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Papstbesuch: Protest gegen den Papst: „Keine Macht den Dogmen“

Papstbesuch

Protest gegen den Papst: „Keine Macht den Dogmen“

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    Anti-Papst-Demonstranten in BErlin.
    Anti-Papst-Demonstranten in BErlin. Foto: dpa

    Bunter Protest zum Deutschland-Besuch von Papst Benedikt XVI. in der Hauptstadt: Mit einer Startkundgebung am Potsdamer Platz demonstrierten am Donnerstagnachmittag, zeitgleich zur Rede des Papstes im Bundestag, 10000 Menschen gegen die Sexualmoral und das Frauenbild der katholischen Kirche.

    Unter dem Motto „Keine Macht den Dogmen!“ machte ein vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg initiiertes Bündnis bei einem friedlichen Zug durch Berlin-Mitte auf die von ihm empfundenen Missstände aufmerksam. Für Jörg Steinert, Projektleiter beim Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg, war der Besuch des Papstes Anlass, um auf dessen Haltung kritisch hinzuweisen: „Wir sind gegen die Diskriminierung von Homosexuellen, gegen die Ungleichbehandlung von Frauen und gegen das Verbot von Kondomen.“

    Nachdenken statt Nachbeten!

    Auch bei der Abschlusskundgebung an der Hedwigs-Kathedrale am Bebelplatz wurde noch einmal die Maxime deutlich: „Nachdenken statt Nachbeten!“

    Eine Versammlung gegen den Glauben sollte die Veranstaltung aber nicht sein. Bodo Mende, Vorsitzender des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg, will keine gläubigen Christen verletzen: „Die Aktion richtet sich gegen die Vorbehalte des Papstes, der Frauenrechte und sexuelle Rechte immer noch nicht zugesteht.“ Unter anderem sprachen zwei schwule Priester aus Köln, die sich im Kirchenamt kennen und lieben gelernt hatten, zur Menge. Sie wurden des Priesteramtes enthoben – sind aber nach wie vor gläubige Katholiken. Nur die Ansichten des Papstes, die können sie nicht nachvollziehen.

    Das Unverständnis über den Heiligen Vater, der Homosexualität einst als „unnatürlich“ bezeichnet hatte, sitzt tief. „Papst Benedikt vertritt Meinungen wie im tiefsten Mittelalter“, sagt Beverly Schnett. Sie ist transsexuell, trägt einen roten Minirock und Ohrringe. Sie hat ein männliches Gesicht. Tolerant zu sein, sagt sie, das müsse der Papst noch lernen. „Wo Aufklärung ist, da ist Zukunft“ steht auf den Schildern, die Demonstranten in die Luft halten, oder „Wir sind nicht Papst“. Viele Demonstranten sind verkleidet, haben bunte Kostüme oder Kirchengewänder an. Einer ist Herbert, der mit seiner Ministrantenkutte auf den Missbrauchsskandal aufmerksam machen möchte, den die Kirche seiner Meinung nach nicht „ordentlich aufgearbeitet“ hat.

    Abgeordnete der Linken, der SPD und Grünen beteiligen sich

    70 Organisationen haben sich für die Demonstration zusammengeschlossen. Darunter die Berliner Aids-Hilfe, sexualpädagogische Einrichtungen und der Humanistische Verband Deutschland. Aber auch Frauenrechtsorganisationen und Abgeordnete von Linken, SPD und Grünen sind unter den Demonstranten. Matthias W. Birkwald, Rentenpolitischer Sprecher der Linken, ist bewusst nicht zur Rede des Papstes in den Bundestag gegangen, sondern zum Potsdamer Platz. „Im Bundestag, der eigentlich ein Ort für Diskussion ist, hätte ich nur zuhören müssen und keine Fragen stellen dürfen“, sagt Birkwald. Die Polizei musste nicht eingreifen – es blieb bis zum Ende friedlich.

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