In dem Prozess um die mutmaßliche Bestechung des früheren Berlusconi-Anwalts David Mills gaben die Ankläger in Mailand den Berichten zufolge am Mittwoch ihr gefordertes Strafmaß bekannt. Sie fordern fünf Jahre Haft. Berlusconi wird vorgeworfen, dem Anwalt für Falschaussagen in Prozessen der 1990er Jahre 600.000 Dollar (heute rund 455.000 Euro) gezahlt zu haben.
Berlusconi hatte das Verfahren als "paradox" bezeichnet, da die Verjährung "sicher" sei, und es daher aus "ökonomischen Gründen" keinen Sinn mache, den Prozess weiterzuführen. Wie italienische Medien berichteten, hatten seine Verteidiger Niccolò Ghedini und Piero Longo noch versucht, das Verfahren zu verzögern.
Auch Sex-Prozess gegen Berlusconi kann weitergehen
Unterdessen kann auch Silvio Berlusconis "Rubygate"-Prozess um angeblichen Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch in Mailand weitergehen. Das Verfassungsgericht in Rom verwarf am Dienstag einen Antrag der Abgeordnetenkammer, die Mailänder Justiz in dieser Sache für nicht zuständig zu erklären, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Die Kammer hatte auf Drängen Berlusconis argumentiert, den angeblichen Amtsmissbrauch des damaligen Regierungschefs müsse ein Ministergericht in Rom klären.
Hätte das Gericht den Forderungen des Parlaments zugestimmt, dann wäre der Anfang April 2010 begonnene Mailänder Prozess um Berlusconis "Bunga-Bunga"-Feste in seiner Luxusvilla Arcore praktisch hinfällig gewesen. Er hätte neu aufgerollt werden müssen. AZ, afp, dpa