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Gesundheit: Immer wieder leiden Politiker unter psychischen Problemen

Gesundheit

Immer wieder leiden Politiker unter psychischen Problemen

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    Befreit von der Last als SPD-Vorsitzender: der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck bei seiner Hochzeit 2008.
    Befreit von der Last als SPD-Vorsitzender: der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck bei seiner Hochzeit 2008. Foto: Nestor Bachmann, dpa

    Es sind schaurige Episoden aus seinem Leben, die der Abgeordnete Charles Walker im Juni 2012 im britischen Unterhaus erzählt. Im Urlaub habe er einmal ein „wunderschönes Foto“ seines Sohnes gemacht, als sich plötzlich ein Gedanke in seinen Kopf schlich: „Ich muss dieses Bild löschen, sonst stirbt mein Kind.“ Walker leidet unter Zwangsstörungen, immer wieder fühlt er den Drang, bestimmte Dinge zu tun oder zu denken.

    Depressionen, Angstzustände, seelische und körperliche Erschöpfung

    Er und andere Abgeordnete sprechen an diesem Tag im Unterhaus über ihre Krankheiten: Depressionen, Angstzustände, seelische und körperliche Erschöpfung. Sie wollen darauf aufmerksam machen, dass auch Politiker mit diesen Leiden zu kämpfen haben. Jetzt, ein Dreivierteljahr nach der Debatte, haben sie offenbar einen ersten Erfolg erzielt: Nach Informationen der BBC können sich die Parlamentarier in Zukunft direkt vor Ort von einem Experten für mentale Krankheiten psychologisch beraten lassen.

    Im Bundestag fehlt ein Psychologe

    Viele Abgeordnete begrüßen den Schritt. „Es ist nicht leicht für Politiker, zu ihrem Hausarzt zu gehen und über Depressionen oder Angstzustände zu sprechen“, zitiert die BBC den Abgeordneten Kevan Jones, der nach eigenen Angaben auch unter Depressionen litt. Politik sei ein hartes Geschäft, „aber zuzugeben, dass man Hilfe braucht, ist kein Zeichen von Schwäche“.

    Im Deutschen Bundestag gibt es keinen Psychologen, der die 620 Abgeordneten betreut. Dafür aber eine Hausärztin, deren Praxis direkt im Reichstagsgebäude untergebracht ist. „Die Abgeordneten können mit allen Beschwerden zur Parlamentsärztin gehen“, sagt eine Sprecherin des Bundestags auf Nachfrage. Zahlen, wie viele Politiker die Medizinerin wegen psychischer Probleme behandle, gebe es aber nicht.

    Platzeck trat als SPD-Vorsitzender zurück

    Die Liste der Politiker, bei denen die Belastung ihren Tribut forderte, ist allerdings lang. Prominentestes Beispiel: Matthias Platzeck. Der brandenburgische Ministerpräsident trat 2006 von seinem Amt als SPD-Chef zurück, nachdem er zuvor einen Nervenzusammenbruch und zwei Hörstürze erlitten hatte. Platzecks Begründung hatte ihm damals viel Respekt eingebracht, gerade weil sie so ehrlich war: Er habe seine Kräfte schlicht und einfach überschätzt, sagte er am Tag seines Rücktritts.

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