BER-Flughafenchef Hartmut Mehdorn hält offenbar an seinen Plänen fest, den Pannen-Airport in Etappen bis zum Jahr 2015 zu eröffnen - und damit bereits in diesem Jahr zu beginnen. Verschiedenen Medienberichten zufolge prüft die Billig-Airline Easyjet in Luton bei London auf ein Angebot Mehdorns hin einen raschen Umzug vom alten Flughafen Schönefeld zum BER. Demnach soll das für Low-Cost-Airlines gebaute 350 Meter lange Nordpier bereits im Oktober 2013 eröffnet werden.
Schon bald könnte der Flughafen-Bahnhof in Betrieb gehen
Die Flughafenleitung wollte die Pläne nicht kommentieren. Ein Sprecher von Easyjet sagte gegenüber der Bild-Zeitung: "Wir sind sehr daran interessiert, frühzeitig umzuziehen." Weiteren Informationen des Blattes zufolge hat die Airline allerdings Bedingungen für einen Umzug gestellt: So müsse der Flughafen-Bahnhof sofort in Betrieb gehen. Jüngst hatten Medien darüber gespottet, dass Mehdorn in Kürze S-Bahnen am Flughafen halten lassen will - angeblich, um Baustellen-Touristen die Anreise zu ermöglichen. Der wahre Hintergrund dürfte wohl die angepeilte Teil-Eröffnung 2013 sein.
Wie schnell der Brandschutz am BER funktionieren wird ist noch unklar
Erst im Januar hatte der Flughafen wegen Baumängeln einen Starttermin im Herbst abgesagt. Ob die Brandschutz-Probleme im Nordpier in nur fünf Monaten behoben werden können, ist allerdings weiter unklar. Offiziell kündigte Mehdorn bisher nur an, die Bestandsaufnahme der Baustellen-Probleme abzuwarten und erst im Herbst einen BER-Fahrplan vorzulegen. Der Aufsichtsrat hatte Anfang Mai Mehdorns Pläne abgelehnt, den BER etappenweise zu eröffnen.
Kosten des Hauptstadtflughafens belaufen sich auf mindestens 4,3 Milliarden Euro
Der neue Hauptstadtflughafen, dessen Kosten sich laut einem Bericht von ntv.de inzwischen auf mindestens 4,3 Mrd. Euro belaufen, sollte bekanntlich schon lange in Betrieb sein. Wegen immer neuer Bau- und Planungsmängel musste die Inbetriebnahme bereits mehrmals verschoben werden. Als eine Art Ersatzlösung soll jetzt erst einmal in den bereits bestehenden Flughafen Tegel investiert werden. In diesem Übergangsplan liegt aber auch der Reibungspunkt zwischen Vorstand und Aufsichtsrat begründet: Denn eine Bedingung für die inzwischen etappenweise anvisierte Eröffnung des BER wäre wohl der längere Betrieb des Flughafens Tegel. Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit beharrt demgegenüber darauf, dass es zur Schließung von Tegel keine Alternative gebe.
Berliner Flughafen (BER): Chronologie der Pannen
Dezember 1991: Gründung der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF). Gesellschafter sind die Länder Berlin und Brandenburg.
Mai 1996: Berlin, Brandenburg und der Bund einigen sich darauf, dass der zukünftige Hauptstadtflughafen neben dem derzeitigen Flughafen Schönefeld südöstlich von Berlin gebaut wird.
August 2004: Die Landesregierung in Potsdam erteilt den Planfeststellungsbeschluss für das größte ostdeutsche Infrastrukturvorhaben, den Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI).
März 2006: Die Gegner des Großflughafens scheitern mit ihrem juristischen Kampf gegen das Projekt.
September 2006: Der damalige Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit sowie Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (alle SPD) setzen den symbolischen ersten Spatenstich. Der neue Flughafen soll zum Winterflugplan 2011 fertig werden.
Juli 2008: Die Arbeiten am Terminal beginnen.
Oktober 2008: Der Flughafen Berlin-Tempelhof wird geschlossen.
Juni 2010: Der Eröffnungstermin des neuen Flughafens wird auf den 3. Juni 2012 verschoben.
Mai 2012: Nur knapp einen Monat vor der geplanten Eröffnung teilt der Aufsichtsrat mit, dass die Eröffnung erneut verschoben wird, weil der Brandschutz nicht funktioniert und der Flughafen deshalb keine Genehmigung erhält.
September 2012: Der Termin im Frühjahr 2013 wird ebenfalls gestrichen, weil die Arbeiten mehr Zeit brauchen. Der neue Technikchef Horst Amann hält eine Eröffnung des Flughafens Ende Oktober 2013 aber für machbar.
