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München: LMU entwickelte Sprengstoff für US-Ministerium

München

LMU entwickelte Sprengstoff für US-Ministerium

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    Ein Brunnen vor dem Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität in München: Die Einrichtung hat wie 21 weitere deutsche Hochschulen und Forschungsinstitute in den vergangenen Jahren Förderung in Höhe von mehr als 10 Millionen Dollar aus dem Haushalt des US-Verteidigungsministeriums erhalten.
    Ein Brunnen vor dem Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität in München: Die Einrichtung hat wie 21 weitere deutsche Hochschulen und Forschungsinstitute in den vergangenen Jahren Förderung in Höhe von mehr als 10 Millionen Dollar aus dem Haushalt des US-Verteidigungsministeriums erhalten. Foto: Andreas Gebert, dpa (Archiv)

    Die Einrichtungen bestätigten entsprechende Recherchen des Norddeutschen Rundfunks (NDR) und der Süddeutschen Zeitung. Bei den Projekten handelt es sich sowohl um Grundlagenforschung als auch um Rüstungsforschung.

    Die Fraunhofer-Gesellschaft forschte für die US-Armee an Panzerglas und an Sprengköpfen, die Universität Marburg an Orientierungssystemen für Drohnen und  "präzisionsgelenkte Munition". Die Ludwig-Maximilians-Universität München erhielt vom US-Verteidigungsministerium 2012 mehr als 470.000 Dollar, um militärische Sprengstoffe zu verbessern.

    Zahlreiche Hochschulen an Forschungen beteiligt

    Andere Projekte beschäftigen sich mit Grundlagenforschung sowie mit sogenannter Dual-Use-Forschung, die zivil und militärisch genutzt werden kann. An die Wissenschaftler der Universität des Saarlandes flossen im Januar 2013 über 120.000 Dollar des "Army Research Laboratory", um die mathematische Verarbeitung von Sprachstrukturen zu erforschen. An der Universität Frankfurt am Main  finanzierte das "Department of the Air Force" mit knapp 160.000 Dollar die Untersuchung von Erdbeben im Iran.

    Seit dem Jahr 2000 waren mindestens 18 deutsche Hochschulen an Forschungsprojekten beteiligt, die das Pentagon bezuschusst hat. Gelder des US-Militärs flossen offenbar auch an Universitäten, die sich durch eine Zivilklausel zur friedlichen Forschung verpflichtet haben.

    Die  Verträge finden sich in einer öffentlichen US-Datenbank und haben ein Gesamtvolumen von mehr als 9,4 Millionen Dollar. Ein Max-Planck-Institut, die Fraunhofer-Gesellschaft, das Alfred-Wegener-Institut und ein Leibniz-Institut erhielten Mittel des US-Verteidigungsministeriums in Höhe von zusammen 1,1 Millionen Dollar.

    Die Einrichtungen bestätigten die Datenbankeinträge. Die Liste umfasst Vorhaben in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, im Saarland, in Sachsen und Thüringen.

    Parteien fordern Aufklärung

    Nach Recherchen von NDR und Süddeutscher Zeitung förderte das Pentagon auch Universitäten, die sich durch eine Zivilklausel auf  eine friedliche Forschung festgelegt haben. Einen Verstoß gegen diese Vereinbarungen sehen die angesprochenen Hochschulen aber nicht. So  erklärte etwa die Universität Bremen, ein US-finanziertes Satellitenforschungsprojekt diene der Grundlagenforschung und sei mit der Zivilklausel vereinbar.

    SPD, Grüne und Linke im Bundestag forderten im Radioprogramm NDR Info, alle Kooperationen transparent zu machen. "Hochschulen sind  staatliche Einrichtungen", sagte der hochschulpolitische Sprecher der SPD, Swen Schulz. "Wenn sie Drittmittel einwerben und Kooperationen  eingehen, dann hat die Gesellschaft ein Recht zu erfahren, mit wem  sie kooperieren, was gemacht wird und wie viel Geld fließt?" (AZ/dpa)

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