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Olympische Sommerspiele: Das nächste Prestigeprojekt: Berlin will Olympia

Olympische Sommerspiele

Das nächste Prestigeprojekt: Berlin will Olympia

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    Das Olympiastadion in Berlin. Hier würden die meisten Veranstaltungen stattfinden.
    Das Olympiastadion in Berlin. Hier würden die meisten Veranstaltungen stattfinden. Foto: Paul Zinken (dpa)

    Ein Flughafen, der nicht fertig wird, mehr als 60 Milliarden Euro Schulden und ein Bürgermeister, der in einer Umfrage soeben als unbeliebtester Politiker der Stadt geoutet wurde: In keiner deutschen Großstadt türmen sich die Probleme zu solchen Bergen wie in Berlin. Regierungschef Klaus Wowereit und seinen Senat allerdings hindert das nicht daran, schon das nächste ambitionierte Großprojekt zu planen: Sie wollen die Olympischen Sommerspiele zum zweiten mal nach 1936 in die Hauptstadt holen.

    Olympia: Die Zeit ist reif für einen neuen Anlauf

    Noch ist nicht entschieden, ob der Deutsche Olympische Sportbund sich überhaupt um die Wettbewerbe 2024 oder 2028 bemüht – und, wenn ja, ob er dann Hamburg ins Rennen schickt oder tatsächlich das notorisch klamme, auf die Hilfe anderer Bundesländer angewiesene Berlin. Nach der krachend gescheiterten Bewerbung für die Spiele des Jahres 2000, als ein Skandal dem nächsten folgte und Berlin mit mageren neun Stimmen schon im ersten Durchgang ausschied, halten Wowereit und seine Mitstreiter die Zeit nun jedoch für reif, für einen neuen Anlauf. Jan Stöß, der Vorsitzende der Landes-SPD, findet gar: „Eigentlich müsste sich das Internationale Olympische Komitee bei uns bewerben.“ Berlin sei schließlich eine hochattraktive Stadt. „Dass wir große Sportveranstaltungen können, ist nicht erst seit der WM 2006 klar.“ Sein Kollege von der CDU, Innensenator Frank Henkel, sieht das ähnlich: „Was für den Fußball gilt, gilt auch für die Olympischen Spiele, und daher ist es richtig, dass Berlin sich für Olympia bewirbt.“

    Klaus Wowereits Strategen denken über die Stadtgrenzen hinaus

    Ende des Monats will der Senat dem Olympischen Sportbund sein Konzept für Olympia in Berlin vorlegen, das für eine erste Machbarkeitsstudie schon ziemlich konkret ausgefallen ist: Beachvolleyball auf der Wiese vor dem Reichstag, Dressurreiten im Park von Schloss Sanssouci in Potsdam, die Kanurennen in Brandenburg an der Havel oder im sächsischen Markkleeberg, die Segelkonkurrenz an der Ostsee und die Fußballspiele über halb Ostdeutschland verteilt: Nach allem, was bisher durchgesickert ist, denken Wowereits Olympia-Strategen weit über die Grenzen der Hauptstadt hinaus. Nur um die alles entscheidende Frage macht der Senat noch einen Bogen: Was die Spiele kosten werden bzw. dürfen.

    Flughafen muss Olympischem Dorf weichen

    Berlin wolle möglichst viele bereits vorhandene Sportanlagen nutzen und Wert auf Nachhaltigkeit, Bescheidenheit und Bürgerfreundlichkeit legen, verspricht der für das Olympische Dorf mit Wohnungen für 17 500 Sportler und Funktionäre entstehen, in die nach den Olympischen und den Paralympischen Spielen Studenten, Senioren und Behinderte einziehen sollen.

    Wie schon Anfang der neunziger Jahre hat sich allerdings auch jetzt wieder ein Bündnis von Initiativen und Organisationen aus dem in Berlin traditionell starken grünen und linken Milieu zur Oppositionsbewegung „NOlympia“ zusammengeschlossen. Die Geschäftsführerin der Naturfreunde, Judith Demba, war damals schon dabei und ist es heute wieder. In dieser Zeit, sagt sie, sei Berlin noch ärmer geworden, nun aber wolle die Stadt alleine für die Bewerbung bereits 60 Millionen Euro ausgeben. Erschwerend hinzukommt, dass die Hauptstadt neben dem neuen Flughafen noch eine Reihe weiterer Großprojekte zu stemmen hat, die immer später fertig werden und immer teurer obendrein, allen voran die Sanierung der Staatsoper, das geplante Einheitsdenkmal und das neue Stadtschloss. „In einer Stadt, in der Schulsport ausfällt, weil Sporthallen fehlen, müssen die Prioritäten anders gesetzt werden“, sagt die Sportexpertin der Linkspartei, Gabriele Hiller.

    Auch die unter dem Eindruck des gescheiterten Münchner Versuchs versprochene Bürgerbeteiligung, stichelt die grüne Fraktionsvorsitzende Ramona Pop, „wird immer mehr zur Witzveranstaltung, wenn der Senat das Ergebnis jetzt schon vorweg nimmt.“ In einer als Stimmungstest deklarierten Umfrage auf der Homepage der Hauptstadt können die Berliner zwar eine Reihe unverbindlicher Fragen über Sinn und Leitbild einer möglichen Olympia-Bewerbung beantworten. Die entscheidende Frage aber fehlt: Wollen Sie, dass Berlin sich bewirbt, oder wollen Sie es nicht?

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