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Atomausstieg: Ein Projekt von Jahrzehnten

Atomausstieg

Ein Projekt von Jahrzehnten

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    Im stillgelegten Block A in Gundremmingen wird bei der Demontage der Boden des Reaktordruckbehälters mit Schneidbrennern zerkleinert.
    Im stillgelegten Block A in Gundremmingen wird bei der Demontage der Boden des Reaktordruckbehälters mit Schneidbrennern zerkleinert. Foto: Foto: privat

    Augsburg Block A in Gundremmingen produziert längst keinen Strom mehr. In dem Siedewasserreaktor ereignete sich im Jahr 1977 ein schwerer Störfall; er wurde vom Netz genommen. Trotzdem ragt das Gebäude vor der Silhouette der Kühltürme immer noch wie ein riesiger Stöpsel aus dem Boden. Ein Kraftwerk abzuschalten, so, wie es die Bundesregierung für die älteren Meiler veranlasst hat, geht sehr schnell, bis es allerdings aus der Landschaft verschwunden ist, können Jahrzehnte vergehen.

    Ein Kernkraftwerk herunterzufahren ist ein Routinevorgang, erklärt Stephan Struth, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungszentrum Jülich im Bereich Energie- und Klimaforschung. Es werden Regelstäbe in den Reaktor eingefahren; in Notsituationen fallen sie sogar hinein. „In Sekundenbruchteilen ist am Ende die Kettenreaktion erloschen“, sagt der Forscher.

    Fachleute berichten, dass in einem Kernkraftwerk rund 300 bis 400 Menschen arbeiten; ein Großteil von ihnen muss auch nach der Abschaltung den Betrieb aufrechterhalten. Obwohl der Reaktor nicht mehr am Netz ist, muss die Anlage weiter gekühlt werden. In den Brennstäben gibt es Spaltprodukte, die nach dem Einfahren der Abschaltstäbe und dem Ende der Kettenreaktion zerfallen und Wärme abgeben. „Die Brennelemente müssen deshalb in einem Nasslager einige Jahre abkühlen“, sagt Struth. Die Abklingbecken befinden sich in deutschen Kraftwerken meist über dem Reaktor innerhalb der Schutzhülle aus Beton. Erst nach Jahren können die Brennstäbe dann in einen Castor-Behälter geladen und im Trockenen zwischengelagert werden.

    Auch nach der Entfernung der Brennstäbe sind Teile des Kraftwerks hoch radioaktiv. Das gilt für den Reaktordruckbehälter oder für die Rohre des Wasserkreislaufs, der direkt mit den Brennstäben in Berührung kam. „Man muss Jahre warten, bis die Radioaktivität so weit abgeklungen ist, dass man mit dem Rückbau des Kraftwerks beginnen kann“, sagt Energie-Forscher Struth. In hoch radioaktiven Bereichen müssen Roboter diese Arbeit verrichten, in anderen können Arbeiter mit Atemschutz und Schutzkleidung die Teile zerlegen.

    Im Jahr 2005 meldete das Kernkraftwerk Gundremmingen einen großen Erfolg: Arbeiter hoben die stählerne Bodenwanne des Reaktordruckgefäßes aus der Reaktorgrube. Es war das letzte große Bauteil von Block A, das demontiert wurde. Im Maschinenhaus zerlegte man es mit Schneidbrennern. Zu diesem Zeitpunkt war die Demontage des Blocks A – oder der „Rückbau“, wie es in der Fachsprache heißt – bereits seit rund 20 Jahren in Gang.

    Es bleibt eine grüne Wiese

    In Gundremmingen steht die Betonhülle von Block A noch, an anderen Orten Deutschlands sind Kraftwerke schon verschwunden.

    Beispiel Niederaichbach in Niederbayern: Dort, wo im Jahr 1974 ein mit Natur-Uran betriebenes Versuchskraftwerk nach einer Serie an Pannen und einer Leistung, die nur 18 Tagen Volllastbetrieb entsprach, abgeschaltet wurde, ist heute eine grüne Wiese. Hochlandrinder weiden darauf. In Niederaichbach stand der erste Reaktor in Europa, den man komplett demontiert hat. Übrig blieben 75000 Tonnen Bauschutt, 2200 Tonnen Stahl und 1693 Tonnen radioaktive Abfälle. Der Beton wurde geschreddert und auf Feldwege gestreut, radioaktive Abfälle befinden sich im Endlager Morsleben. (mit dapd)

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