Das Recht auf freie Meinungsäußerung dürfe nicht eingeschränkt werden, wenn ein Staatsoberhaupt nach Deutschland kommt, auch nicht, wenn es der Papst ist, sagte Roth der "Berliner Morgenpost". Mit Blick auf Themen wie Frauenrechte und die Gleichstellung Homosexueller ergänzte die Politikerin, es werde dem Papst "mal ganz gut tun, nach Berlin zu kommen und zu spüren, was Realität ist im Jahr 2011". Sie werde sich die Rede im Bundestag zwar anhören, freue sich "aber auch auf die lebhafte Debatte drumherum".
Der deutsche Kurienkardinal Walter Brandmüller kritisierte die Abgeordneten, die sich die Rede nicht anhören wollen, indes scharf. "Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages müssen sich der Wirkung dieser Art von Protest im Ausland bewusst sein", sagte er der "Bild"-Zeitung. Durch ihr Verhalten verstärkten sie "das Bild vom hässlichen Deutschen, das leider immer noch existiert".
Papst ab nächsten Donnerstag in Deutschland
Der Papst will Deutschland in der kommenden Woche von Donnerstag bis Sonntag besuchen und in Berlin, Erfurt und Freiburg Station machen. Am Donnerstag soll er auf Einladung von Parlamentspräsident Norbert Lammert (CDU) vor dem Bundestag sprechen. Abgeordnete der Linksfraktion und Parlamentarier von Grünen und SPD kündigten an, sich die Rede nicht anhören zu wollen.
Bundestagspräsident Norbert Lammert sieht den von Oppositionsabgeordneten geplanten Boykott der Papst-Rede am 22. September im Bundestag gelassen. Dies gehöre zu einer freiheitlichen Gesellschaft und einem frei gewählten Parlament. Auch bei Regierungserklärungen von Bundeskanzlern seien schon Abgeordnete ferngeblieben, sagte Lammert in einem Interview mit dem Internetportal "katholisch.de": "Ich habe keinen Anlass daran zu zweifeln, das der Deutsche Bundestag bei der Rede des Papstes nicht nur gut gefüllt, sondern überfüllt sein wird, und stelle mit einem gewissen Amüsement fest, dass die Zahl der Beteiligungswünsche bei diesem Ereignis die Zahl der kritischen Einwände um ein vielfaches überbietet". dpa/afp