Demnach wird die konservative Partei Nea Dimokratia (ND) nach Auszählung von mehr als zwei Drittel der Stimmen mit 30,1 Prozent stärkste politische Kraft. Falls die ebenfalls proeuropäischen Sozialisten eine Regierungskoalition eingehen, könnten beide Parteien über 164 der 300 Sitze verfügen.
Zweite Wahl innerhalb von sechs Wochen
Beide Parteien wollen zwar den Reform- und Sparkurs fortsetzen, aber mit den Geldgebern über Erleichterungen reden. Das Bündnis der radikalen Linken, das den Sparpakt aufkündigen will, erzielte 26,5 Prozent der Stimmen.
Griechenlands Schicksalswahl
Zur Parlamentswahl in Griechenland treten an diesem Sonntag insgesamt 21 Parteien an. Es kandidieren 4873 Politiker, unter ihnen 58 Unabhängige.
Acht Parteien haben nach Umfragen eine Chance, die Drei-Prozent-Hürde zu überspringen und damit ins Parlament einzuziehen.
Nea Dimokratia (ND): Die Konservative Partei wird vom Ökonomen Antonis Samaras geführt. Die Partei hatte Griechenland 1981 in die damalige Europäische Gemeinschaft geführt und spricht sich vehement für den Verbleib des Landes im Euroland aus. Samaras hat den Gläubigern des Landes versprochen, am Sparprogramm für Griechenland festzuhalten. Nach den schweren Verlusten bei der Parlamentswahl vom 6. Mai setzt sich die ND für eine Lockerung des Sparprogramms ein. Umfragen erwarten ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Nea Dimokratia mit dem Bündnis der Radikalen Linken (Syriza).
Bündnis der Radikalen Linken (Syriza): Ein buntes Bündel linker Bewegungen, das sogar mit der extrem Linken liebäugelt. Syriza ist zwar für den Verbleib in der EU und im Euroland. Athen sollte aber einseitig erklären, dass es seine Schulden nicht bezahlen wird. Parteichef Alexis Tsipras hatte das Bündnis bei den Wahlen am 6. Mai zur zweitstärksten Kraft im Land gemacht. Die Syriza konnte sich auf 16,8 Prozent steigern (2009: 4,7 Prozent).
Panhellenische Sozialistische Bewegung (Pasok): Die im November 2011 abgelösten Sozialisten unter ihrem neuen Chef Evangelos Venizelos sind wie die Konservativen für den Verbleib Griechenlands in der Eurozone. Dafür müsse das Sparprogramm konsequent durchgesetzt werden. Nach dem Erfolg des Linksbündnisses fordern nun auch die Sozialisten eine Lockerung des Sparprogramms. Umfragen sagen den Sozialisten weitere Verluste voraus. Demnach dürften sie nur noch drittstärkste Kraft im neuen Parlament mit rund 13 Prozent oder sogar weniger werden (2009: 44 Prozent).
Kommunistische Partei Griechenlands (KKE): Die Hardliner- Kommunisten sprechen sich offen für den «Austritt Griechenlands aus der Eurozone und der EU jetzt» aus. Kein Cent solle an die Gläubiger gezahlt werden. Die Partei liegt in Umfragen bei etwa sieben Prozent.
Unabhängige Griechen (AE): Eine Abspaltung aus der konservativen Nea Dimokratia. Die Führung der Unabhängigen Griechen meint, das Land sei «besetzt» von den Geldgebern und müsse «befreit» werden. Athen sollte nichts an die Banken zurückzahlen. Die Partei ist ausländerfeindlich und fordert zudem deutsche Reparationszahlungen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Umfragen zeigen, dass auch diese Partei bis etwa sechs Prozent bekommen könnte.
Demokratische Linke (DA): Eine Abspaltung aus dem Bündnis der Linken. Die gemäßigten Linken setzen sich für den Verbleib im Euroland ein. Umfragen sehen diese Partei etwa bei 5 Prozent.
Goldene Morgenröte (XA): Eine rassistische, ausländerfeindliche und faschistische Partei. Die Partei spricht sich für die «Vertreibung» aller Migranten aus Griechenland aus. Viele ihrer Mitglieder sind gewaltbereit. Umfragen sehen die Ultrarechten bei 4,5 Prozent.
