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Nach Boston-Attentat: Einige deutsche Politiker wollen schärfere Videoüberwachung

Nach Boston-Attentat

Einige deutsche Politiker wollen schärfere Videoüberwachung

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    Überwachungskameras am Landeshaus in Kiel: Politiker und Verfassungsrichter warnen vor überzogenen Reaktionen auf den Terror in Boston.
    Überwachungskameras am Landeshaus in Kiel: Politiker und Verfassungsrichter warnen vor überzogenen Reaktionen auf den Terror in Boston. Foto: Carsten Rehder/Archiv (dpa)

    Das Thema Videoüberwachung ist in Deutschland wieder neu entfacht. Anlass für die neuerliche Diskussion um eine Ausweitung der das Attentat in Boston. Einige Inneminister der Union wollen eine Verschärfung der Videoüberwachung. Der Präsident des  Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hingegen mahnte zur  Besonnenheit. Bundesjustizministerin Sabine  Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) bezeichnete die Sicherheitsgesetze als ausreichend.

    Forderung: Videoüberwachung in Deutschland ausweiten

    Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hatte sich nach dem  Anschlag in Boston dafür ausgesprochen, die Videoüberwachung auf  öffentlichen Plätzen in Deutschland auszuweiten. Nach Informationen  der "Welt am Sonntag" will er dafür im Bundeshaushalt 2014 mehr  Mittel beantragen. Friedrich führe bereits intensive Gespräche mit  der Deutschen Bahn, damit die Videoüberwachung auf Bahnhöfen  verstärkt werde.

    Joachim Herrmann: "Wichtige Täterhinweise"

    Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte der "Welt"  (Samstagsausgabe), in Boston hätten Videoaufnahmen wichtige  Täterhinweise und schnell verfügbare Ermittlungsansätze geliefert. Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU) erklärte der "Welt",  Videoaufnahmen seien nicht nur bei Terrorakten ein gutes Mittel,  sondern schafften auch an Kriminalitätsschwerpunkten Sicherheit.

    Leutheusser-Schnarrenberger wies die Forderungen nach schärferen  Sicherheitsvorkehrungen zurück. Der Anschlag von Boston sollte  "nicht für eine innenpolitische Debatte instrumentalisiert werden",  sagte sie der "Welt am Sonntag".

    SPD: Keine totale Kontrolle öffentlicher Räume

    Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion,  Thomas Oppermann, erklärte in Berlin, die SPD wolle "keine totale Kontrolle öffentlicher Räume, aber Videoaufnahmen an kritischen,  potenziell gefährlichen Orten, wo die Gefahr von Anschlägen  besteht". Die Linken-Abgeordnete Petra Pau kritisierte, bei den  Bundesinnenministern, egal ob Friedrich oder sein Vorgänger Otto  Schily (

    Der Bundesverfassungsgerichtspräsident Voßkuhle warnte vor  überzogenen Reaktionen. Dass nach einem Ereignis wie in Boston  sofort Forderungen formuliert würden, sei Teil des politischen  Geschehens, sagte er der "Welt am Sonntag". Zur Balance von  Sicherheit und Freiheit gehöre aber auch, Gesetze zu überprüfen und  gegebenenfalls wieder abzuschaffen.

    Die Abschreckung der Videoüberwachung

    Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar warnte ebenfalls vor  "reflexhaften Forderungen". Schließlich hätten die Videokameras in  Boston die Anschläge nicht verhindert. Allerdings sei er nicht  grundsätzlich gegen Video-Überwachung. Es komme aber auf die  Verhältnismäßigkeit an.

    Der Präsident des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, sagte dem  Magazin "Focus", Videoüberwachungen könnten "abschreckend wirken  und entscheidend bei der Aufklärung von Straftaten wirken". Er  warnte aber auch vor zu hohen Erwartungen an eine Videoüberwachung.  "Eine hundertprozentige Sicherheit kann es nicht geben."

    Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg  Maaßen, zeigte sich besorgt, dass der versuchte Anschlag auf dem Bonner Hauptbahnhof nach mehr als vier Monaten noch immer nicht  aufgeklärt sei. "Wir müssen davon ausgehen, dass ein oder mehrere  Täter im Land sind, die abermals einen Versuch unternehmen und dann  vielleicht eine funktionsfähige Bombe einsetzen", sagte er der  "Frankfurter Rundschau" (Samstagsausgabe). Er halte es nicht für  ausgeschlossen, dass sich ein solcher Anschlag in Deutschland  ereigne.

    Im vergangenen Dezember war in einer Reisetasche am Gleis eins des  Bonner Hauptbahnhofs ein Sprengsatz entdeckt worden, der jedoch  nach Erkenntnissen von Fachleuten des Bundeskriminalamt keinen  Zünder enthielt. afp/AZ

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