In der Kredit-Affäre um Bundespräsident Christian Wulff hat SPD-Chef Sigmar Gabriel eine öffentliche Stellungnahme des Staatsoberhaupts gefordert. "Ich gehe davon aus, dass der Bundespräsident alle offenen Fragen persönlich beantwortet", sagte Gabriel der Passauer Neuen Presse. "Dass nicht er, sondern seine Anwälte kommunizieren, halte ich für unglücklich." Wie der Bundespräsident mit den Vorwürfen umgehe, sei aber letztlich "allein seine Sache".
Wulff-Rücktritt würde Vertrauen "schwer beschädigen"
Gabriel warnte zugleich vor einem Vertrauensschaden. "Ich fürchte, dass die Affäre dazu beiträgt, dass die Menschen immer weniger Vertrauen in Politik haben", sagte der SPD-Chef. Niemand könne aber wünschen, dass "innerhalb von zwei Jahren der zweite Bundespräsident zurücktritt. Damit würde das Vertrauen in die demokratischen Institutionen schwer beschädigt."
Wulff steht wegen eines Privatkredits zum Kauf eines Hauses in Höhe von 500.000 Euro in der Kritik, den er 2008 als niedersächsischer Ministerpräsident bekommen hatte. Kreditgeberin war nach Angaben Wulffs und seiner Anwälte die Ehefrau des Unternehmers Egon Geerkens. Inzwischen räumte ein Anwalt Wulffs aber ein, dass auch der Unternehmer selbst an den Verhandlungen über den Kredit beteiligt war.
Transparency fordert offene Karten
Die Anti-Korruptions-Organisation Transparency International forderte Wulff auf, noch vor seiner Weihnachtsansprache mit einer öffentlichen Erklärung in der Kredit-Affäre reinen Tisch zu machen. "Der Bundespräsident muss vor seiner Weihnachtsansprache am Sonntag alle Karten öffentlich und rückhaltlos auf den Tisch legen", sagte die Vorsitzende von Transparency Deutschland, Edda Müller, der Neuen Osnabrücker Zeitung. Eine Weihnachtsansprache Wulffs zum Zusammenhalt in der Gesellschaft sei "peinlich hoch drei", solange die gegen ihn erhobenen Vorwürfe im Raum stünden. afp/AZ