Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Energiewende in Deutschland als wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigeren globalen Entwicklung bezeichnet. "Es hat eine weit über Evangelischen Kirchentag in Hamburg.
Energiewende: Merkel verweist auf den Vorbildcharakter Deutschlands
Andere Länder würden sehr genau beobachten, wie die Energiewende vorankomme, sagte Merkel in ihrer Rede zum Thema "Schöpfung in der globalisierten Welt". Als Industrieland, das den Klimawandel durch seine Entwicklung vorangetrieben habe, habe Deutschland dabei "auch eine Bringschuld". Es müsse anderen Ländern zeigen, "wie man Wirtschaft, Wohlstand und Nachhaltigkeit zusammenbringen kann". Es gehe es darum, Technologien zu entwickeln und Beispiele zu geben.
Offen zeigte sich Merkel für die auch in Deutschland diskutierte Einführung von Wohlfahrtsindikatoren jenseits des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Das BIP sei wichtig, aber "mitnichten ein Indikator dafür, wie zufrieden wir sein können, welche Lebensqualität wir haben", sagte sie bei einer Podiumsdiskussion mit der Leiterin des UN-Entwicklungsprogramms, Helen Clark. "Deshalb muss man darüber hinausdenken."
Merkel zum Thema Klimaschutz: "noch unendlich viel zu tun"
Mit Blick auf die Globalisierung sagte Merkel, angesichts von Umwelt- und Naturzerstörung, Armut und anderen Herausforderungen sei ein weltweiter Ordnungsrahmen nötig. Das habe sich spätestens in der weltweiten Finanzkrise gezeigt. Wie mühsam die Schaffung eines solchen Ordnungsrahmens sei, werde beim Kyoto-Protokoll deutlich. Ein Nachfolgeabkommen mit weltweiten Vorgaben zum Klimaschutz sei erst nach langem Ringen gelungen. Hier sei noch "unendlich viel zu tun."
Es gehe auch darum, generationenübergreifende Probleme wie klimaschädliche CO2-Emissionen und wachsende Staatsverschuldung als Messgrößen einzubeziehen, sagte Merkel. Es könne nicht sein, dass die jetzt Lebenden "mehr verbrauchen als sie einnehmen" und kommenden Generationen damit "den Spielraum zuschnüren".
Evangelischer Kirchentag: Peer Steinbrück über "Soziale Marktwirtschaft im Griff der Finanzmärkte"
Den dritten Tag des größten Festes der Protestanten prägte politische Prominenz aus Berlin, viereinhalb Monate vor der Bundestagswahl wurde neben Merkel auch ihr SPD-Herausforderer Peer Steinbrück erwartet. Er wollte unter anderem an einer Diskussionsrunde mit dem Titel "Soziale Marktwirtschaft im Griff der Finanzmärkte" teilnehmen.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, forderte eine "Umverteilungsdebatte" und plädierte für einen Mindestlohn. "Wir müssen darauf achten, dass der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft nicht verloren geht", sagte Schneider der "Rhein-Neckar-Zeitung".
Evangelischer Kirchentag noch bis Sonntag
Kritisch äußerte er sich zu Lohnexzessen im Management. "Managergehälter von mehreren Millionen Euro pro Jahr sind nicht mehr leistungsbezogen, sondern Ausdruck von Macht", sagte Schneider. "Eine solche Entwicklung droht den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu sprengen."
Am Donnerstagabend wurde eine extra für den Kirchentag komponierte Oper uraufgeführt. Das Glaubensfest mit mehr als 117 000 Dauerteilnehmern dauert noch bis Sonntag. afp, dpa