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Plagiatsaffäre: Schavan kämpft um ihre Zukunft

Plagiatsaffäre

Schavan kämpft um ihre Zukunft

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    Schavan kämpft um ihre Zukunft: Ihr Fall - darüber herrscht allseits Einvernehmen - ist nicht mit der Plagiatsaffäre des früheren Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vergleichbar, der in seiner Doktorarbeit sogar lange Textpassagen aus fremden Federn als Eigenprodukt ausgab.
    Schavan kämpft um ihre Zukunft: Ihr Fall - darüber herrscht allseits Einvernehmen - ist nicht mit der Plagiatsaffäre des früheren Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vergleichbar, der in seiner Doktorarbeit sogar lange Textpassagen aus fremden Federn als Eigenprodukt ausgab. Foto: Arno Burgi / Archiv dpa

    Schavan kämpft um ihre Zukunft: Ihr Fall - darüber herrscht allseits Einvernehmen - ist nicht mit der Plagiatsaffäre des früheren Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vergleichbar, der in seiner Doktorarbeit sogar lange Textpassagen aus fremden Federn als Eigenprodukt ausgab. Schavans vermeintliche Quellenfehler gelten dagegen vielen Wissenschaftlern eher als "grenzwertig". Der Streit über ihre Arbeit und das sich hinziehende Prüfverfahren der Universität Düsseldorf spaltet inzwischen die deutsche Hochschul-und Forschungsszene.

    Für Schavan wird es kritisch

    Gleichwohl wird es für die 57-jährige Ministerin und enge Vertraute von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) jetzt kritisch. An diesem Dienstag beraten die 15 Mitglieder des Falkultätsrates der Philosophischen Fakultät der Universität Düsseldorf erstmals über die Einleitung eines Verfahrens zur Aberkennung ihres Doktortitels. Falls es ein solches Verfahren gibt: Kann die oberste politische Repräsentantin von Bildung und Forschung in Deutschland dann noch unbefangen ihr Amt ausüben - auch angesichts des näher rückenden Bundestagswahlkampfes?

    Es gibt verschiedene Szenarien. Am unwahrscheinlichsten ist ein sofortiger Beschluss über den Verlust des Doktortitels - ebenso wie ein schneller "Freispruch" Schavans. Auch wenn Informationen der "Süddeutschen Zeitung" zutreffen, dass der Promotionsausschuss der Fakultät in seiner vorbereitenden Empfehlung inzwischen nicht mehr von vorsätzlicher Täuschung ausgeht, es bleiben Vorwürfe übrig.

    Note "magna cum laude"

    Als 22-jährige Studentin soll Schavan bei ihrer 1980 eingereichten Dissertation an zahlreichen Stellen gegen auch damals gültige Regeln wissenschaftlichen Arbeitens verstoßen haben. Ihre Arbeit "Person und Gewissen - Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung" wurde mit der Note "magna cum laude" (sehr gut) bewertet.

    Zunächst hatten viele Insider nur mit einer scharfen Rüge und einer deutlichen Abwertung ihrer Note gerechnet - bis im Oktober über Medien das Gutachten des Vorsitzenden der Promotionskommission und Judaistik-Professors Stefan Rohrbacher bekanntwurde. Der als "akribischer Analytiker" charakterisierte Wissenschaftler unterstellt Schavan "leitende Täuschungsabsicht". Zugleich will er "das charakteristische Bild einer plagiierenden Vorgehensweise" ausgemacht haben.

    Schavan: "Elite" und "Exzellenz"

    Schavan, die in Reden gern Begriffe wie "Elite" und "Exzellenz" benutzt, hat in der Wissenschaft wie auch in der Union nicht nur Freunde. Die Allianz der führenden Wissenschaftsorganisationen überraschte am Wochenende jedoch mit einer gemeinsamen Erklärung. Vornehm verklausuliert, gleichwohl zwischen den Zeilen erkennbar, wird unverhohlen Kritik am Vorgehen der Uni Düsseldorf geübt und ein faires Verfahren angemahnt.

    Die Allianz vereint Großorganisationen wie DFG, MPG, Helmholtz-Gemeinschaft und Humboldt-Stiftung, die viele Milliarden Euro aus öffentlichen Haushalten kassieren, ebenso aber auch die Hochschulrektorenkonferenz und den Wissenschaftsrat. "Verfahrensrechtliche Korrektheit" - wie sie sich die Uni jüngst in einem Rechtsgutachten bescheinigen ließ - sei zwar notwendige Voraussetzung für das Prüfverfahren, heißt es in der Erklärung der Allianz.

    Schavan will kämpfen

    Zu wissenschaftlichen Kriterien gehöre jedoch mehr - wie etwa "das Mehraugen-Prinzip, die Trennung von Begutachten, Bewerten und Entscheiden sowie eine angemessene Berücksichtigung des Entstehungskontextes", mahnen die Organisationen. Eine inhaltliche Bewertung könne nur auf der Basis fachwissenschaftlicher Expertisen vorgenommen werden. Doch ein Zweit-Gutachten hat die Universität bislang nicht angefordert.

    Schavan will kämpfen. Am kommenden Freitag will sie von ihrem CDU-Heimatkreisverband Ulm/Alb-Donau erneut für ein Bundestagsmandat nominieren lassen. Ihr CDU-Ortsverband hatte ihr bereits im Oktober ein paar rote Boxhandschuhe geschenkt - zur Verteidigung ihres Doktortitels. Und für den 31. Januar hat die Ministerin jetzt überraschend alle Länder-Bildungsminister nach Berlin eingeladen - ein letzter Rettungsversuch für ihre angestrebte Grundgesetzänderung zur Lockerung des Kooperationsverbotes von Bund und Ländern in der Bildung. (dpa, AZ)

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