Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Steuerabgaben: Deutschland belastet vor allem Geringverdiener

Steuerabgaben

Deutschland belastet vor allem Geringverdiener

    • |
    • |
    CDU-Spitze sieht Steuersenkung nicht vor 2012
    CDU-Spitze sieht Steuersenkung nicht vor 2012 Foto: DPA

    Berlin/Paris (dpa) - Deutschland nimmt bei der Steuer- und Abgabenlast weiter einen Spitzenplatz unter den Industrieländern ein. Zwar ist die Belastung der Arbeitseinkommen nach Angaben der OECD im Jahr 2008 erneut leicht gesunken. Unter den 30 OECD-Ländern kommt Deutschland aber auf den zweit- beziehungsweise dritthöchsten Wert, wie aus einer am Dienstag in Berlin vorgelegten Studie hervorgeht.

    Für einen alleinstehenden Durchschnittsverdiener waren nur in Belgien und Ungarn die Abzüge höher. Von 100 Euro Arbeitskosten (Bruttoverdienst plus Sozialbeiträge des Arbeitgebers) blieben ihm im vergangenen Jahr nach Abzug von Lohnsteuer und Sozialbeiträgen noch 48 Euro übrig. Für einen alleinstehenden Geringverdiener waren es 52,70 Euro. Hier waren nur in Belgien die Abzüge höher. Weniger dramatisch sieht es beim verheirateten Alleinverdiener mit Durchschnittsverdienst und zwei Kindern aus: Ihm blieben 63,60 Euro. Bei dieser Gruppe rangiert Deutschland auf Platz 10.

    Die OECD kritisierte, dass Deutschland wie kaum ein anderes Industrieland die Einkommen von Gering- und Normalverdienern mit Sozialabgaben und Steuern belaste. Ab bestimmten Top-Verdiensten dagegen sinke die Belastung wieder, heißt es in der Studie weiter.

    Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der die meisten wichtigen Industrienationen angehören, legt regelmäßig einen Vergleich der Steuer- und Abgabenlast der 30 Mitglieder vor. Sie wird aus der Einkommensteuer abzüglich Bartransfers wie Kindergeld plus Abgaben an die Sozialkassen berechnet. Berücksichtigt wird auch die steuerliche Absetzbarkeit von Beträgen. Als deutschen Durchschnittslohn hat die OECD einen Bruttojahresverdienst von 43_942 Euro unterstellt. Unter anderem durch geringere Beiträge zur Arbeitslosenversicherung ist in Deutschland die Gesamtbelastung der Einkommen gesunken.

    Die OECD fordert seit längerem die Bundesregierung auf, Gering- und Durchschnittsverdiener mehr zu entlasten. Von den Maßnahmen in den vergangenen Jahren hätten vor allem Gutverdiener profitiert. Anders als die progressive Einkommensteuer vermuten lasse - mit jedem Euro mehr Lohn steigt auch die Steuerlast -, sinkt laut OECD in Deutschland die Belastung der Arbeitseinkommen ab einem bestimmten Punkt wieder. Dies sei in kaum einem anderen Land der Fall.

    So fallen in Deutschland den Angaben zufolge bei einem Single mit einem Jahresgehalt von 63_000 Euro mit 53,7 Prozent die höchsten Abzüge durch Steuern und Sozialbeiträge an. Bei 110_000 Euro hingegen müssten nur noch 50 Prozent der Arbeitskosten an Sozialkassen und Staat abgeführt werden. Die Quote liege damit auf dem Niveau eines Arbeitnehmers mit 36_500 Euro Jahresgehalt. Dieser Effekt sei auf die Beitragsbemessungsgrenzen bei den Sozialabgaben zurückzuführen.

    "Auch bei Paaren und Familien unterscheidet sich die Verteilung der Abgabenlast in Deutschland deutlich von der anderer OECD-Länder", heißt es weiter. Für Verheiratete mit nur einem Erwerbstätigen liege sie eher im Mittelfeld. Bei einem Durchschnittsverdiener mit zwei Kindern lande Deutschland auf Platz 10. Wenn beide Partner arbeiten, liege Deutschland bei der Abgabenlast wieder in der Spitze: "Damit setzt das deutsche Steuer- und Abgabensystem wenig wirtschaftliche Anreize, die Erwerbsarbeit auf beide Partner zu verteilen."

    Besonders weit über dem OECD-Mittel liege die Abgabenlast für Alleinerziehende mit geringem Einkommen. Grund dafür sei, dass viele OECD-Länder dieser Gruppe umfangreiche staatliche Mittel gewährten. In einigen Ländern führe dies dazu, dass der Arbeitnehmer sogar netto mehr in der Tasche habe als der Arbeitgeber brutto zahle.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden