconi-Regierung und um den in zahlreiche Affären verstrickten früheren Ministerpräsidenten selbst, der im Vatikan zumindest zeitweise als „Opfer der politischen Justiz“ betrachtet worden sein soll. Über einen Berlusconi-Getreuen heißt es, er habe Georg Gänswein, dem Privatsekretär des Papstes, 2010 für eine Audienz eine 10 000-Euro-Spende für wohltätige Zwecke geboten.

    Nuzzi habe, so wird spekuliert, seine Informationen unter anderem von Paolo Gabriele erhalten, dem Kammerdiener des Papstes. Gabriele wird vorgeworfen, jahrelang vertrauliche Dokumente beiseitegeschafft zu haben, sogar vom Schreibtisch Benedikts XVI. Gabriele hatte Zugang zu dessen Wohnung.

    Erschüttert der Skandal die Glaubwürdigkeit der Institution Kirche?

    Doch ist er der alleinige „Maulwurf“, der in den vergangenen Monaten den „Vatileaks“ genannten Skandal befeuerte? Beobachter bezweifeln das und vermuten hohe Würdenträger, Kardinäle, hinter den Enthüllungen. Ein Komplott? Ende dieser oder Anfang kommender Woche werde Gabriele vor dem vatikanischen Gericht verhört, kündigte Vatikansprecher Federico Lombardi gestern an. Den Papst schmerze besonders, dass es sich um eine Person handele, die er „kennt, liebt und schätzt“.

    In seiner Pfingstpredigt hatte Benedikt zudem kritisiert, dass die ständige Verbesserung der Kommunikation die Menschen nicht zusammenführe. Stattdessen wüchsen Misstrauen, Verdacht, Angst und Bedrohung. Das waren deutliche Worte, vorgetragen mit leiser Stimme.

    Ganz gewiss wird sich der Papst nun fragen: Was kommt als Nächstes? Und: Ist es imstande, die Glaubwürdigkeit der Institution Kirche nachhaltig zu erschüttern? Nicht alles, das Nuzzi in seinem Laptop gespeichert hat, ist brisant. In einem Interview mit der ARD erwähnt er etwa eine Notiz, die zeige, dass der Papst nicht begeistert gewesen sei über das Geschäftsgebaren des Weltbild-Verlages.

    Bild vom inneren Zustand einer in eine tiefe Krise geratenen Kirche

    Das aber ist keine Überraschung. Die Verlagsgruppe, die auch der Diözese Augsburg gehört, war wegen erotischer Artikel im Sortiment von konservativen Katholiken angegriffen worden. Die Folge: Die kirchlichen Eigentümer wollen sich von Weltbild trennen.

    Schon interessanter ist dagegen eine in Nuzzis Buch thematisierte Anmerkung, die der Papst an den Apostolischen Nuntius in Berlin und die deutschen Kardinäle richtete. Demnach habe er sie gerügt, weil sie ihn nicht in der Causa Williamson verteidigt hätten. Benedikt hatte 2009 vier Bischöfe der umstrittenen erzkonservativen Piusbruderschaft wieder in die Kirche aufgenommen. Einer von ihnen war der Holocaust-Leugner Richard Williamson. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte ein eindeutiges Bekenntnis gegen Antisemitismus. Der Papst sprach später von einem „Super-GAU“.

    Nuzzi, und darin liegt die eigentliche Brisanz, zeichnet ein Bild vom inneren Zustand einer in eine tiefe Krise geratenen Kirche. Offenbar wird, dass es in ihr im Namen Gottes mitunter teuflisch zugeht. (mit dpa)

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