Eine Pkw-Maut wird es in Deutschland vorerst nicht geben. Die Pläne zu einer Abgabe für Autofahrer seien zwar noch nicht vom Tisch, in dieser Wahlperiode sei die Einführung der Maut aber "wohl nicht mehr" zu schaffen, sagte Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) am Dienstag der "Osnabrücker Zeitung".
Pkw-Maut: "Gute Straßen und Schienenwege kosten Geld"
"Wichtig ist aber: Es gibt durch die Maut-Diskussion jetzt ein Bewusstsein. Gute Straßen und Schienenwege kosten Geld." Die Pkw-Maut ist selbst in der schwarz-gelben Regierungskoalition umstritten. Die CSU drängt seit längerem auf die Einführung einer Pkw-Vignette in Deutschland. Von CDU und FDP gibt es aber Widerspruch.
Ramsauer warnt
Ramsauer warnte vor wachsenden Kosten für den Erhalt der Infrastruktur. Es gebe zum einen großen "Nachholbedarf" bei Instandhaltungen, zum anderen nehme der Verkehr insgesamt zu. "Wenn man da nicht gegensteuert, steigen die Erhaltungskosten rasant", sagte Ramsauer. Sein Ministerium hatte erst in der vergangenen Woche einen Zuschlag von 750 Millionen Euro für seinen Etat erhalten. Das Geld soll zum Großteil in den Straßenbau fließen. (dpa, AZ)
Maut in Europa
Derzeit werden in über 20 europäischen Ländern Autobahngebühren verlangt.
Grundsätzlich lassen sich zwei verschiedene Systeme unterschieden: Entweder wird jeder gefahrene Kilometer einzeln abgerechnet oder der Fahrer muss eine Zeit-Vignette kaufen.
Zusätzlich zur Streckenmaut werden in vielen Ländern Gebühren für die Benutzung von Tunneln und Brücken bzw. für Fahrten durch die Innenstädte erhoben.
In Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Mazedonien, Polen, Portugal, Serbien und Spanien ist eine streckenabhängige Mautgebühr zu entrichten.
Vignettenpflicht herrscht in diesen Ländern: Bulgarien, Österreich, Rumänien, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn.
Deutschland: Die deutsche Lkw-Maut wurde 2005 für Autobahnen eingeführt und hatte massive Startschwierigkeiten. Mittlerweile hat sich das deutsche System der Toll Collect GmbH bewährt. Dabei werden alle Güterfahrzeuge ab zwölf Tonnen berücksichtigt.
Italien: Auf einem Großteil der italienischen Autobahnen wird für alle Fahrzeuge eine streckenabhängige Maut erhoben. Die Höhe der Gebühren ist an den Fahrzeugtyp sowie an den Bau- und Unterhaltungsaufwand der Strecke gekoppelt. In den meisten Fällen wird an der Autobahnauffahrt eine Karte gezogen, über die beim Verlassen der Autobahn der fällige Betrag abgerechnet wird.
Österreich: Die Autobahn-Maut in Österreich wird für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen durch die Vignette geregelt. Das so genannte Pickerl muss gut sichtbar am Auto bzw. Motorrad angebracht werden und ist preisbedingt bis zu einem Jahr gültig.
Schweiz: In der Schweiz gibt es schon seit 1985 eine Vignette für die Benutzung der Autobahnen. Der Beschluss wurde im Rahmen einer Volksabstimmung gefasst.
Frankreich: 1955 wurde in Frankreich ein Gesetz zur Einführung eines Mautsystems erlassen, das den privaten Ausbau des Autobahnnetzes fördern sollte. Heute wird beim Verlassen der Autobahn eine streckenabhängige Gebühr verlangt, die außerdem an die Wegbaukosten und die Höhe des Fahrzeuges gebunden ist.