Wir schreiben das Jahr 1937. Ein Mond, der einen Schnauzbart trägt, und ein Sternchen daneben stehen symbolisch für einen kahlköpfigen Papa und seinen Sohn. Ein poetisch gehaltenes Schlussbild zweier Emigranten in einer barbarischen Zeit. So endete im Dritten Reich die Comic-Reihe „Vater und Sohn“. Ab 1934 hatte e.o.plauen, der eigentlich Erich Ohser hieß, die Alltagsabenteuer eines offenbar alleinerziehenden Vaters mit seinem kecken Sprössling für die BerlinerIllustrirte gezeichnet.
Die Comic-Reihe wurde in den 1950ern wiederveröffentlicht
Alltagsgeschichten, mitunter kumpelhaft, aber mit einem Papa, der es im Notfall schon richten konnte. Das gefiel dank der Wiederveröffentlichungen auch in den Fünfzigerjahren.
Nun hat das Team Ulf K. und Marc Lizano zusammen mit dem Panini-Verlag den Klassiker unter dem Titel „Neue Geschichten von Vater und Sohn“ weiterentwickelt. Nicht mehr in klassischem Schwarz-Weiß, sondern in dezenter Farbgebung. Ein Wagnis, da die Neuschöpfer in den Bildkompositionen eine strikte Hommage an den großen e.o.plauen im Auge hatten. Ein gelungener Versuch, da hier Nostalgie und Gegenwart gut zusammengehen. Samt vegetarischem Grillfest, Flachbildfernseher und Spielkonsolen, die der wenig erbaute Papa doch heimlich nutzt.
Schöpfer Erich Ohser fiel wegen Hitler- und Goebbelskarikaturen in Ungnade
Was für ein Kontrast zu dem tragisch verlaufenen Leben des in Sachsen aufgewachsenen Comic-Vaters Erich Ohser aus Plauen. Er hatte sich mit Hitler- und Goebbels-Karikaturen unbeliebt gemacht. 1944 erhängte er sich, von der Gestapo festgenommen, bevor er sich dem Volksgerichtshof aussetzen musste. Dass die Emigrierten jetzt im Comic wieder auf die Erde zurückkehren können, hätte ihn bestimmt gefreut.