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Augsburg/Mindelheim: Missbrauchsfälle: Jetzt wird auch in Schwaben ermittelt

Augsburg/Mindelheim

Missbrauchsfälle: Jetzt wird auch in Schwaben ermittelt

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    Das Maristeninternat in Mindelheim.
    Das Maristeninternat in Mindelheim. Foto: dpa

    Überschattet von immer mehr neu aufgedeckten Missbrauchsfällen in katholischen Einrichtungen - zwei davon in Schwaben - beginnt am Montag in Freiburg die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Die Kirche steht unter erheblichem politischen Druck.

    Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) forderte eine "lückenlose Aufklärung" der Vorfälle. "Ich erwarte von der katholischen Kirche konkrete Festlegungen, welche Maßnahmen ergriffen werden", sagte sie dem Spiegel.

    Die FDP-Politikerin schlug unter anderem einen runden Tisch mit Vertretern von Staat, Kirchen und Opfern vor. Ein solches Gremium sei "ein guter Weg, um die zahlreichen Missbrauchsfälle aufzuklären und der katholischen Kirche Gelegenheit zu bieten, mit den Opfern über freiwillige Entschädigungen ins Gespräch zu kommen".

    Auch aus unserer Region wurden Missbrauchsfälle bekannt. Im Mindelheimer Maristeninternat sollen bis Mitte der 80er Jahre 13 bis 15 Jahre alte Buben nachts ins Zimmer eines weltlichen Erziehers bestellt worden sein, das gleich neben dem Schlaftrakt der Schüler lag. Dort habe der Präfekt die Kinder mit Weinbrand betrunken gemacht und anschließend missbraucht, teilweise auch vergewaltigt. Der Schulleiter des Maristenkollegs, Gottfried Wesseli, beteuerte gegenüber unserer Zeitung, noch nie habe er auch nur im Entferntesten Anspielungen auf eine solche Geschichte gehört.

    Im Augsburger Schülerheim Don Bosco soll Anfang der 60er Jahre ein früherer Salesianerpater die Kinder sexuell genötigt haben. Ordenssprecherin Gabriele Merk-Horstmann sagte auf Anfrage, von einem ehemaligen Schüler seien "sehr schwere Vorwürfe" erhoben worden, "die wir sorgfältig prüfen müssen". Der unter Verdacht geratene Pater habe 1966 den Orden verlassen.

    Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen räumte Versäumnisse ein. "Man hätte sehr viel mehr tun müssen und tun können, um diese Fälle zu verhindern", sagte er. (AZ, kna)

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