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FDP-Politiker: Philipp Rösler: Vom Waisenkind aus Vietnam zum Minister

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Philipp Rösler: Vom Waisenkind aus Vietnam zum Minister

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    Philipp Rösler.
    Philipp Rösler.

    Die Kunst des Bauchredens beherrschen nur wenige. Für Philipp Rösler kein Problem. Der 36-Jährige hat sich die Fähigkeit, nur mit der Zunge und dem Gaumen Worte zu bilden, bis zur Perfektion angeeignet. Ob ihm die Kunst des Bauchredens in seinem zukünftigen Amt als Bundesgesundheitsminister nützt, wird sich erst noch erweisen. Mit mehreren Stimmen zu sprechen, kann sich durchaus als Vorteil erweisen, gilt der Job doch als einer der heikelsten, der in Berlin zu vergeben ist.

    Die Gesundheitsbranche ist ein Haifischbecken, in dem sich mächtige und einflussreiche Lobbygruppen tummeln, die Politik agiert im Spannungsfeld der Interessen der Leistungserbringer, der Kassen und der Versicherten. Doch Rösler, der Senkrechtstarter der Liberalen, hat das nötige Selbstbewusstsein, um die Herausforderung anzunehmen. Die Gesundheitspolitik ist ihm nicht fremd, im Gegenteil, er ist promovierter Humanmediziner und hat seinen Beruf bis zur Wahl in den niedersächsischen Landtag 2003 bei der Bundeswehr auch ausgeübt, seine Frau ist ebenfalls Ärztin.

    Dass Parteichef Guido Westerwelle ihn und nicht den Gesundheitsexperten der Bundestagsfraktion, Daniel Bahr, zum Verhandlungsführer bei den Koalitionsverhandlungen ernannte, war bereits ein Signal. Und Rösler, in Niedersachsen seit 2006 FDP-Chef und seit Februar dieses Jahres Wirtschaftsminister, bestand die Bewährungsprobe. In den zähen Verhandlungen mit CDU und CSU setzte er entgegen dem Veto der Kanzlerin die Forderung der Liberalen durch, dass der Gesundheitsfonds auf den Prüfstand gestellt wird und eine Regierungskommission bis 2011 eine Reform der Reform erarbeiten soll. Auf dem glatten politischen Parkett der Hauptstadt erwies sich der Nachwuchspolitiker aus Niedersachsen in den vergangenen drei Wochen als erstaunlich souverän und selbstbewusst, rhetorisch begabt und kompetent, versöhnlich im Ton, aber hart in der Sache.

    Jung, gut aussehend, eloquent - Philipp Rösler ist die Antwort der Liberalen auf den CSU-Shootingstar Karl-Theodor von und zu Guttenberg. Wobei die Biografien zwischen dem oberfränkischen Freiherrn und dem vietnamesischen Flüchtlingskind unterschiedlicher kaum sein könnten. Geboren am 24. Februar 1973 in Khan Hoa, kam er bereits mit neun Monaten nach Deutschland, wo er von einem Ehepaar adoptiert wurde. Er wuchs in Hamburg, Bückeburg und Hannover auf und trat nach dem Abitur als Sanitätsoffizieranwärter in die Bundeswehr ein. Der gläubige Katholik, der auch Mitglied der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ist, trat 1992 in die FDP ein, wo er rasch Karriere machte. Mit 26 Jahren war er Generalsekretär der niedersächsischen Liberalen, mit 30 Fraktionschef, mit 33 Landesvorsitzender und mit 35 Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident. Bei den Wahlen zum FDP-Bundesvorstand erzielte Rösler das zweitbeste Ergebnis hinter Hermann Otto Solms.

    Nun ist er wieder der Jüngste - der jüngste Minister im Bundeskabinett. Die Berufung Röslers könnte ein Signal ein, passt der Vater von Zwillingen doch nicht so recht ins Klischee eines kalten Neoliberalen. Früh schon warnte er seine Partei vor einer Verengung auf die Wirtschafts- und Steuerpolitik und forderte, den Blickpunkt auch auf die Sozialpolitik zu legen.

    Es gehöre zum Wertekanon der Liberalen, "dass der Starke dem Schwachen hilft". Und noch etwas unterscheidet ihn von vielen anderen Politikern: Mit 45 Jahren, hat er bereits vor Längerem angekündigt, sei "Schluss" mit der Politik. Denn Politik verändere den Menschen, meint er. Das wären immerhin zwei Legislaturperioden auf einem echten Schleudersitz in der Bundesregierung.  

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