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Medienbericht: Kreditaffäre um Wulff: Neue Ungereimtheiten aufgetaucht

Medienbericht

Kreditaffäre um Wulff: Neue Ungereimtheiten aufgetaucht

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    Bundespräsident Christian Wulff steht unter Druck.
    Bundespräsident Christian Wulff steht unter Druck.

    Bislang hatte Bundespräsident Christian Wulff immer behauptet,  er habe den Kredit von Edith Geerkens erhalten, der Frau des Unternehmers Egon Geerkens. Insofern habe er den niedersächsischen  Landtag 2010 korrekt darüber informiert, dass keine  Geschäftsbeziehung zwischen ihm und Geerkens bestanden habe, so die  Argumentation Wulffs. Doch nun sind neue Ungereimtheiten in der Kreditaffäre um Christian Wulff aufgetaucht. Denn eine neue Veröffentlichung hat in der Kreditaffäre um den Bundespräsidenten weitere Fragen  aufgeworfen. Nach einem Bericht des "Spiegel" kam der umstrittene  Immobilien-Kredit entgegen Wulffs Angaben doch vom Unternehmer Egon Geerkens selbst. Wulffs Anwälte bekräftigten dagegen in einer  Erklärung, der Kreditvertrag sei mit Geerkens Frau Edith  geschlossen worden und alle Zahlungen auf ihr Konto gegangen.

    Wulff: Kredit mit Edith Geerkens abgeschlossen

    Wulff hatte am Donnerstag wegen der Vorgänge um den Privatkredit  zum Kauf eines Eigenheims sein Bedauern ausgedrückt. "Ich erkenne  an, dass hier ein falscher Eindruck entstehen konnte", erklärte er  in Berlin. Auch in dieser Erklärung hatte er jedoch darauf beharrt,  den Vertrag über den Kredit mit Edith Geerkens abgeschlossen zu  haben.

    Geerkens sagte demnach dem Magazin, er selbst habe die  Verhandlungen mit Wulff über den Kredit geführt, der damals  niedersächsischer Ministerpräsident war. Die Zahlung des Darlehens  sei dann zwar über ein Konto seiner Frau erfolgt, für dieses Konto  habe er jedoch eine Vollmacht, sagte der Unternehmer demnach weiter.

    Anonymer Bundesbankscheck

    Die Bundespräsidenten der BRD

    Theodor Heuss (FDP): 1949 - 1959 Er war der erste Bundespräsident der BRD. "Papa Heuss", wie ihn der Volksmund liebevoll nannte, hat das Ansehen Deutschlands im Ausland maßgeblich verbessert. Der einstige FDP-Vorsitzende konnte viele seiner demokratischen Ideale im Grundgesetz verankern.

    Heinrich Lübke (CDU): 1959 - 1969 Seine Nominierung beruhte darauf, dass sich Konrad Adenauer, der eigentlich für das Amt vorgesehen war, zurückgezogen hatte. Die Presse hat ihn vielfach wegen seiner rhetorischen Ausrutscher verspottet. Er hat das Amt vorzeitig niedergelegt, als seine angebliche Nazi-Vergangenheit publik wurde.

    Gustav Heinemann (SPD): 1969 - 1974 Er verstand sich selbst als "Bürgerpräsident" und gab sich volksnah. Ursprünglich gehörte er der CDU an. Heinemann verließ die Christdemokraten, weil sich die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik nicht mit seinen moralischen Überzeugungen verinbaren ließ.

    Walter Scheel (FDP): 1974 - 1979 Der ehemalige Außenminister blieb nur für eine Amtszeit Bundespräsident. Im Rahmen einer Fernsehshow gab er, bevor er sein Amt antrat, eine eigene Interpretation des Volksliedes "Hoch auf dem gelben Wagen" zum Besten. Seine politischen Ambitionen vereitelte der damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt.

    Karl Carstens (CDU): 1979 – 1984 Charakteristisch für den Konservativen aus Norddeutschland war seine ausgeprägte Wanderleidenschaft. Seine Mitgliedschaft bei der NSDAP während der Nazi-Herrschaft hat ihm heftige Kritik eingetragen.

