Die NATO verstärkte derweil ihre Luftangriffe auf die libysche Hauptstadt Tripolis. Im Visier war erneut das Viertel Bab el Asisija, wo sich die Residenz des Machthabers Muammar el Gaddafi befindet.
Am Samstag wurden laut Küstenwache südlich von Lampedusa 609 Menschen von Schnellbooten aus Seenot gerettet, deren Schiff ein kaputtes Steuer hatte. Unter ihnen seien 41 Frauen, darunter vier Schwangere, und sieben Kinder. Eine weitere Rettungsaktion galt demnach 138 Flüchtlingen. Bereits in der Nacht zum Samstag war ein Boot mit 347 Flüchtlingen, unter ihnen 27 Frauen und ein Kind, vor der Küste in Seenot geraten. Schnellboote der Küstenwache und der Polizei kamen dem Boot zur Hilfe.
Zuvor waren bereits zwei Flüchtlingsboote mit 247 und 175 Menschen an Bord nach Lampedusa geleitet worden. Die Küstenwache kam nach eigenen Angaben auch einem aus Tunesien kommenden Boot mit 55 Flüchtlingen zur Hilfe, die auf der kleinen Insel Pantelleria nahe Lampedusa gestrandet waren. Zuvor waren rund eine Woche lang keine Flüchtlingsboote auf Lampedusa gelandet.
Alle Flüchtlinge wurden in das Auffanglager auf Lampedusa gebracht. Dort befanden sich am Sonntag mehr als 1800 Flüchtlinge, womit die Aufnahmekapazität überschritten ist. Die Flüchtlinge sollen von Lampedusa aus auf andere Lager in Italien verteilt werden.
Tripolis wurde in der Nacht zum Samstag von mehreren Explosionen erschüttert. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, waren die Detonationen in der Nähe der Gaddafi-Residenz zu hören. Die NATO erklärte, die Angriffe hätten einem "Kommando- und Kontrollzentrum" gegolten. Zudem seien in der Nähe der von libyschen Regierungstruppen belagerten Küstenstadt Misrata, 200 Kilometer östlich von Tripolis, drei Panzer, Munitionsdepots, Militärgaragen und eine Kanone zerstört worden. Die libysche Nachrichtenagentur Jana berichtete dagegen, die NATO habe "zivile Ziele" in der Region El Kariet südlich von Tripolis angegriffen.
Senegal kündigte unterdessen die Anerkennung des Nationalen Übergangsrats der Rebellen als "legitime Vertretung des libyschen Volks" an. Davor hatten das de facto bereits Frankreich, Italien, Katar, Gambia, Jordanien und Großbritannien getan.
Der Westen hatte am Freitag beim Treffen der G-8-Staaten im französischen Deauville seine Haltung bekräftigt, dass der libysche Machthaber Muammar el Gaddafi die Macht abgeben müsse. Erstmals hatte sich auch Moskau dieser Linie angeschlossen.
Die libyschen Rebellen begrüßten den russischen Positionswechsel. Der Präsident des Übergangsrats, Mustafa Abdel Dschalil, sagte am Samstag, er rechne in den kommenden Tagen mit der Ankunft einer russischen Delegation in Bengasi. Der russische Präsident Dmitri Medwedew hatte in Deauville erklärt, sein Land wolle als Vermittler im Libyen-Konflikt tätig werden. Zugleich kündigte er die Entsendung seines Afrika-Berater Michail Margelow in die Rebellenhochburg Bengasi an.
Die Rebellen knüpfen Verhandlungen an den vorherigen Rücktritt Gaddafis und seiner Regierung. Tripolis setzt dagegen auf einen Friedensplan der Afrikanischen Union. Für Montag ist ein Treffen zwischen Gaddafi und dem südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma vorgesehen.