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Impf-Chaos: Grippeimpfstoffe aus dem Verkehr gezogen

Impf-Chaos

Grippeimpfstoffe aus dem Verkehr gezogen

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    Zurzeit lassen sich viele Menschen gegen Grippe impfen. Foto: Jens Wolf/Archiv dpa
    Zurzeit lassen sich viele Menschen gegen Grippe impfen. Foto: Jens Wolf/Archiv dpa

    Am Donnerstag wurden in Deutschland vier Chargen des Impfstoffs Begripal und eine Charge des Impfstoffs Fluad aus dem Verkehr gezogen. Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker kritisierte "das andauernde Grippe-Impf-Chaos".

    In Italien waren weiße Partikel in den Spritzen entdeckt worden. Die Gesundheitsbehörden des Landes hatten daraufhin Verkauf und Anwendung wegen "möglicherweise gesundheitsgefährdender Qualitätsmängel" untersagt. Bislang seien aber keine Beschwerden bekanntgeworden.

    Maßnahme der Risikovorsorge

    Zwar seien solche Ausflockungen in Deutschland bisher nicht beobachtet worden, teilte das zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) im hessischen Langen mit. Als "Maßnahme der Risikovorsorge" würden dennoch alle Chargen zurückgerufen, bei denen solche Ausflockungen während der Produktion des Impfstoffs aufgefallen seien.

    "Diese Maßnahme dient dem Schutz der Patienten vor möglichen Nebenwirkungen", hieß es weiter. Nach Verabreichung der ausgeflockten Impfstoffe könnten innerhalb weniger Stunden Unverträglichkeiten auftreten, zum Beispiel allergische Reaktionen.

    Europaweit geht es um mehrere Millionen Impfdosen

    Bisher habe das Paul-Ehrlich-Institut aber keine Nebenwirkungsmeldungen über schwere Reaktionen erhalten, sagte PEI-Präsident Prof. Klaus Cichutek. "Es ist im Sinne der Risikovorsorge und der Sicherheit der Verbraucher jedoch geboten, die Freigabe für bestimmte Impfstoffchargen zurückzunehmen."

    In Deutschland sind 16 verschiedene Impfstoffe gegen die saisonale Grippe im Winter 2012/13 zugelassen. Insgesamt wurden laut PEI 14,2 Millionen Chargen freigegeben.

    Europaweit geht es um mehrere Millionen Impfdosen mit teils je nach Land unterschiedlichen Markennamen. Die Schweizer Behörde Swissmedic erklärte in Bern: "Erste Abklärungen haben ergeben, dass die Sperrung in Italien erfolgte, weil in den Spritzen weiße Partikel festgestellt wurden." Die Experten dort vermuten, dass "es sich um Verklumpungen von normalen Bestandteilen des Impfstoffs" handelt. Swissmedic gehe davon aus, "dass Personen, die in der Schweiz bisher geimpft wurden, gesundheitlich nicht gefährdet sind".

    Novartis schaltet Behörden ein

    Wie in Italien hatte Novartis auch in Österreich die zuständigen Stellen selbst eingeschaltet. Laut einem Gutachten des Herstellers sind die Partikel in den Impfstoffen unproblematisch. Novartis-Konzernchef Joseph Jimenez beteuerte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung der Novartis-Quartalszahlen in Basel, die Impfstoffe seien sicher und wirksam. Die betroffenen Chargen habe Novartis bereits in Italien identifiziert und dort gar nicht erst ausgeliefert. Das spreche für die Qualitätssicherung des Konzerns.

    In Österreich empfahl das Gesundheitsministerium den Ärzten, bis auf weiteres auf andere Hersteller umzusteigen. Dies betreffe die drei unter den Namen Fluad, Sandovac und Optaflu vertriebenen Impfstoffe. "Dies ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, Hinweise auf eine Gefährdung für Patienten liegen derzeit nicht vor", hieß es. Ungeachtet des Novartis-Gutachtens wolle man selbst prüfen, ob die Impfstoffe tatsächlich völlig unbedenklich seien.

    Deutsche Krankenkassen: Exklusivrechte mit Hersteller

    In Deutschland hatte es mit dem Impfstoff Begripal bereits Ärger gegeben. In Bayern, Schleswig-Holstein und Hamburg hatte Novartis mit Begripal als günstigstem Impfstoff eine Ausschreibung der Krankenkassen gewonnen, worauf diese Exklusivverträge mit dem Hersteller abschlossen. Doch Anfang Oktober teilte die Firma mit, das Mittel vorerst nicht liefern zu können. In den Regionen kam es zu Engpässen, obwohl die Kassen den Exklusivvertrag aussetzten.

    Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker sprach von einem "Grippe-Impf-Chaos". Die von den Krankenkassen abgeschlossenen Rabattverträge mit nur einem Hersteller seien "bei den sensiblen Grippeimpfstoffen aus heilberuflicher Sicht nicht vertretbar". (dpa)

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