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Brexit: EU-Befürworter nach Mord an Jo Cox in Umfrage wieder vorn

Brexit

EU-Befürworter nach Mord an Jo Cox in Umfrage wieder vorn

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    Brexit-Gegnerin Jo Cox wurde ermordet.
    Brexit-Gegnerin Jo Cox wurde ermordet. Foto: Will Oliver (dpa)

    In der ersten Umfrage seit dem tödlichen Angriff auf die proeuropäische britische Abgeordnete Jo Cox haben sich die EU-Befürworter wieder vor das Brexit-Lager geschoben. Vier Tage vor dem Referendum beendete Regierungschef David Cameron die wegen des Mordes eingelegte Wahlkampfpause am Sonntag mit der Warnung, dass ein EU-Austritt "unumkehrbar" wäre. In Bristall gedachten die Menschen in einem Trauergottesdienst der ermordeten Politikerin.

    In den letzten Umfragen vor dem Verbrechen hatte das Brexit-Lager mit bis zu sechs Punkten in Führung gelegen. Am Sonntag veröffentlichte die "Mail On Sunday" nun eine Umfrage des Instituts Survation, die am Freitag und Samstag vorgenommen worden war: Demnach wollen 45 Prozent der Briten am Donnerstag für den EU-Verbleib stimmen, und nur noch 42 Prozent für den Brexit. Damit hätte sich der Trend gedreht.

    Die Website What UK Thinks ermittelt fortwährend Durchschnittswerte der letzten sechs veröffentlichten Umfragen. Hatte dieser am Donnerstag die EU-Gegner noch mit vier Punkten in Führung gesehen, so lagen am Sonntag beide Lager wieder bei 50 Prozent.

    Wirkt sich Mord an Jo Cox bei Brexit-Abstimmung aus?

    Welche Rolle das Attentat dabei gespielt haben könnte, ist unklar. Der Rechtspopulist Nigel Farage, einer der vehementesten Brexit-Verfechter, sagte dem Fernsehsender ITV, das Brexit-Lager habe "bis zu dieser schrecklichen Tragödie von einer guten Dynamik" profitiert. Der frühere schottische Regierungschef Alex Salmond sagte der Zeitung "Herald Scotland", das Attentat auf Cox könnte eine "bedeutende Auswirkung" haben.

    Der Tatverdächtige Thomas Mair war am Samstag des Mordes beschuldigt worden. Bei dem Gerichtstermin rief er, anstelle seinen Namen zu nennen: "Tod den Verrätern! Freiheit für Großbritannien!"

    Das Attentat auf offener Straße hatte Großbritannien in eine Schockstarre versetzt. Die erbittert geführten Kampagnen für oder gegen den Brexit wurden bis einschließlich Samstag ausgesetzt. Am Sonntag meldeten sich die Wahlkämpfer zurück: Cameron sagte der Zeitung "The Times", die Briten stünden "vor einer existenziellen Wahl ohne Möglichkeit zur Umkehr".

    "Sind Sie einmal aus dem Flugzeug gesprungen, ist es unmöglich, wieder einzusteigen. Wenn man geht, ist es für immer", führte der konservative Regierungschef aus. Er verglich die Brexit-Wortführer Boris Johnson und Michael Gove mit "verantwortungslosen Eltern, die ihre Familie in ein Auto mit kaputten Bremsen und undichtem Tank setzen".

    Johnson - Camerons ärgster parteiinterner Widersacher - sagte der "Sun on Sunday", die Briten hätten "nichts zu befürchten", sondern "eine einmalige Chance, sich die Kontrolle zurückzuholen". Die Menschen müssten "für die Demokratie und für die Hoffnung stimmen", sagte Justizminister Gove - und meint damit für den Brexit.

    Finanzminister George Osborne, der mit Camaron für den Verbleib kämpft, übte scharfe Kritik an einem Wahlkampfplakat Farages. Auf dem kurz vor dem Attentat veröffentlichten Plakat ist ein Flüchtlingszug zu sehen, dazu der Slogan: "Breaking Point" (Bruchstelle): Das Plakat sei "widerlich und abscheulich", es erinnere ihn "an die Nazi-Propaganda der 30er Jahre", sagte Osborne.

    Mehrere britische Sonntagszeitungen gaben ihre Empfehlungen ab. Die "Sunday Times" und der "Sunday Telegraph" sprachen sich für den Brexit aus. Anders die "Mail on Sunday" und der "Observer", die davor warnten, "Frieden und Wohlstand" für "gefährliche Illusionen" aufs Spiel zu setzen. afp

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