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Integration: Erdogan: Türken sollen zuerst Türkisch lernen

Integration

Erdogan: Türken sollen zuerst Türkisch lernen

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    Türkischer Ministerpräsident Tayyip Erdogan. dpa
    Türkischer Ministerpräsident Tayyip Erdogan. dpa

    Drei Jahre nach seiner berüchtigten Kölner Rede ist der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan erneut bei einem Deutschland-Besuch durch kritische Äußerungen aufgefallen. Bei einer Veranstaltung in Berlin erneuerte Erdogan am Dienstagabend seine Forderung, dass die Türken in Deutschland zuallererst die türkische Sprache lernen müssten. In einem Zeitungsinterview sagte er zur Begründung: „Wenn ein Kind eine neue Sprache erlernen will, muss es die eigene Sprache gut können.“

    Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) widersprach Erdogan umgehend: Deutsch und nicht Türkisch müsse die erste Sprache junger Türken in Deutschland sein. Das Erlernen der deutschen Sprache sei eine zentrale Voraussetzung, um die zu hohe Zahl von Schulabbrechern zu senken und die Basis für beruflichen Erfolg zu legen.

    Erdogan rudert zurück

    Am Mittwoch zeigte sich Erdogan, der zu einem Festakt anlässlich des 50. Jahrestags des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens angereist war, konzilianter: Vor Hunderten geladenen Gästen im Außenamt sagte er, natürlich unterstütze auch er „von ganzem Herzen“, dass die Türken Deutsch lernten. „Wir wollen, dass alle Türken in Deutschland Deutsch lernen.“ Sogar zwei Mal sagte er auf Deutsch: „Wir gehören zusammen.“

    Kanzlerin Angela Merkel betonte bei der Feierstunde die Bedeutung von Ausbildung und Deutschkenntnissen. Es gebe viele Beispiele erfolgreicher Integration. „Dennoch sage ich: Es sind noch nicht genug. Und ich sage: Es gibt auch Probleme.“ Nur ein Kind, das zum Schulbeginn einwandfrei Deutsch spreche, könne dem Unterricht folgen. „Jeder Rückstand zu diesem Zeitpunkt ... ist später kaum mehr aufzuholen“, mahnte sie.

    Erdogan: Europäische Mitschuld an kurdischem Terror

    Erdogan erhob auch Vorwürfe gegen die Europäer wegen angeblicher Mitschuld am Terror der kurdischen PKK und am Tod unschuldiger Zivilisten. Dem Ärger der Türken liegen zum Teil innenpolitische Motive zugrunde. Die Vorwürfe Erdogans bildeten am Mittwoch eines der Hauptthemen auf den Titelseiten türkischer Zeitungen: Die Europäer seien ebenso für den Terror verantwortlich wie die PKK, wurden die Berliner Äußerungen des Regierungschefs in der Zeitung Hürriyet zusammengefasst. Erdogan spielte auf Finanzquellen der PKK in Deutschland an, wo die Rebellen bei Kurden über Schutzgeld und Spenden viel Geld für den bewaffneten Kampf gegen Ankara sammelten. Merkel sagte dazu, Deutschland stehe „ohne Wenn und Aber“ an der Seite der Türkei.

    Ankara vermisst auch eine aktive Hilfestellung der Bundesregierung beim türkischen Wunsch nach einem EU-Beitritt. „Deutschland ist das Land, von dem wir uns an erster Stelle Unterstützung erhoffen“, sagte Erdogan. Die Türkei wolle der EU nicht eine Last sein, sondern Last nehmen. mit dpa/afp

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