Eigentlich wollte Bundespräsident Gauck der Ukraine einen Besuch abstatten. Das macht er nun nicht - aus Protest gegen den Umgang mit Julia Timoschenko. Am vergangenen Freitag war Timoschenko aus Protest gegen ihre Haftbedingungen in einen Hungerstreik getreten. Die 51 Jahre alte Julia Timoschenko wirft den Behörden vor, sie unter Zwang aus dem Gefängnis in eine Klinik verlegt zu haben.
Gauck erteilt Ukraine eine Absage
Bundespräsident Joachim Gauck hat aus Protest gegen die Behandlung Julia Timoschenkos einem Medienbericht zufolge seinen geplanten Besuch in der Ukraine abgesagt. In Absprache mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe Joachim Gauck die Teilnahme an einem Präsidententreffen in Jalta abgesagt, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Donnerstagsausgabe.
Protest gegen Behandlung Timoschenkos
Die ukrainische Botschaft in Berlin sei darüber informiert worden, dass Gauck einer Einladung zum Treffen zentraleuropäischer Präsidenten Mitte Mai in Jalta auf der Krim nicht folgen werde, bestätigte das Bundespräsidialamt am Mittwoch der "Süddeutschen Zeitung". Dabei legte ein Sprecher Gaucks Wert auf die Feststellung, dass "Auslandsreisen des Bundespräsidenten stets im engen Benehmen mit der Bundesregierung erfolgen".
Fall Timoschenko: Bundesregierung ist besorgt
Die Bundesregierung äußerte sich "tief besorgt" über den Gesundheitszustand Timoschenkos, wollte aber zunächst einen Boykott der Fußball-Europameisterschaft im Juni nicht erwägen. In der Ukraine werden die ersten drei Spiele der deutschen Mannschaft ausgetragen. Nach "SZ"-Informationen wird überlegt, bei möglichen Reisen von Bundespräsident, Bundeskanzlerin oder Ministern zur EM den Kontakt zur ukrainischen Führung auf ein Minimum zu reduzieren.
Sorge um Julia Timoschenko - Hungerstreik
Timoschenko war im Oktober wegen Amtsmissbrauchs in ihrer Zeit als Ministerpräsidentin zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Grund war ein im Jahr 2009 mit Russland geschlossenes Gasgeschäft, das der Ukraine einen Schaden in Millionenhöhe beschert haben soll. afp/AZ