Schon beim Musiksender Viva begann er, als Moderator seine singenden Kollegen durch den Kakao zu ziehen. Der Durchbruch gelang dem Typen mit dem immer ein wenig fiesen Grinsen dann bei ProSieben mit „TV total“. Indem er Schnipsel aus TV-Sendungen verfremdete, musikalisch unterfütterte und auf eine neue Wahrnehmungsebene hob, revolutionierte Raab die oft dröge Darbietung von Schlagern im Fernsehen.
Das Gespür des 45-Jährigen für das, was der Markt will, ist untrüglich. Phantasievolle Botschaften sind seine Sache nicht. „Alles, was mit Fiktion zu tun hat, ist nicht mein Ding. Mich interessiert die Realität.“ Und die war häufig düster bei der nationalen Vorausscheidung zum Eurovision Song Contest. Bis dann Raab kam und den Platzhirsch Ralph Siegel das Fürchten lehrte.
Mit Gildo und Zungenbrechern zur ARD
Für Guildo Horn schrieb er 1997 „Piep, piep, Guildo hat euch lieb“ und verhalf dem altbackenen Wettbewerb zum Comeback. Im Jahr 2000 schaffte es der Meister mit dem Zungenbrecher-Song „Wadde Hadde Dudde Da“ auf Platz fünf. Im Jahr 2010 holte eine verzweifelte ARD das Multitalent mit ins Boot. Das Ergebnis ist bekannt. Lena gewann überlegen in Oslo, Raab hatte alles richtig gemacht. Aber so virtuos er auch auf der PR-Klaviatur spielt, sein Familienleben ist für den Vater zweier Töchter Privatsache.
Wenn heute Abend auf ProSieben die Vorentscheidung "Unser Star für Baku" (20.15 Uhr) startet, mischt Raab wieder mit, obwohl er sich eigentlich aus dem Contest zurückziehen wollte. Aber er sitzt nun doch mit in der Jury. Das Wettbewerbsfieber lässt ihn halt nicht los.
Die Schattenseiten des Raab-Humors
Ebenso wenig wie der Sport. Ob Wok-WM, Springreiten oder Turmspringen – jüngere Zuschauer mögen den Tausendsassa. Mitunter macht ihm seine kesse Lippe Probleme. Im Fall der 16-jährigen Schülerin Lisa Loch, über deren Namen er sich lustig gemacht hatte, wurde Raab zu 70.000 Euro Schadenersatz wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte verurteilt.
Unvergessen, wie er die aus der TV-Sendung von Richterin Barbara Salesch bekannte sächsische Hausfrau Regina Zindler zum „Star“ seines „Maschen-Draht-Zaun“-Hits machte. Die Frau wechselte den Wohnort. Rupert Huber