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Porträt: Mexikos Präsident Nieto: Er muss Trump die Stirn bieten

Porträt

Mexikos Präsident Nieto: Er muss Trump die Stirn bieten

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    Präsident Nieto hat eine klare Haltung: "Mexiko glaubt nicht an Mauern."
    Präsident Nieto hat eine klare Haltung: "Mexiko glaubt nicht an Mauern." Foto: Marco Ugarte, dpa (Archiv)

    Alarmstimmung in den Zeitungen: „Desata Trump crisis en relación México-EU“, titelt am Freitag El Universal, eines der auflagenstärksten Blätter des Landes: „Trump löst Krise in den Beziehungen zwischen Mexiko und EU“ aus. Wobei EU „Estados Unidos“ heißt, also Vereinigte Staaten.

    Peinlich genau wird in Mexiko beobachtet, ob „EPN“, Enrique Peña Nieto, der Präsident, die Interessen des Landes wahrt. Alles andere als die Absage des Treffens mit Trump wäre ein schwerer Fehler gewesen. Doch Fehler kann er sich nicht leisten. Denn Peña Nieto steht mit dem Rücken zur Wand. Nur zwölf Prozent seiner Landsleute sind mit seiner Amtsführung einverstanden – ein so niedriger Wert wie für den 50-jährigen wurde zuvor noch nie gemessen. In der Präsidentschaft des immer adrett gekleideten und jugendlich wirkenden Mannes ist einiges schief gelaufen.

    Massendemonstrationen: Rücktritt des Präsidenten gefordert

    Dabei hatte für den studierten Juristen und ehemaligen Gouverneur des Bundesstaates Mexiko alles vielversprechend angefangen. Peña Nieto hatte 2012 für die Partei der Institutionalisierten Revolution, die bis zum Jahr 2000 über 70 Jahre lang den Staatschef gestellt hatte, nach zwei schweren Wahlniederlagen wieder die Präsidentschaft gewonnen. Mit dem „Pakt für Mexiko“, den auch die Opposition unterstützte, startete er ein vielversprechendes Reformpaket. Und er deeskalierte den Krieg zwischen Sicherheitskräften und Drogenkartellen, der unter seinem Vorgänger Felipe Calderón 60.000 Tote gefordert hatte.

    Doch dann warf ein monströses Verbrechen einen Schatten auf den jungen Präsidenten, der in zweiter Ehe mit einer Schauspielerin verheiratet ist und sechs Kinder zu seiner Familie zählt. Im Herbst 2014 verschwanden in Iguala im Bundesstaat Guerrero auf mysteriöse Weise 43 Lehramtsstudenten, die gegen die Bildungsreform protestiert hatten. Bald stellte sich heraus, dass Polizisten die jungen Leute an Kriminelle übergeben hatten, die sie wohl ermordeten. Das Verbrechen, das wie kein anderes die Mexikaner erschüttert hat, zeigte die skandalöse Verquickung von Politik, Polizei und Drogenkartellen. Auf Massendemonstrationen wurde der Rücktritt des Präsidenten verlangt, der die Missstände nicht abstellen konnte.

    Mehr Hass als Bewunderung für Trump

    Zuletzt brachten steigende Benzinpreise viele Bürger auf die Palme. Auch dieses Mal wurde die Schuld beim Präsidenten gesucht, der den Energiesektor privatisiert hatte. Dass er damit auf lange Sicht die Staatskasse entlasten würde, drang als Argument nicht bis zu den empörten Tankstellenkunden durch.

    Der angeschlagene „EPN“, der wie alle Präsidenten Mexikos nach sechsjähriger Amtszeit 2018 abtreten muss, kann seinen Platz in der Geschichte nur noch aufpolieren, indem er kompromisslos die Interessen seines Landes gegenüber den USA vertritt. Zwar blicken wohl alle Mexikaner auf die „Estados Unidos“ mit einer Mischung von Hass und Bewunderung. Aber nach den Mauer- und Steuerplänen Trumps haben sie für den obersten „Gringo“ eindeutig mehr Hass als Bewunderung übrig.

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