Das ist so ein typischer Nemetz-Satz. Der Chef der Augsburger Staatsanwaltschaft wirkt in der Öffentlichkeit stets sachlich, bisweilen knurrig. Der 60-Jährige ist bekannt dafür, ohne Ansehen der Person zu ermitteln. Auch mit „politisch“ heiklen Fällen wie der Anklage gegen Politikersohn Max Strauß ging er souverän um. Jetzt ist Nemetz Herr über das Ermittlungsverfahren gegen die mutmaßlichen Mörder des Polizisten Mathias Vieth. Und niemand zweifelt daran, dass er auch dieses Verfahren akribisch und konsequent zu Ende führt.
Der strenge, unerbittliche Strafverfolger hat aber auch ein ganz anderes Gesicht. Nemetz ist ein feinfühliger Mensch. Es belastet ihn, wenn er mit brutalen Verbrechen konfrontiert wird. Morde, bei denen Kinder und Jugendliche die Opfer sind, gehen ihm nahe. Fälle wie Ursula Herrmann, die in einer Kiste erstickte, oder Vanessa aus Gersthofen, die in ihrem Bett erstochen wurde. Solche Fälle vergisst er nie.
Reinhard Nemetz ist ein Arbeitstier. Er gilt als Jurist mit ungeheurem Fachwissen, Zielstrebigkeit und hohen Ansprüchen – sich selbst und seinen Mitarbeitern gegenüber. Nemetz fordert von seinen Leuten viel, er fördert sie aber auch und stellt sich schützend vor sie. Er ist derjenige, der abends das Licht ausmacht im Strafjustizzentrum. Fleiß, Fachwissen und Hartnäckigkeit haben dem gebürtigen Augsburger eine steile Karriere eingebracht. Nemetz trat 1978 in den Justizdienst ein. Den größten Teil seines Berufslebens hat er bei der Augsburger Staatsanwaltschaft gearbeitet. An die Spitze der drittgrößten Anklagebehörde in Bayern rückte er 1999. Seitdem steht er immer wieder im Mittelpunkt bei spektakulären Strafverfahren.
Das Privatleben ist Reinhard Nemetz dagegen heilig, auch deshalb, weil er berufsbedingt immer wieder Bedrohungen und Beleidigungen ausgesetzt ist. Viel ist nicht bekannt über den Privatmann. Er ist verheiratet und reist gern. Eine Anekdote, der er nicht widerspricht, legt den Verdacht nahe, dass Nemetz zu kindlicher Freude fähig ist: Mit großem Vergnügen soll er einmal eine Modelleisenbahn durchs Wohnzimmer fahren haben lassen. Und immer wieder blitzt Nemetz’ trockener und hintersinniger Humor hervor. Einem verzweifelten Journalisten, den er bei einer Recherche abblitzen ließ, erklärte Nemetz einst: „Hätten S’ halt was Gescheites gelernt.“ Holger Sabinsky-Wolf