Die Ökologen, die freidemokratische Aktion-Partei und die Völkische Orthodoxe Gesamtbewegung (LAOS) müssen um ihren Einzug ins Parlament zittern.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Parteien und Protestbewegungen, wie etwa die griechischen Piraten, die bislang noch keinen Erfolg hatten, sowie Maoisten und andere linke und rechte Splitterparteien.
Es war die zweite Wahl innerhalb von nur sechs Wochen. Nach dem Votum vom 6. Mai war eine Regierungsbildung an unterschiedlichen Ansichten zur Fortführung des Sparkurses gescheitert.
Die internationalen Finanzmärkte blickten mit Bangen auf den Wahlausgang, weil nach Auffassung vieler Experten auch die Zukunft des Euro insgesamt auf dem Spiel steht. Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise sieht „harte Wochen mit Unsicherheiten“ für die Bürger und Finanzmärkte bevorstehen.
Die Parteien in Griechenland hätten rund vier Wochen Zeit, bis die nächsten größeren Zahlungen für Griechenland aus den Hilfspaketen freigegeben oder gestoppt würden. Sollte Griechenland keine Hilfe mehr bekommen, droht ein Staatsbankrott mit anschließendem Austritt aus der Euro-Zone.
Sozialisten wollen eine möglichst breite Regierung mit den Konservativen
Griechenland - Zehn Fakten zum Krisenland
Griechenland, die Hellenische Republik, heißt im Griechischen Elláda (Ελλάδα).
Das Land am Mittelmeer ist eine Parlamentarische Republik.
Auf 131.957 Quadratkilometern leben knapp 11 Millionen Menschen.
Die Nationalfeiertage der Griechen sind am 25. März und 28. Oktober.
Das Kfz-Kennzeichen ist GR, die Internet-TLD .gr und die Telefonvorwahl +30.
Die Hauptstadt Griechenlands ist Athen. Die weiteren größten Städte sind: Thessaloniki, Piraeus und Patrai.
Staatsreligion in Griechenland ist das Orthodoxe Christentum. Etwa 97 Prozent aller Griechen sind orthodox.
Griechenland grenzt an Albanien, Mazedonien, Bulgarien und die Türkei, das als Erzfeind des Landes gilt.
Griechenland ist seit Jahren wegen der Euro-Krise in den Schlagzeilen. Dem Land bekam einen Schuldenschnitt.
Griechenland gehört zur Europäischen Union und hat den Euro als Währung.
Der Parteichef der Konservativen, Antonis Samaras, sagte in seiner Siegesrede, das Volk habe die Politiker gewählt, die für Wachstum und Verbleib im Euro-Land seien. „Griechenlands Position in Europa wird nicht mehr gefährdet sein.“ Samaras lud alle politischen Kräfte ein, sich an einer Regierung der nationalen Rettung zu beteiligen.
Evangelos Venizelos, Parteivorsitzender der Sozialisten, schlug die Bildung einer möglichst breiten Regierung aus Konservativen, Sozialisten, radikalen sowie gemäßigten Linken vor. Anos Skourletis, Sprecher der Radikallinken, bezeichnete alle Diskussionen über die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit mit Konservativen und Sozialisten allerdings als „lächerlich“. Parteichef Alexis Tsipras sagte, seine Partei wolle stärkste Oppositionskraft bleiben. Das Volk habe innerhalb von sechs Wochen zum zweiten Mal das Sparpaket verurteilt.
Euro-Retter kommen den Griechen entgegen
Die Euro-Retter in Brüssel wollen offenbar dem hoch verschuldeten Land trotzdem die Hand entgegenstrecken: Über die Laufzeit der Athener Sparprogramme könne durchaus diskutiert werden – über die Inhalte allerdings nicht, war aus der Umgebung des Euro-Gruppen-Chefs Jean-Claude Juncker zu hören. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) schlug am Abend ähnliche Töne an: „Ich kann mir gut vorstellen, über die Zeitachsen zu reden.“ dpa, afp