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Enthauptungs-Video: "Jihadi John" entschuldigt sich bei Familie für "Unannehmlichkeiten"

Enthauptungs-Video

"Jihadi John" entschuldigt sich bei Familie für "Unannehmlichkeiten"

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    "Jihadi John": Einst ein freundlicher junger Mann?
    "Jihadi John": Einst ein freundlicher junger Mann?

    "Jihadi John" habe über Mittelsmänner eine entsprechende Mitteilung aus Syrien an seine Familie schicken lassen, berichtet die Sunday Times unter Bezug auf gut informierte Quellen der Familie. Darin entschuldige er sich für die Unannehmlichkeiten, die seine Identifizierung in einem Enthauptungsvideo mit sich gebracht habe. Desweiteren stünden einige Familienmitglieder seit der

    "Jihadi John" soll deutschen Begleiter gehabt haben

    "Jihadi John", der in den vergangenen Monaten durch mehrere Exekutions-Videos der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) bekannt geworden war, soll zudem einen deutschen Begleiter gehabt haben. Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums bestätigte entsprechende Medienberichte.

    Nach gemeinsamen Recherchen des Hamburger Nachrichtenmagazins Der Spiegel und der britischen Zeitung Mail on Sunday handelt es sich bei dem Begleiter um den deutschen Staatsbürger Marcel S. aus Düsseldorf, der den deutschen Behörden seit Jahren als radikaler Konvertit bekannt sei.

    Die islamistische Szene in Deutschland

    Der Verfassungsschutz rechnet mehr als 43 000 Menschen zur islamistischen Szene in Deutschland.

    Diese ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen - vor allem durch den starken Zulauf bei der Gruppe der Salafisten, einer besonders konservativen Strömung innerhalb des Islam.

    Rund 7000 Leute werden inzwischen der Salafisten-Szene zugerechnet. 2011 waren es noch etwa halb so viel. Besonders stark sind die Salafisten in Nordrhein-Westfalen vernetzt.

    Dschihadisten: Mehr als 550 radikale Islamisten aus Deutschland sind bislang in das Kampfgebiet nach Syrien und in den Irak ausgereist.

    Die Zahl geht seit langem kontinuierlich nach oben. Viele haben sich dort der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen. Etwa 180 der Ausgereisten sind inzwischen wieder in Deutschland.

    Aber nur von einem kleinen Teil davon - etwa 30 Personen - ist bekannt, dass sie aktiv am bewaffneten Konflikt beteiligt waren. Rund 60 Islamisten aus Deutschland sind laut Verfassungsschutz in Syrien und dem Irak gestorben.

    Mindestens zehn sprengten sich bei Selbstmordanschlägen in die Luft. Dies sind aber nur die bekannten Fälle.

    Gefährliche Islamisten: Die Sicherheitsbehörden stufen viele Islamisten als gefährlich ein. Etwa 1000 Menschen in Deutschland werden dem «islamistisch-terroristischen» Spektrum zugeordnet.

    Darunter sind 260 sogenannte Gefährder, also Menschen, denen die Polizei zutraut, dass sie einen Terrorakt begehen könnten.

    Die Zahl ist so hoch wie nie zuvor. Zum Teil sind auch Rückkehrer aus Dschihad-Gebieten darunter. Diese machen den Sicherheitsbehörden große Sorgen, weil sie oft radikalisiert zurückkommen - und zum Teil kampferprobt. (dpa)

    "Der Sachverhalt ist bekannt", sagte die Sprecherin des Bundesinnenministeriums. "Die Sicherheitsbehörden sind damit befasst. Aufgrund des laufenden Verfahrens kann zu Einzelheiten keine Stellung genommen werden."

    Marcel S. habe das heutige IS-Mitglied "Jihadi John" im Mai 2009 bei einer Reise nach Tansania begleitet, berichtet der Spiegel. Dort seien die Männer, die von einem weiteren Freund begleitet worden seien, am 22. Mai 2009 am Flughafen aufgehalten worden. Die Behörden verweigerten ihnen dem Bericht zufolge die Einreise und schoben die Männer nach London ab. Damals sei angenommen worden, dass die drei Männer nach Somalia reisen und sich dort der islamistischen Shebab-Miliz anschließen wollten.

    Deutscher Begleiter von "Jihadi John" in Frankfurt ins Netz gegangen

    Spätestens seit der versuchten Tansania-Reise sei Marcel S. im Visier deutscher, aber auch französischer Sicherheitsbehörden, heißt es in dem Bericht. Die Franzosen ließen den Düsseldorfer demnach 2009 im Schengen-Raum zur verdeckten Fahndung ausschreiben. Den deutschen Strafverfolgern sei S. im September 2013 ins Netz gegangen. Auf der Rückreise aus Kairo sei er am Frankfurter Flughafen mit einem gefälschten französischen Personalausweis und einem gefälschten Führerschein erwischt worden, die in seine Jacke eingenäht gewesen seien.

