Weltweit wächst die Angst vor einer atomaren Katastrophe, doch Japan schließt einen Atom-Gau wie in Tschernobyl kategorisch aus. Wie die Atomaufsicht des Landes und der Kraftwerksbetreiber Tepco mitteilten, ereigneten sich am Montag vermutlich zwei Wasserstoffexplosionen, in Reaktor 3 der AKW-Anlage. Nach Angaben der Agentur Jiji wurden elf Menschen verletzt. Bereits am Samstag hatte es in dem rund 250 Kilometer nördlich von Tokio gelegenen Kraftwerk eine Explosion gegeben, durch die das Gebäude rings um Reaktor 1 zerstört worden war. Bei den erneuten Explosionen stürzte das Dach von Reaktor 3 ein. Doch der Reaktorbehälter blieb laut Tepco und Internationaler Atomenergiebehörde (IAEA) intakt.
In dem Reaktor 2 spitzte sich die Lage am Abend (Ortszeit) zu. Dieser konnte nicht mehr ausreichend gekühlt werden. Laut Tepco waren die Brennstäbe dann komplett freigelegt. Wenn die Kühlung ausfällt, überhitzen Brennstäbe, was eine Kernschmelze auslösen kann.
Koichiro Genba, Japans Strategieminister, erklärte jedoch unter Berufung auf die Atomsicherheitsbehörde, es gebe "absolut keine Möglichkeit eines Tschernobyls". Auch die IAEA nannte ein solches Szenario "sehr unwahrscheinlich". Die Umstände seien völlig andere. Japan bat die IAEA offiziell um die Entsendung eines Expertenteams. Die EU rief die Behörde für kommende Woche zu einer Sondersitzung auf, um den Atomunfall in Japan zu diskutieren.
Rettungskräfte kümmern sich um Millionen Opfer der Naturkatastrophe
Zugleich versuchen Rettungskräfte aus aller Welt, unter schwierigsten Bedingungen Millionen von Erdbeben- und Tsunamiopfern zu versorgen. Zahlreiche Orte sind aufgrund der Zerstörungen nur schwer oder gar nicht erreichbar, Nachbeben und Tsunami-Warnungen behinderten die Arbeiten. Gesundheitliche Gefahren durch den Atomunfall drohen den Menschen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) derzeit indes kaum. Das Risiko durch die radioaktive Strahlung sei bislang minimal.
Doch nach UN-Angaben haben Millionen Menschen weder Trinkwasser noch Strom oder Gas. Auch das Benzin wird knapp. Ganze Regionen wurden aufgrund der Kraftwerksausfälle zeitweise vom Stromnetz genommen. Über 500.000 Menschen harrten laut UNO in Notunterkünften aus. Die Kinderrechtsorganisation Save the Children erklärte, bis zu 100.000 seien Kinder obdachlos geworden.
Wie das Rote Kreuz mitteilte, lieferten sich die Helfer einen "verzweifelten Wettlauf mit der Zeit", um Menschen zu bergen, die unter den Trümmern eingeschlossenen sind. Nach Armeeangaben konnten Soldaten 10.000 Menschen retten. Doch allein in der Präfektur Miyagi wurden ebensoviele Tote befürchtet. Retter bargen dort am Montag etwa 2000 Leichen. afp