Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Terror in Paris: Experte warnt vor überzogenen Hoffnungen im Anti-Terror-Kampf

Terror in Paris

Experte warnt vor überzogenen Hoffnungen im Anti-Terror-Kampf

    • |
    Französische Kampfjets fliegen Angriffe gegen IS-Terroristen in Syrien.
    Französische Kampfjets fliegen Angriffe gegen IS-Terroristen in Syrien. Foto: Amboise/Ecpad/Sirpa Air/Handout (dpa)

    Auch eine Ausweitung der Militäroperationen gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) wird die Terrorgefahr nach Ansicht des Sicherheitsexperten Karl-Heinz Kamp nicht bannen. "Dass Frankreich jetzt seine Luftangriffe ausgeweitet hat, ist nachvollziehbar, aber dies muss nicht zwingend Nato-Aktivitäten nach sich ziehen", sagte der Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (Baks) der Deutschen Presse-Agentur.

    Im Nahen und Mittleren Osten sei derzeit ein Zerfall von Staaten zu beobachten. Die Bereitschaft einzelner Nato-Staaten, dort militärisch einzugreifen, sei unterschiedlich. "In unseren Gesellschaften ist - auch als Folge des Afghanistan-Einsatzes - eine gewisse Interventionsmüdigkeit zu erkennen", stellte Kamp fest. Zu glauben, man könne wieder zu den alten Verhältnissen in der arabischen Welt zurückkehren, sei ohnehin unrealistisch.

    Luftangriffe gegen IS nur begrenzt sinnvoll

    Das ist die Organisation IS

    IS ist eine islamistische Organisation. Sie hat das Ziel, einen Islamischen Staat zu errichten. Dieses Kalifat soll die Länder Syrien und Irak, aber auch den Libanon, Israel und Jordanien miteinander vereinen.

    IS steht für Islamischer Staat. Gebräuchlich ist auch die Abkürzung ISIL, das steht für Islamischer Staat im Irak und in der Levante oder ISIS für Islamischer Staat im Irak und in Syrien.

    Ihr Ziel verfolgen die Anhänger der Organisation mit militärischen Mitteln und brutalster Gewalt, darunter Bombenattentate, Folter, und Hinrichtungen von Zivilisten.

    IS kämpft an vielen Fronten. Die Terrorgruppe geht bewaffnet gegen die Regierungen in Syrien und im Irak vor, führt Krieg gegen schiitische Gläubige und vermeintliche sunnitische Kollaborateure.

    Die IS hat ihre Wurzeln in der Widerstandsbewegung gegen die Besetzung des Iraks nach dem Irakkrieg 2003.

    Die Gruppe profitierte 2013 vom Machtkampf der von Schiiten dominierten Regierung in Bagdad mit Sunniten und beherrscht inzwischen weite Teile des Iraks.

    Im syrischen Bürgerkrieg hat Isis vor allem im Nordosten des Landes die Kontrolle erlangt. Dort griff die Gruppe kurdische Städte an und massakrierten Zivilisten.

    In den besetzten Gebieten verordnen die Dschihadisten der Bevölkerung strenge Regeln. So sollen Frauen die Häuser nur noch verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist. Alkohol und Rauchen ist verboten, ebenso Veranstaltungen und freie Presse.

    Im April 2014 sagte sich IS von Al-Kaida los. Deren Führung habe sich von den Grundsätzen des "Heiligen Krieges" entfernt, hieß es.

    Wie viele Menschen sich IS angeschlossen haben, ist unklar. Schätzungen sprechen von bis zu 15.000 Kämpfern.

    Anführer der Bewegung ist seit Mai 2010 Abu Bakr al-Baghdadi. Die USA führt ihn als einen der meistgesuchten Terroristen der Welt.

    IS wirbt im Internet aktiv um Kämpfer aus Europa. «Isis macht eine sehr gute Öffentlichkeitsarbeit», sagte der EU-Koordinator für Terrorismusbekämpfung, Gilles de Kerchove. Die Islamisten hätten sogar Kameras auf ihre Kalaschnikows geschraubt, um ihre Operationen in Echtzeit im Internet zu übertragen.

    Finanziert wurde IS zu Beginn von saudischen und katarischen Gönnern. Mittlerweile hat die Organisation mit mafiösen Methoden eigene Einnahmequellen erzeugt, etwa mit dem Schmuggel von Öl.

    Begrenzte Luftangriffe gegen den IS sind seiner Meinung nach dennoch sinnvoll, weil sie die Organisation zwängen, sich zu verstecken. "Alle, die mit einem Jeep und einer schwarzen Fahne durch die Wüste gefahren sind, die sind jetzt tot", sagte Kamp. Damit seien die Terroristen aber noch nicht handlungsunfähig. "Wir werden mit dem Problem des islamistischen Terrors noch sehr lange Jahre zu tun haben", prognostizierte der Baks-Präsident. Daher sei es wichtig, unsere Gesellschaften gegenüber diesem Phänomen widerstandsfähig zu machen. Auch zusätzliche Maßnahmen im Bereich der inneren Sicherheit seien notwendig.

    Zur Frage nach regionalen Partnern im Kampf gegen den Terror sagte er: "Die Türkei ist ein schwieriger, und Saudi-Arabien ist ein noch schwierigerer Partner." Russland habe sein Ziel, durch eine Intervention in Syrien das Regime von Präsident Baschar al-Assad zu stützen, bisher nur teilweise erreicht. Dies liegt laut Kamp unter anderem daran, dass die Golfmonarchie Katar Assads Gegner erneut aufgerüstet habe. "Russland hat seinen Einsatz in Syrien rasch begonnen, aber es könnte schwierig werden, diesen wieder zu beenden", fügte Kamp hinzu. Dass Russland in Syrien nicht nur die Terrormiliz IS bekämpfen wolle, sei schon daran zu erkennen, dass Moskau auch Radaranlagen nach Syrien verlegt habe. Dabei verfüge der IS gar nicht über Flugzeuge. AZ/dpa

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden