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Schuldenkrise: Deutschland gilt in Italien als Sündenbock jenseits der Alpen

Schuldenkrise

Deutschland gilt in Italien als Sündenbock jenseits der Alpen

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    Die konservative Zeitung "Libero" zeigte Merkel in Nazi-Uniform. Hinter ihr mit einem Knüppel: Silvio Berlusconi.
    Die konservative Zeitung "Libero" zeigte Merkel in Nazi-Uniform. Hinter ihr mit einem Knüppel: Silvio Berlusconi. Foto: dpa

    Kurz nach Mitternacht ist das Ergebnis da. „Wird die antideutsche Stimmung in Italien noch steigen?“, so hatte der seriöse, oppositionsnahe TV-Kanal Rai 3 in seiner populären Nachrichtensendung die Zuschauer gefragt. Stolze 67 Prozent bejahten diese Frage.

    So zeigte der kleine Test, wie sich die Stimmung im von den Sparmaßnahmen und -reformen der Regierung gebeutelten Italien gegenüber Deutschland verschärft hat. Es existiere ein „irrationales Anti-Deutsch-Gefühl, die Tendenz, einen Sündenbock zu suchen“, gibt selbst der moderate Politiker und Deutschland-Experte Rocco Buttiglione in einem Interview mit dem Il Messaggero zu. Das Gros der Medien geht harsch mit Deutschland wegen seiner als zu starr empfundenen Euro-Haltung ins Gericht. Die römische La Repubblica räumt immerhin ein, dass  in Deutschland Wahlen bereits in Sicht seien und deshalb innenpolitische Interessen in den Vordergrund rücken würden.

    Monti wird zum Prügelknaben der Nation

    „Deutschland zeigt Panzer“, so hingegen die römische Il Tempo zu polemischen Äußerungen einiger deutscher Politiker. Doch den Regierungschef selbst nimmt auch niemand in Schutz. Im Gegenteil: Der Wirtschaftsprofessor auf dem Regierungsstuhl wird zum Prügelknaben der Nation. Besonders übel genommen wurden Monti Äußerungen im Spiegel, dass nationale Regierungen in der Euro-Krise von ihren Parlamenten unabhängiger werden sollten. Dass Monti dementierte und sich für seine „missverständlichen“ Formulierungen entschuldigte, nutzte ihm nicht viel.

    Den nächsten Krach provozierte Monti mit einem am Dienstag vom Wallstreet Journal veröffentlichten Interview. Dreimal so hoch wäre heutzutage der Zinsdruck für Italien, wenn die Regierung Berlusconi noch im Amt wäre, erklärte er. Politiker der Berlusconi-Partei PdL gingen daraufhin auf die Barrikaden. Doch den endgültigen Bruch mit der Technokratenregierung Montis mochten die PdL-Abgeordneten dann doch nicht riskieren. Das drastische Sparpaket im Umfang von 26 Milliarden Euro bis Ende 2014 wurde gestern im Parlament von 371 Abgeordneten akzeptiert, 86 lehnten es ab, 22 enthielten sich.

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