Der gesuchte Berliner Islamist Denis C. hat sich nach Informationen der Welt am Sonntag offenbar ins Ausland abgesetzt. Die Zeitung berichtete am Samstag vorab unter Berufung auf Sicherheitskreise, den Behörden lägen inzwischen Erkenntnisse vor, wonach C. kürzlich nach Ägypten geflohen sei. Er gelte als Anhänger der verbotenen salafistischen Vereinigung Millatu Ibrahim und werde von den Sicherheitsbehörden als islamistischer Gefährder eingestuft. Vor einigen Wochen sei Haftbefehl gegen ihn erlassen worden.
Terrorexperten: "unkalkulierbares Gefahrenpotenzial"
Die Zeitungen der WAZ-Gruppe berichten in ihren Samstagsausgaben, Denis C. sei bereits Anfang Juni untergetaucht, und es werde nach ihm bundesweit gefahndet. Terrorexperten schätzten sein Verschwinden als "unkalkulierbares Gefahrenpotenzial" ein. Nach Informationen der WAZ-Gruppe ist C. der Kopf von Millatu Ibrahim und hat unter verschiedenen Decknamen mit Terroranschlägen gedroht.
Gesungene Terrorbotschaften
Sein Markenzeichen seien gesungene Terrorbotschaften, in denen er Deutschland als "Schlachtfeld" bezeichne und zu Selbstmordanschlägen aufrufe. Er habe sich zuletzt in Solingen aufgehalten. Vor einigen Jahren war Denis C. noch als Rap-Musiker unter dem Namen "Deso Dogg" tätig.
Das ist Salafismus
Salafisten wollen Staat, Rechtsordnung und Gesellschaft nach mittelalterlichen Regeln umgestalten. Sie sehen sich als Verfechter eines unverfälschten Islams, lehnen Reformen ab und betreiben die Errichtung eines islamistischen Gottesstaates.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz bezifferte die Zahl radikal-islamistischer Salafisten in Deutschland bis Ende Oktober 2016 auf 9200. Es radikalisieren sich dabei immer mehr junge Menschen.
Motor der Radikalisierung ist oft das Internet. Eine autoritäre Erziehung, innerfamiliäre Gewalt und soziale Unsicherheit verstärken Studien zufolge die Bereitschaft junger Menschen, selbst gewalttätig zu werden und sich von Islamisten vereinnahmen zu lassen.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hatte Millatu Ibrahim Mitte Juni verboten, da diese Gruppe den "aktiven Kampf gegen die verfassungsmäßige Ordnung" propagiere. So habe Millatu Ibrahim die gewaltsamen Ausschreitungen Anfang Mai in Solingen und Bonn in sogenannten Kampfvideos legitimiert und zu weiteren Gewalttaten aufgerufen. AZ, afp, dpa