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Politik: Gerhard Schröder spielt wieder mit

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Gerhard Schröder spielt wieder mit

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    Spannungsreich war die Beziehung zwischen Altkanzler Gerhard Schröder und der SPD lange. Diese Zeit ist vorbei. Schröder ist wieder gefragt.
    Spannungsreich war die Beziehung zwischen Altkanzler Gerhard Schröder und der SPD lange. Diese Zeit ist vorbei. Schröder ist wieder gefragt. Foto: Nicolas Bouvy, dpa (Symbolbild)

    Es ist noch gar nicht so lange her, da war es wenig ratsam, mit Gerhard Schröder gesehen zu werden. Zumindest für Leute, die in der SPD noch etwas werden wollten. Der Name Schröder stand für die verhasste Agenda 2010 und den Zerfall der Arbeiterpartei. Er war jetzt nur noch der Kumpel des russischen Präsidenten, der „Gazprom-Gerd“ eben – ein Mann, der offenkundig nicht mit dem eigenen Bedeutungsverlust klarkam.

    Ja, man muss es so hart sagen: Viele Genossen fanden Schröders machohaften Politikstil unter Männern – samt Rotwein und Zigarrenrauch – inzwischen irgendwie peinlich.

    Rückschläge haben Gerhard Schröder gelassener gemacht

    Damit war der Tiefpunkt in der spannungsreichen Beziehung zwischen dem Altkanzler und seiner Partei erreicht. Dazu kam das private Scheitern: Auch seine vierte Ehe hielt nicht bis zum Lebensabend im Lehnstuhl. Doch die Rückschläge haben ihn gelassener und souveräner gemacht.

    Der Mann hat noch etwas zu sagen, aber er hat es nicht (mehr) nötig, sich aufzudrängen. Muss er auch gar nicht: Elf Jahre und 116 Tage, nachdem ihn die Deutschen einfach so abgewählt haben, ist Schröder wieder im Spiel.

    Angebahnt hatte sich das Comeback vor gut einem Jahr, als er erstmals wieder bei einem Parteitag ans Rednerpult trat – und gefeiert wurde. Seitdem sieht man ihn wieder öfter bei der SPD. Erst kürzlich stellte Schröder ein Buch über Helmut Schmidt vor. Im Willy-Brandt-Haus wurde er herzlich empfangen, was ihn zu einem launigen Seitenhieb veranlasste. „Man merkt an den freundlichen Worten der Generalsekretärin: Meine Resozialisierung in der SPD schreitet unabwendbar vorwärts“, sagte Schröder. Ein Gag, natürlich. Doch eben auch ein bisschen Genugtuung.

    Gerhard Schröders Stärke: Sein Selbstbewusstsein

    Die Sozialdemokraten lechzen wiederum infolge all der Niederlagen und Demütigungen nach Leuten, die ihnen zumindest ein bisschen etwas von dem verloren gegangenen Selbstbewusstsein zurückgeben. Und an Selbstbewusstsein hat es Gerhard Schröder bekanntlich nie gemangelt. Dass er sich im Prinzip alles zutraut, ist eine große Stärke des mittlerweile 72-Jährigen – und manchmal auch eine Schwäche.

    Als der Streit um Tengelmann vor einigen Monaten eskalierte, als Tausende um ihre Jobs zitterten, war Schröder wieder voll in seinem Element. Als Schlichter verhinderte er zumindest vorerst das Schlimmste. Und den ein oder anderen Beobachter überkamen geradezu nostalgische Gefühle. Eben noch als Mann von gestern belächelt, verkörpert Schröder plötzlich die gute alte Zeit, als ein Basta noch etwas galt.

    Die vielen Jahre in der politischen Versenkung haben den Altkanzler wieder attraktiv gemacht. Neben der ewigen Angela Merkel, der emotionslosen Konsens-Kanzlerin, wirkt ein Mann, der gerne mal ein Pils trinkt und dazu einen trockenen Spruch raushaut, geradezu wie ein frisches Gesicht. Die Leute haben wieder Lust, ihn zu hören.

    Schröder scheint ohnehin wie gemacht für diese Zeit, in der die politische Debatte so plakativ und manchmal auch schroff ausgetragen wird. Trotz Brioni und Cohiba, trotz seines Aufstiegs bis ins Kanzleramt, hat er die Sprache des Volkes nicht verlernt. Die zu Recht gescholtene übertriebene politische Korrektheit war nie seine Sache. Schröder, das ist Klartext, das ist Schlagfertigkeit.

    Als er neulich auf die SPD-Strategie für den Bundestagswahlkampf angesprochen wurde, sagte er, seine Partei brauche einen „demokratischen Populisten“. Keine Frage, wen er damit meinte: Sigmar Gabriel ist schließlich eine Entdeckung des Altkanzlers. Nach einigen Turbulenzen ist das Verhältnis der beiden so gut wie lange nicht. Sie telefonieren regelmäßig und für Schröder gibt es keinen Zweifel daran, dass Gabriel endlich Kanzlerkandidat werden muss. Dass dieser immer noch zaudert, hält Schröder für einen Fehler. Klar, für ihn selbst war Zaudern ein Fremdwort.

    Altkanzler Schröder arbeitet jetzt hinter den Kulissen

    Aber als Elder Statesman arbeitet er jetzt hinter den Kulissen, öffentlich hält er sich mit klugen Ratschlägen zurück. Er ist eben mit dem Alter auch ein bisschen staatsmännischer geworden. Wer weiß, vielleicht füllt er eines Tages sogar die Lücke, die Helmut Schmidt hinterlassen hat. Auch der wurde schließlich erst mit einiger Verzögerung zum weisen alten Mann der deutschen Politik.

    Und wenn nicht? Dann bleibt Schröder ja immer noch sein neuer Job als Aufsichtsratschef des Fußball-Zweitligisten SV Hannover 96. Im Stadion, bei Bratwurst und Bier, war der einstige Stürmer (Kampfname „Acker“) sowieso immer willkommen – sogar damals, als die SPD nichts mehr von ihm wissen wollte.

    Mehr zu Altbundeskanzler Gerhard Schröder lesen Sie hier:

    Gerhard Schröder neuer Aufsichtsratschef bei Hannover 96

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