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Stuttgart 21: Protest: Schuhe auf Winfried Kretschmann geworfen

Stuttgart 21

Protest: Schuhe auf Winfried Kretschmann geworfen

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    Winfried Kretschmann ist von Gegnern des Bahnprojekts "Stuttgart 21" mit Schuhen beworfen worden: Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 haben den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) mit Schuhen beworfen. Einer davon traf einen Personenschützer am Kopf, verletzt wurde aber niemand. Die Polizei ermittelt wegen versuchter Körperverletzung. Der Täter sei bisher nicht bekannt, sagte Polizeisprecher Olef Petersen.

    In der arabischen Welt werden mit dieser Geste Ärger und Verachtung ausgedrückt. Die Polizei stellte den ausgelatschten bläulichen Sommerschuh sicher, der den Personenschützer getroffen hatte.

    S21-Gegner halten Schuhe hoch

    Mehrere hundert Gegner des Bahnprojekts S21 hatten auf dem Stuttgarter Schlossplatz vor dem Neujahrsempfang der Landesregierung demonstriert. Kretschmann war auf sie zugegangen und hatte sich mit einigen von ihnen unterhalten. Mehrere Demonstranten skandierten "Nie wieder Grün" und hielten als Zeichen des Protests ihre Schuhe hoch.

    George Bush machte auch mit Schuhen Bekanntschaft

    Der Schuh als Symbol der Verachtung

    In der arabischen Welt gibt es wohl kein anderes Kleidungsstück, mit dem sich mehr Verachtung ausdrücken ließe: Der Schuh gilt als Inbegriff von Unreinheit und Schmutz.

    Als die monumentale Statue Saddam Husseins 2003 in Bagdad stürzte, bewarfen wütende Iraker das Denkmal des Ex-Diktators mit Steinen und Schuhen.

    2008 war es US-Präsident George W. Bush, der in Bagdad bei einer Pressekonferenz vor einem Paar heranfliegender schwarzer Herrenschuhe der Größe 44 Deckung suchen musste.

    «Das ist ein Abschiedskuss, du Hund», rief ein empörter Iraker. «Dies ist von den Witwen, Waisen und allen, die im Irak getötet worden sind.»

    Wenn ein Araber Abscheu und Geringschätzung ausdrücken will, schlägt er den Gegner oder dessen Bild mit den staubigen Sohlen seiner Schuhe.

    Bei antiwestlichen Protesten laufen die Demonstranten über israelische oder US-amerikanische Fahnen, um diese zu beschmutzen.

    Jemandem nur die Schuhsohlen zu zeigen, gilt Arabern schon als schwere Beleidigung.

    Wenn ein Araber die Schuhe in der Hand trägt, legt er die Sohlen aneinander.

    Die Wohnung eines Gastgebers mit Schuhen zu betreten, wäre grob unhöflich.

    Natürlich ist auch der Besuch einer Moschee nur ohne Schuhe gestattet.

    2008 hatte der damalige US-Präsident George W. Bush bei einer Pressekonferenz im Irak einem Paar heranfliegender Herrenschuhe ausweichen müssen. Die Aufnahmen der Szene gingen um die Welt.

    Kretschmann: "Demokratie in Gefahr"

    Kretschmann sagte bei seiner Ansprache im Neuen Schloss, zu der rund 800 Gäste eingeladen waren: "Nicht dort, wo Menschen sich einmischen - auch wenn sie dies mit Trommeln und Trillerpfeifen tun - ist die Demokratie in Gefahr, sondern dort, wo sie sich abwenden von der 'res publica', den öffentlichen Angelegenheiten."

    Es sei aber das Wesen der Demokratie, dass man Entscheidungen akzeptieren müsse, ob sie einem gefielen oder nicht. Nach Angaben der Polizei zogen die Stuttgart-21-Gegner am Mittag zum Schlossgarten, wo bis zu 700 Demonstranten an einer Kundgebung teilnahmen. (dpa)

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