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Affäre um Christian Wulff: Die Freunde des Bundespräsidenten

Affäre um Christian Wulff

Die Freunde des Bundespräsidenten

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    Wer war Christian Wulffs Kreditgeber? Geschäftsmann Egon Geerkens mit Ehefrau Edith auf dem Sommerfest des Bundespräsidenten vergangenen Juli.
    Wer war Christian Wulffs Kreditgeber? Geschäftsmann Egon Geerkens mit Ehefrau Edith auf dem Sommerfest des Bundespräsidenten vergangenen Juli. Foto: dpa

    Es war das Jahr, in dem Christian Wulff volljährig wurde, als er jenen Mann das erste Mal kennenlernte, der 34 Jahre später zur größten Belastung seiner politischen Karriere wurde. Egon Geerkens war damals in der Jugend des heutigen Bundespräsidenten ein Skatbruder seines Stiefvaters, der sich einige Zeit zuvor von Wulffs an multiple Sklerose erkrankter Mutter getrennt hatte. Sohn Christian kümmerte sich zu jener Zeit um seine Mutter und seine jüngere Schwester. Ausgleich suchte er schon damals in der Politik – in der Schüler- Union, dem ersten Ausgangspunkt seiner CDU-Karriere, die ihn gut drei Jahrzehnte später ins höchste deutsche Staatsamt führte.

    Wulff: Engster Kontakt zu Egon Geerkens

    Zu Egon Geerkens hielt Wulff immer engsten Kontakt, er wurde zu einem „väterlichen Freund“, wie Wulff jüngst sagte. Geerkens stieg in Wulffs Heimatstadt Osnabrück vom Arbeitersohn zum großen lokalen Immobilieninvestor auf. Er handelte erst mit Unfallautos, Edelmetallen, und Antiquitäten, bevor er zum stadtbekannten Juwelier wurde, wie es heute über den 67-Jährigen heißt. Geerkens richtete auch Wulffs erste Hochzeit 1988 aus, bei der zweiten mit der heutigen „First Lady“ Christina war er 2007 Trauzeuge.

    Spätestens seit dieser Woche ist Egon Geerkens Wulffs größtes Problem. Angefangen haben Wulffs Schwierigkeiten mit einem Weihnachtsurlaub 2009, den er mit Familie in Geerkens’ Ferienvilla in Florida verbrachte. Den Flug buchten die Wulffs bei Air Berlin. Das Unternehmen spendierte dabei der Ministerpräsidenten-Familie ein kostenloses Upgrade von der zweiten Economy in die erste Businessklasse. Vorteil: insgesamt 3000 Euro.

    Wulff in Bedrängnis

    Als der Spiegel dank einer vermutlich gezielten Indiskretion den Bonus auffliegen ließ, geriet Wulff in Bedrängnis: Das strenge Ministergesetz von Niedersachsen lässt allenfalls Geschenke und Vorteile für Kabinettsmitglieder von maximal zehn Euro zu. Schon Wulffs Vorvorgänger, der kurzzeitige niedersächsische SPD-Ministerpräsident Gerhard Glogowski, musste zurücktreten, unter anderem weil er Urlaub auf Kosten des Reiseunternehmens Tui gemacht hatte. Wulff hatte als damaliger Oppositionsführer den SPD-Regierungschef hart wegen des Vorwurfs der Vorteilnahme kritisiert.

    Wulff zahlte die 3000 Euro bei Air Berlin nach. Er betonte, selbst damals nichts von der Aufbuchung mitbekommen zu haben. Auch die Fluggesellschaft argumentierte mit Sicherheitsgründen, weshalb sie die Politikerfamilie besser im Flieger platziert habe. Die niedersächsische Opposition aber stellte harte Nachfragen. Darunter eben jene, ob Wulff neben dem Urlaub im Feriendomizil geschäftliche Beziehungen zu Egon Geerkens oder zu seinen Firmen gehabt habe. Wulff verneinte, obwohl er 2008 mit einem Privatkredit der Familie Geerkens sein neues Haus in Burgwedel gut 20 Kilometer von Hannovers Mitte entfernt, gekauft hatte.

    Gerüchte, dass Geerkens den Hauskauf finanziert habe, waberten schon seit Langem in Hannovers Politikbetrieb. Die hartnäckigen Rechercheure des Spiegel waren schon seit mindestens einem Jahr an der Geschichte dran. Ebenso Journalisten des Stern und der Bild. Der Spiegel klagte durch alle Instanzen, um einen Blick in den Grundbucheintrag für Wulffs Backsteinhaus in Burgwedel werfen zu dürfen. Doch bei dem möglichen Grundschuldeintrag tauchte der Name Geerkens nie auf, wie man heute weiß: Die Kreditgeber verzichteten auf die verbriefte Sicherheit, heute steht die BW-Bank darin, durch die Wulff das heikle Privatdarlehen 2010 nach der Air-Berlin-Affäre ablösen ließ.

    Geerkens’ Frau laut einem Vertrag offizielle Kreditgeberin

    Zuvor war Geerkens’ Frau Edith laut einem Vertrag offizielle Kreditgeberin, weshalb auch Wulff im Landtag auf Oppositionsfragen behaupten konnte, mit Egon Geerkens nie geschäftlich verbunden gewesen zu sein. Nachdem die Bild-Zeitung als Erste ihre Recherchen zum Ziel brachte, stellte sich Geerkens in mehreren Interviews vor Wulffs Version: „Das war ein rein privates Darlehen meiner Frau für einen Freund“, sagte er etwa der Süddeutschen Zeitung, „darin sehe ich keine geschäftlichen Beziehungen.“

    Doch der Spiegel zitiert Geerkens mit einer anderen Version: Demnach habe er alle Verhandlungen mit Wulff geführt, den Kredit abgewickelt und das Geld dem Politiker mit einem anonymen Bundesbankscheck überreicht: „Ich wollte nicht, dass irgendein Bank-Azubi sieht, dass so viel Geld von mir an Wulff fließt“, zitiert der Spiegel Geerkens. Wie kommt es zu den unterschiedlichen Versionen? Wie es heißt, soll der Spiegel sein Gespräch vor den Bild-Enthüllungen geführt haben. Der Präsident hat damit erneut ein Glaubwürdigkeitsproblem.

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