    Das ist die Organisation IS

    IS ist eine islamistische Organisation. Sie hat das Ziel, einen Islamischen Staat zu errichten. Dieses Kalifat soll die Länder Syrien und Irak, aber auch den Libanon, Israel und Jordanien miteinander vereinen.

    IS steht für Islamischer Staat. Gebräuchlich ist auch die Abkürzung ISIL, das steht für Islamischer Staat im Irak und in der Levante oder ISIS für Islamischer Staat im Irak und in Syrien.

    Ihr Ziel verfolgen die Anhänger der Organisation mit militärischen Mitteln und brutalster Gewalt, darunter Bombenattentate, Folter, und Hinrichtungen von Zivilisten.

    IS kämpft an vielen Fronten. Die Terrorgruppe geht bewaffnet gegen die Regierungen in Syrien und im Irak vor, führt Krieg gegen schiitische Gläubige und vermeintliche sunnitische Kollaborateure.

    Die IS hat ihre Wurzeln in der Widerstandsbewegung gegen die Besetzung des Iraks nach dem Irakkrieg 2003.

    Die Gruppe profitierte 2013 vom Machtkampf der von Schiiten dominierten Regierung in Bagdad mit Sunniten und beherrscht inzwischen weite Teile des Iraks.

    Im syrischen Bürgerkrieg hat Isis vor allem im Nordosten des Landes die Kontrolle erlangt. Dort griff die Gruppe kurdische Städte an und massakrierten Zivilisten.

    In den besetzten Gebieten verordnen die Dschihadisten der Bevölkerung strenge Regeln. So sollen Frauen die Häuser nur noch verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist. Alkohol und Rauchen ist verboten, ebenso Veranstaltungen und freie Presse.

    Im April 2014 sagte sich IS von Al-Kaida los. Deren Führung habe sich von den Grundsätzen des "Heiligen Krieges" entfernt, hieß es.

    Wie viele Menschen sich IS angeschlossen haben, ist unklar. Schätzungen sprechen von bis zu 15.000 Kämpfern.

    Anführer der Bewegung ist seit Mai 2010 Abu Bakr al-Baghdadi. Die USA führt ihn als einen der meistgesuchten Terroristen der Welt.

    IS wirbt im Internet aktiv um Kämpfer aus Europa. «Isis macht eine sehr gute Öffentlichkeitsarbeit», sagte der EU-Koordinator für Terrorismusbekämpfung, Gilles de Kerchove. Die Islamisten hätten sogar Kameras auf ihre Kalaschnikows geschraubt, um ihre Operationen in Echtzeit im Internet zu übertragen.

    Finanziert wurde IS zu Beginn von saudischen und katarischen Gönnern. Mittlerweile hat die Organisation mit mafiösen Methoden eigene Einnahmequellen erzeugt, etwa mit dem Schmuggel von Öl.

    Seit einer Verurteilung im Herbst 2014 wegen der gefälschten Papiere hält sich Marcel S. laut Spiegel wieder in Düsseldorf auf. Er behauptete demnach in einem kurzen Gespräch mit dem Magazin, er habe sich von der islamistischen Szene in Deutschland abgewandt. "Ich habe mit dem ganzen Zeug nichts mehr zu tun", sagte der heute 29-Jährige demnach. An seinen ehemaligen Reisebegleiter "Jihadi John" erinnerte sich S. nach eigenen Angaben nicht mehr.

    Anwalt des Vaters von "Jihadi John" legt Mandat nieder

    Unterdessen hat der Anwalt von Dschassem Emwazi dem Vater von !Jihadi John", sein Mandat am Sonntag aus persönlichen Gründen niedergelegt. Das verkündete er bei einer nur wenige Minuten dauernden Pressekonferenz in Kuwait-Stadt. Zuvor habe er für Dschassem Emwazi noch mehrere Klagen wegen übler Nachrede eingereicht.

    Was aus den Klagen nach der Beendigung seines Mandats wird, teilte al-Haschasch nicht mit. Gegen wen sich die Beschwerden richten, ließ er ebenfalls offen. Auch keinerlei andere Fragen ließ der Jurist bei seiner kurzen Pressekonferenz zu.

    Der Anwalt, der erst vergangene Woche von Dschassem Emwazi beauftragt worden war, hob lediglich hervor, dass die westlichen Sicherheitsbehörden bislang keine Beweise vorgelegt hätten, dass Mohammed Emwazi "Jihadi John" ist. Derartige Gerüchte über ihn seien "unwahr und haltlos". Dschassem Emwazi hatte in einem Interview zunächst gesagt, er habe seinen Sohn auf den Videos an der Stimme erkannt. Am Mittwoch sagte er jedoch der Zeitung Al-Kabas, nichts belege, dass sein Sohn wirklich "Jihadi John" sei. dpa/AFP/AZ

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