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Reaktionen auf Besuch Bendikts XVI.: Der Papst ist weg, die Fragen bleiben

Reaktionen auf Besuch Bendikts XVI.

Der Papst ist weg, die Fragen bleiben

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    Der Papst hat den deutschen Bischöfen eine Menge Gesprächsstoff für ihre Vollversammlung Anfang Oktober hinterlassen.
    Der Papst hat den deutschen Bischöfen eine Menge Gesprächsstoff für ihre Vollversammlung Anfang Oktober hinterlassen. Foto: dpa

    Auch am Tag nach seinem Deutschland-Besuch sorgt Papst Benedikt XVI. mit der Absage an innerkirchliche Reformen, mehr Ökumene und seinen Ausführungen zum Verhältnis von Staat und Kirche noch für Diskussionen. Kirchenkritiker und engagierte Katholiken äußerten sich ebenso enttäuscht wie Vertreter der evangelischen Kirche. Die christlichen Parteien hielten sich am Montag mit Kommentaren zurück.

    Deutlich wurde Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann. „Innerkirchliche Kritik wird zu schnell als illoyal und ungehorsam hingestellt, statt zu sehen, dass sie aus Sorge erfolgt“, sagte der engagierte Katholik hinsichtlich der innerkirchlichen Reformdebatte. Der Tübinger Theologe und Kirchenkritiker Hans Küng schrieb in einem Zeitungsbeitrag, der Papst habe ein offenes Ohr und ein „hörendes Herz“ versprochen. Tatsächlich habe er aber mit versteinertem Herz auf die Reformanliegen „der meisten deutschen Christen reagiert und sei zudem ein Haupthindernis für die ökumenische Verständigung mit der evangelischen Kirche. Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Manfred Kock, bezeichnete den Papstbesuch als „Demonstration des römischen Zentralismus“.

    Zollitsch: Bischöfe müssten über Herausforderungen reden

    Dagegen werteten die katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken den viertägigen Papstbesuch in Berlin, Thüringen und Freiburg als großen Erfolg. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch, sprach aber auch davon, dass Benedikt die deutschen Katholiken vor Herausforderungen gestellt habe, über die die Bischöfe auf ihrer Vollversammlung nächste Woche in Fulda reden müssten. Zugleich wies er die Einschätzung zurück, wonach sich der Papst bei seiner Ansprache im Freiburger Konzerthaus für die Abschaffung der Kirchensteuer ausgesprochen habe. Es sei ihm vielmehr darum gegangen, dass sich Kirche nicht mit dem Aufrechterhalten von Strukturen begnügen dürfe.

    Benedikt XVI. hatte am Sonntagnachmittag die katholische Kirche ermahnt, nicht auf weltliche Privilegien zu setzen. Zwar ging der Papst nicht ausdrücklich auf die Forderungen von Politikern und Juristen nach einer Abschaffung von „Dotationen“ und grundlegenden Änderungen bei Kirchensteuern und Staatskirchenrecht ein. Er betonte jedoch, frühere Epochen der Säkularisierung, etwa die Enteignung von Kirchengütern und die Streichung von Privilegien, seien eine Hilfe für die Kirche gewesen, weil sie zu ihrer „Reinigung“ und zur inneren Reform beigetragen hätten. Welche staatlichen Vorrechte er konkret meint, sagte der Papst nicht. Zu den Privilegien zählt in Deutschland unter anderem die staatliche Einziehung der Kirchensteuer.

    Das Ziel der Papst-Äußerungen: "Verinnerlichung des Glaubens"

    Der Kölner Staatsrechtler Stefan Muckel sagte, man dürfe in die Papst-Äußerungen keine staatskirchenrechtlichen Konsequenzen „hineingeheimnissen“. Ähnlich sieht das der evangelische Religionssoziologe Detlef Pollack vom Exzellenzcluster Religion und Politik der Universität Münster. Die Äußerungen „sind Teil eines größeren Programms, dessen Ziel lautet: Verinnerlichung des Glaubens“, sagte er.

    Kirchenkritiker dürften die Papstworte indessen mit Interesse registrieren. Einzelne Politiker von Linken, SPD, FDP, Grünen und Piratenpartei fordern die Abschaffung von „Privilegien“ und Staatsleistungen für die Kirchen. Der FDP-Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften, Stefan Ruppert, sagte, die Liberalen würden sich „einer gerechten Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen“ nicht verschließen. Sie sollte aber im Einvernehmen mit den Kirchen erfolgen. dpa, kna

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