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Türkei: Koalition rät zu Vorsicht bei Türkei-Reisen

Türkei

Koalition rät zu Vorsicht bei Türkei-Reisen

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    Bundesaußenminister Gabriel verkündete die Reaktion der Bundesregierung auf die türkischen Provokationen (im Bild: der türkische Staatspräsident Erdogan).
    Bundesaußenminister Gabriel verkündete die Reaktion der Bundesregierung auf die türkischen Provokationen (im Bild: der türkische Staatspräsident Erdogan). Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Weniger Urlauber, weniger Beihilfen, weniger Investitionen: Mit einem abrupten Kurswechsel erhöht die Bundesregierung den Druck auf die Türkei und ihren Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

    Touristen, die dort noch Ferien machen wollen, rät das Auswärtige Amt seit Donnerstag zu erhöhter Vorsicht. Außerdem kündigte Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) nach monatelangen Appellen zur Mäßigung an die Türkei eine Überprüfung der europäischen Finanzhilfen und der Bürgschaften an, mit denen die Bundesregierung Türkei-Geschäfte für deutsche Unternehmen absichert. Ein Ende dieses Programms würde die ins Schlingern geratene türkische Wirtschaft empfindlich treffen. Nach China ist die Bundesrepublik der zweitwichtigste Handelspartner der Türkei.

    Ferber: Verschärfung der Reisehinweise trifft Türkei

    Die Neuausrichtung der deutschen Türkei-Politik sei mit Bundeskanzlerin Angela Merkel abgesprochen, betonte Gabriel. „Wer unbescholtene Besucher seines Landes unter wirklich hanebüchenen, ja abwegigen Beschuldigungen festnimmt, der verlässt den Boden europäischer Werte.“ Inhaftierungen wie die des Berliner Journalisten Denis Yücel, seiner Neu-Ulmer Kollegin Mesale Tolu oder zuletzt des Menschenrechtlers Peter Steudtner würden mit „abwegigen Vorwürfen von Terrorpropaganda“ begründet, die nur dazu dienen sollten, jede kritische Stimme in der Türkei zum Schweigen zu bringen.

    Konkret beschlossen hat die Koalition das Ende der milliardenschweren Export- und Investitionsbürgschaften noch nicht – bisher droht sie Erdogan nur damit. Die verschärften Sicherheitshinweise für Touristen werden ihre Wirkung nach Einschätzung des CSU-Europapolitikers Markus Ferber dagegen schon bald zeigen, weil sie das Land an einem „empfindlichen Nerv“ träfen. Nach den Reisenden aus Russland seien die Deutschen dort die zweitgrößte Urlaubergruppe, betonte der Bobinger Abgeordnete im Gespräch mit unserer Redaktion.

    Womöglich bleibt es nicht nur bei der Verschärfung der Reisehinweise

    Wer eine Reise in die Türkei plant oder bereits gebucht hat, soll sich künftig schon bei Aufenthalten von wenigen Tagen mit der deutschen Botschaft oder einem Konsulat in Verbindung setzen, empfiehlt das Auswärtige Amt. Gabriel selbst sagt: „Der Fall Peter Steudtner zeigt, dass deutsche Staatsbürger in der Türkei vor willkürlichen Verhaftungen nicht mehr sicher sind.“

    Während die türkische Regierung die deutsche Reaktion als „inakzeptabel“ verurteilt und sich „Erpressungen und Drohungen“ aus Berlin verbittet, diskutiert die Große Koalition offenbar schon die nächsten Schritte. Nach dem bereits beschlossenen Abzug der Bundeswehr aus dem Stützpunkt Incirlik denkt CSU-Chef Horst Seehofer laut über einen Rückzug aus der Nato-Basis in Konya nach. Auch hier verweigert Ankara Abgeordneten des Bundestages einen Besuch bei den dort stationierten deutschen Soldaten.

    Alle aktuellen Nachrichten zur Türkei lesen Sie in unserem Türkei-Blog: Türkei wirft Gabriel "Türkenfeindlichkeit" vor

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