Dezember 2012: Mehrere Gutachten werden bekannt, laut denen der Flughafen für die Zahl der erwarteten Passagiere zu klein geplant ist.
Januar 2013: Nachdem der Technikchef den Eröffnungstermin im Oktober 2013 als nicht mehr haltbar bezeichnet hat, wird Geschäftsführer Rainer Schwarz entlassen.
Januar 2013: Wowereit gibt das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden an Brandenburgs damaligen Ministerpräsidenten Platzeck ab.
März 2013: Der Aufsichtsrat teilt überraschend mit, dass der ehemalige Bahn-Chef Mehdorn als neuer Geschäftsführer des BER die Bauarbeiten vorantreiben soll.
Ende 2013 ist noch immer kein Eröffnungstermin in Sicht. Noch 2014 will Hartmut Mehdorn allerdings täglich einen Flieger vom Nordpier des Airports starten lassen, um die Systeme zu testen.
Im April 2014 verkündet Hartmut Mehdorn, dass er weitere 1,1 Milliarden Euro bei den Gesellschaftern anfragen wird. Die Gesamtkosten steigen damit von 4,3 Milliarden Euro auf 5,4 Milliarden Euro.
November 2014: Nun stehen weitere Mehrkosten in Höhe von 2,19 Milliarden Euro wegen weiterer Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen im Raum.
Im Dezember 2014 kündigt Hartmut Mehdorn ein neues Eröffnungsdatum an: 2017 soll der BER in Betrieb gehen, heißt es nun.
Im Januar 2017 wird offiziell verkündet, dass BER im Jahr 2017 nicht eröffnet wird.
September 2017: Eine Mehrheit der Berliner stimmt in einem Volksentscheid für den Weiterbetrieb des Flughafens Tegel, selbst wenn BER eröffnet ist. Denn: Der Flughafen wäre wegen den Verspätungen bereits zur Eröffnung zu klein.
Dezember 2017: Flughafen-Chef Lütke Daldrup will ein Eröffnungsdatum nennen. Spekuliert wird über ein Datum zwischen 2020 und 2023. Zwar könnten die Bauarbeiten vermutlich noch 2018 abgeschlossen werden. Dann müsste der Flughafen aber noch unter Praxisbedingungen getestet werden - wobei wieder Fehler auftreten könnten.
Januar 2018: Daldrup gibt bekannt, am 2. März genaue Angaben zu den Mehrkosten machen zu wollen. Die veranschlagten 6,5 Milliarden Euro galten nur für einen Start im Jahr 2018. Die Bauarbeiten dauern aber noch länger. Die CDU will nicht weiter in die Fertigstellung des Flughafens investieren.
Im März 2018 erklärt die Flughafengesellschaft, den Ausbau künftig privat unterstützen zu lassen. Das Terminal 2 soll als Mietkauf- oder Leasingobjekt gebaut werden. Die Eröffnung des BER wird auf Herbst 2020 terminiert.
Mai 2018: Wichtige Baufirmen wie Bosch und Siemens lassen sich für die Arbeiten an der Haustechnik auf feste Terminpläne ein. Zudem wird bekannt, dass die Flughafengesellschaft 83,6 Millionen Euro Verlust im Jahr 2017 verzeichnet. Und eine Projektsteuerungsfirma stellt fest, dass sie bei der Kabel-Sanierung elf Monate im Verzug sei.
Im Juli 2018 erteilt das Bauordnungsamt des Landkreises Dahme-Spreewald die Genehmigung für den Bau von Terminal 2.
Der selbstständige Berater und Flughafenplaner Patrick Muller übernimmt im August 2018 die Betriebsleitung der Flughäfen Tegel und Schönefeld. Zu seinen Aufgaben werden auch der Probebetrieb und die Eröffnung des BER gehören.
November 2018: Der Bauingenieur Carsten Wilmsen wird neuer Bau- und Technikchef.
März 2019: Der Tüv äußert Bedenken über den Zeitplan bis zur Intriebnahme. Es ist unklar, ob die Tests der Anlagen im Terminal im Frühjahr 2019 beginnen können.
Der momentane Stillstand auf der Baustelle des neuen Hauptstadtflughafens kostet einem Bericht des Magazins Der Spiegel zufolge monatlich rund 20 Millionen Euro. Mehdorns Finanzexperten sollen ausgerechnet haben, dass im Jahr so fast eine Viertelmilliarde Euro zusammen kommt. Bislang waren die monatlichen Kosten der Baustelle von der Flughafengesellschaft auf 15 Mio. Euro beziffert worden. Das Bundesverkehrsministerium hatte sogar von 35 bis 40 Mio. Euro gesprochen. Ein Flughafensprecher wollte den Bericht nicht kommentieren. Die Eröffnung von Schönefeld ist bereits vier Mal verschoben worden. AZ/afp