    Richard von Weizsäcker (CDU): 1984 - 1994 Der ehemalige Bürgermeister von Berlin hat vor allem durch seine Reden Akzente gesetzt. Er machte aus dem 8. Mai, dem "Tag der Niederlage", kurzerhand den "Tag der Befreiung". Als "Gewissen der Nation" erinnerte er an die Schuld des deutschen Volkes und kritisierte scharf den Parteienstaat.

    Roman Herzog (CDU): 1994 - 1999 Herzog war vor seiner Amtzeit Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Mit seiner berühmten Berliner "Ruck-Rede" versuchte er 1997, das Volk aus seiner Passivität zu befreien. Herzog hat sich sehr für den interkulturellen Dialog eingesetzt.

    Johannes Rau (SPD): 1999 - 2004 Er bemühte sich um die Integration ausländischer Mitbürger und setzte auf das Motto "Versöhnen statt spalten". Seine Bibelfestigkeit trug ihm den Spitznamen "Bruder Johannes" ein. Vor dem israelischen Parlament bat er um Verzeihung für den Holocaust.

    Horst Köhler (CDU): 2004 - 2010 Er war der erste Bundespräsident, der nicht zum politischen Establishment zählte. Köhler kritisierte die internationalen Finanzmärkte und äußerte sich vielfach zu gesellschaftspolitischen Themen. Als er öffentlich eine Notwendigkeit militärischer Einsätze in besonderen Fällen betonte, wurde er heftig kritisiert und trat anschließend von seinem Amt zurück.

    Christian Wulff (CDU): 2010 - 2012 Als er sein Amt als Nachfolger von Horts Köhler antrat, war er mit 51 Jahren der jüngste Bundespräsident in der Geschichte der BRD. Doch dann begann das Schlamassel. Von der Inanspruchnahme eines günstigen Privatkredits über kostenlose Urlaube bei Unternehmern bis zur staatlichen Mitfinanzierung einer umstrittenen Lobby-Veranstaltung: Christian Wulff sah sich über Monate hinweg mit vielen Vorwürfen konfrontiert. Die Staatsanwaltschaft Hannover beantragte am 16. Februar 2012 beim Bundestag die Aufhebung der Immunität Wulffs, um strafrechtliche Ermittlungen einleiten zu können. Einen Tag später erklärte Wulff seinen Rücktritt.

    Joachim Gauck (Parteilos): 2012-2017 Joachim Gauck wurde 1940 in Rostock geboren. Nach dem Abitur studierte er Theologie. Von 1965 bis 1990 stand er im Dienst der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs und arbeitete viele Jahre als Pastor. Am 18. März 2012 wählte die Bundesversammlung Joachim Gauck zum elften Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland.

    Der 67-jährige Geerkens wurde vom "Spiegel" jedoch auch mit den  Worten zitiert, er selbst habe sich überlegt, "wie das Geschäft  abgewickelt werden könnte". Ihm sei damals wichtig gewesen, dass  sein Name und der Wulffs nicht öffentlich auftauchten. Daher sei  ein anonymer Bundesbankscheck ausgestellt und an Wulff übermittelt  worden, damit dieser ihn einlösen konnte. Die Rückzahlung des  Darlehens erfolgte laut "Spiegel" 2010 auf ein gemeinsames Konto  des Ehepaars Geerkens.

    Privatdarlehen für Wulff

    Die Kanzlei Redeker Sellner Dahs erklärte dagegen im Auftrag von  Wulff, der Vertrag über das Privatdarlehen sei mit Edith Geerkens  geschlossen worden, auch alle vereinbarten Zinszahlungen seien auf  ihr Konto erfolgt. Ebenso sei die Rückzahlung der Darlehenssumme  auf das Konto von Frau Edith Geerkens geleistet worden. "Herr Wulff  hat zu keinem Zeitpunkt Anlass daran zu zweifeln, dass die  Darlehenssumme - wie bei der Vereinbarung des Darlehens beschrieben  - aus dem Vermögen von Frau Edith Geerkens stammt." Die  erforderlichen Unterlagen könnten ab Montag im Berliner Büro der  Sozietät eingesehen werden.

    Der Grünen-Rechtsexperte Jerzy Montag ging auf Distanz zu Wulff.  Die Aussagen Geerkens hörten sich so an, als habe man eine bewusste  Umgehung geplant. Dies sei durch die Erklärung von Wulff nicht  abgedeckt. "Das ist für einen Bundespräsidenten verheerend", sagte  Montag dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vom Samstag. afp/AZ

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